Fusion mit Ulmen? Kelberg sagt: Nein, danke

Kelberg/Ulmen · Von einer Zwangsfusion im kommenden Jahr bleibt die Verbandsgemeinde (VG) Kelberg verschont, ganz vom Tisch ist das Thema aber nicht. Vor allem die VG Ulmen ist interessiert: Sie würde ein Zusammengehen - wie von einem Gutachter empfohlen - begrüßen. Davon halten die Kelberger allerdings nichts.

 Die VG Ulmen hat sich die VG Kelberg als Partnerin für einen Zusammenschluss nach 2014 ausgeguckt, die Kelberger wollen davon aber nichts wissen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die VG Ulmen hat sich die VG Kelberg als Partnerin für einen Zusammenschluss nach 2014 ausgeguckt, die Kelberger wollen davon aber nichts wissen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kelberg/Ulmen. Eröffnen sich unter der neuen Ministerpräsidentin neue Fusionsperspektiven? Die Äußerung von Malu Dreyer (SPD), ihre Regierung sei offen für "sinnvolle Neuordnungen über Kreisgrenzen hinweg", ist nicht nur an der Oberen Kyll auf großes Interesse gestoßen (der TV berichtete).
Auch in Ulmen (Landkreis Cochem-Zell) wird man wohl genau hingehört haben, denn dort spielt man seit längerem mit dem Gedanken einer möglichen Fusion über Kreisgrenzen hinweg. Dabei hat die VG eine erklärte Favoritin für einen Zusammenschluss: die VG Kelberg (Kreis Vulkaneifel).

"Perspektivisches Denken": Der Bürgermeister der VG Ulmen, Alfred Steimers (CDU), sagte vor kurzem bei einer Einwohnerversammlung, bei der anstehenden Kommunal- und Verwaltungsreform sei es sehr zu begrüßen, wenn es zu einem Zusammenschluss mit Kelberg käme. Allerdings will Steimers diese Äußerung nicht als offensives Werben um Kelberg verstanden wissen, sondern als "perspektivisches Denken". Die VG Ulmen gehört nur dank einer Ausnahmeregelung nicht zu den vom Land aufgelisteten Fusionskandidaten, eine Garantie auf dauerhaften Fortbestand hat also auch sie nicht. Deshalb ist es aus Steimers Sicht angebracht, sich so früh wie möglich Gedanken um die Zukunft der VG zu machen.
Der Bürgermeister sieht Ulmen in einer "entspannten Position": "Wir gehen das in aller Ruhe an, schließlich ginge ein solcher Schritt über die Kreisgrenzen hinaus. Und die Kreise sind ja erst nach 2014 dran." Entspannt gibt sich auch sein Kelberger Amtskollege Karl Häfner (ebenfalls CDU), trotz der Signale aus der Nachbarschaft. "Wir nehmen die Äußerungen mit aller Gelassenheit zur Kenntnis. An unserer Haltung ändert sich dadurch jedenfalls nichts."
Die Haltung der Kelberger ist klar: keine Fusion, weder innerhalb des Kreises noch außerhalb. Untermauern tun die Kelberger diese Position mit dem Ergebnis einer Unterschriftenaktion: Gut 87 Prozent der Einwohner haben sich im vergangenen Jahr für den Erhalt der VG ausgesprochen.

Keine Erklärung für die Hartnäckigkeit: Warum Steimers so hartnäckig dran bleibt in Sachen Fusion, kann sich Häfner nicht erklären: "Durch ständige Wiederholung werden die Ulmener Argumente jedenfalls nicht besser. Und Gespräche in Mainz helfen auch nicht weiter." Der Ulmener Verwaltungschef bleibt gelassen. Für ihn ist ein Zusammenschluss eine Option, kein absolutes Muss: "Wenn Kelberg eigenständig bleibt, tun wir es halt auch."
Den Zusammenschluss von Ulmen und Kelberg hat der Kaiserslauterner Wissenschaftler Professor Martin Junkernheinrich in seinem Gutachten für das rheinland-pfälzische Innenministerium empfohlen.
Dem ist das Land aber nicht gefolgt, weil es dann seine eigene Vorgabe, dass es im ersten Schritt keine Zusammenschlüsse über Kreisgrenzen hinweg geben soll, ignoriert hätte.

Kooperationsangebot abgelehnt: Ein erster Versuch einer möglichen Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg ist schon vor einigen Jahren gescheitert. 2008 hatte die VG Ulmen in Kelberg angeklopft. Allerdings nicht als Fusionspartnerin, der Blick der Nachbarn richtete sich auf die damalige Regionale Schule (heutige Realschule plus) Kelberg. Die Ulmener hatten vor, eine Integrierte Gesamtschule (IGS) einzurichten, hätten dafür aber die Kelberger Schüler gebraucht. Schulleitung, Elternvertreter und VG-Rat in Kelberg waren sich aber einig: keine Kooperation mit Ulmen.Meinung

Kreise auf der Kippe
Bei der Diskussion um eine mögliche Fusion von Kelberg mit Ulmen darf nicht vergessen werden: Hier geht es nicht nur um zwei Verbandsgemeinden, sondern auch um die Existenz der Kreise, denen sie angehören. Cochem-Zell und Vulkaneifel sind die kleinsten Kreise im Land, keiner von beiden kann sich erlauben, ganze Verbandsgemeinden zu verlieren. Egal, ob "nur" Kelberg (nach Cochem-Zell) oder "nur" die Obere Kyll (nach Bitburg-Prüm) gehen, das Schicksal des Kreises Vulkaneifel ist dann besiegelt: Er verschwindet von der Landkarte. Und selbst wenn keine VG abwandert, wird es eng für den Kreis. Spannend wird zu beobachten sein, ob der neue Landrat eine Idee hat, das drohende Aus zu verhindern. Die wird er brauchen (und noch einiges mehr), denn schon jetzt sind die Zukunftsperspektiven für den Kreis alles andere als rosig. s.sartoris@volksfreund.deExtra

Bei der von Professor Martin Junkernheinrich empfohlenen Fusion der Verbandsgemeinden Ulmen und Kelberg entstünde ein neues Gebilde mit etwa 18 000 Einwohnern (Ulmen knapp unter 11 000, Kelberg knapp über 7000) und 49 Gemeinden (Ulmen 16, Kelberg 33). Zum Vergleich: Die nach den Einwohnerzahlen derzeit größte VG im Land ist Montabaur mit 40 000 Einwohnern, die meisten Ortsgemeinden hat Bitburg-Land mit 51. Finanziell stehen die Dörfer in der VG Kelberg gut da. 28 der 33 Dörfer sind schuldenfrei. Deshalb ist auch kein Ort beim kommunalen Entschuldungsfonds dabei. Anders in Ulmen: Dort machen neun der 16 Orte mit. sts

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