"Ganz ehrlich, das nervt"

Seit Beginn sieht sich das "Karla"-Gesundheitsprojekt für Kinder in der Verbandsgemeinde Hillesheim Kritik vor allem von der CDU ausgesetzt. Mehrfach wurden die Personalausgaben sowie der Abschluss der Verträge mit der Projektleiterin und den Honorarkräften bemängelt. Auch aktuell wieder.

Hillesheim. Karin Pinn, "Karla"-Projektleiterin, wehrt sich gegen die erneut aufgebrachten Vorwürfe und kritisiert wiederum die dauerhafte "Miesmacherei". Im TV-Interview bezieht sie Stellung.

Frau Pinn, was sagen Sie zur dauerhaften Kritik am "Karla"-Projekt?

Pinn: Na ja, zumindest ich bekomme ja auch sehr viele positive Rückmeldungen und hatte schon viele nette Erlebnisse. So werde ich jedes Jahr von den Grundschulkindern zu deren Weihnachtsfeier eingeladen. Bei Frau Bohn und Frau Hilgers, die sich zumeist in der Verwaltung um das Projekt kümmern, sieht das etwas anders aus.

Und was halten Sie von der Kritik an Ihrer Person?

Pinn: Zunächst halte ich es für unredlich, Gehälter in öffentlichen Sitzungen zu diskutieren. Zudem verstößt das gegen die Gemeindeordnung. Die permanente Kritik der CDU-Leute, bei der es immer nur ums Geld geht und nie um die Qualität der Arbeit: Ganz ehrlich, das nervt! Von den Kritikern hat noch nie einer danach gefragt, wie das Projekt läuft. Hingegen wird dauernd mein Gehalt infrage gestellt - und damit auch die Wertigkeit meiner Arbeit. Ich vermute mittlerweile, dass ich nicht als Fachfrau für Ernährung gesehen werde, sondern als FWG-Politikerin.

Mit dem Vorhaben ließe sich ja auch prima Politik in eigener Sache machen.

Pinn: Ich trenne ganz bewusst Beruf und Politik. Andere können oder wollen das aber wohl nicht. Und das Schlimmste: Die Wirkung des Projekts sowie der Imagegewinn für die VG werden verkannt.

Unlängst haben Sie es aber bei einer Veranstaltung der Grünen präsentiert. Wie passt das zusammen?

Pinn: Da wurde mein Rat als Ernährungsexpertin eingeholt. Und bei den Grünen bin ich bekanntermaßen kein Mitglied.

Zu Ihrer Entlohnung: Können Sie nicht nachvollziehen, dass Ihr Gehalt von einigen als unangemessen hoch angesehen wird?

Pinn: Ehrlich gesagt, habe ich keine Lust mehr darauf, dass mein Gehalt öffentlich diskutiert wird. Und deshalb werde ich, wenn die beantragte Verlängerung des Projekts durchgeht, Aufgabenbereiche abgeben und selbst auch kein Geld mehr aus dem Karla-Projekt beziehen, sondern von meinem Arbeitgeber AOK. Das geht, weil der Projektpartner ist. Die wissenschaftliche Begleitung werde ich aber behalten, ebenso werde ich Ansprechpartner für den Bund bleiben. Bei einem Wechsel würde gut ein halbes Jahr für die Einarbeitung verloren gehen.

Grundsätzlich lege ich Wert darauf, dass für qualifizierte Arbeit auch angemessen entlohnt wird. Der Bund als Geldgeber des Projekts setzt das auch voraus. Es ist alles tariflich geregelt. Im Übrigen habe ich wegen des Karla-Projekts die Stundenzahl bei meinem Arbeitgeber reduziert.

Wie viel Geld bekommen Sie denn nun als Projektleiterin?

Pinn: Für die drei Jahre als Projektleiterin sind es rund 60 000 Euro brutto.

Was leisten Sie für Ihr Gehalt?

Pinn: Natürlich gehe ich auch selber in Schule und Kindergärten, mache mit den Kindern Ernährungsprojekte und habe sämtliche Lehrer und Erzieherinnen fortgebildet. Damit auch nach dem Projekt noch was hängen bleibt. Aber meine Hauptaufgabe besteht in der Leitung des Gesamtprojekts. So betreue ich erstens das Netzwerk der rund 20 Partner innerhalb der Verbandsgemeinde und bin deren zentraler Ansprechpartner. Zweitens läuft über mich die Kooperation mit dem Bund.

Ich gebe Feedback, wie die einzelnen Projekte laufen. Ich nehme an den Treffen der 24 Projektteilnehmer im Bund teil und referiere dort über unser Hillesheimer Vorhaben, zudem überwache ich vor Ort die Einhaltung der geforderten Kriterien. Und ich stelle die Anträge für alle Vorhaben - samt detaillierter Projektbeschreibung. Drittens bin ich Ansprechpartner für die Bundesforschungsanstalt in Karlsruhe, die die Vorhaben wissenschaftlich begleitet. Ich erstelle ihnen die Protokolle der Projekte, verfasse mit ihnen die wissenschaftlichen Ausarbeitungen und koordiniere deren Besuche vor Ort. Zudem betreue ich die Vergleichsgruppen, denn die Karla-Teilnehmer werden mit Kindern aus benachbarten Kindergärten und Grundschulen in Bezug gesetzt.

Welche waren für Sie herausragende Bausteine des Projekts?

Pinn: Da gab es viele. Nehmen wir mal "Karla, das Seepferdchen." Da ist es unser erklärtes Ziel, dass kein Kind die Grundschule Hillesheim verlässt, ohne schwimmen zu können. Mit dem Projekt wird so ein Grundstein fürs ganze Leben gelegt: Spaß an der Bewegung im Wasser, am Wassersport.

Kritisiert wird unter anderem, dass zu viel Geld für Personal und zu wenig für bleibende Einrichtungen ausgegeben wird.

Pinn: Auch wir haben anfangs mit mehr Geld für Sachausgaben geplant. Aber da hat uns der Bund rasch klargemacht, dass es sich beim Projekt nicht um eine Investitionsförderung handelt. Grob gesagt ist es so, dass 200 000 Euro für Personalkosten und 100 000 Euro für Sachkosten verwendet werden dürfen. Bei dem Antrag auf Verlängerung dürfen sogar nur noch Personalkosten angegeben werden. Trotzdem ist es so, dass auch bleibende Einrichtungen geschaffen wurden, wie die beiden Karla-Pfade inklusive Bewegungselementen oder die beiden Karla-Mobile mit Spiel- und Artistikgeräten.

Das "Karla"-Gesundheits- und Bewegungsprojekt für Kinder in der VG Hillesheim ist eines von bundesweit 24 Modellvorhaben, bei dem Strategien gegen Übergewicht und motorische Defizite bei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter erarbeitet werden sollen. Dafür wurde das auf drei Jahre angelegte Projekt, das einzige in Rheinland-Pfalz, vom Bund mit rund 300 000 Euro ausgestattet. Zur Person Karin Pinn (TV-Foto: Mario Hübner) ist im Hauptberuf Ernährungsberaterin bei der AOK im Kreis Vulkaneifel. Die 45-Jährige leitet das Karla-Projekt. Zudem ist sie seit Ende 2007 FWG-Kreisvorsitzende und FWG-Fraktionssprecherin im Kreistag. (mh)

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