Bildung „Der Name ist für uns eine Verpflichtung“

Daun/Saarburg · Für ihre Überzeugung ließen sie ihr Leben: Hans und Sophie Scholl, Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime, wurden vor 75 Jahren hingerichtet. Doch wie wird der beiden in der Region gedacht?

Am 22. Februar jährt sich der Todestag von Hans und Sophie Scholl zum 75. Mal. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun wird seiner Namensgeber ebenso wie der „Weißen Rose“ und ihres Widerstands gegen den Nationalsozialismus gedenken. Foto: Stephan Sartoris

Am 22. Februar jährt sich der Todestag von Hans und Sophie Scholl zum 75. Mal. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun wird seiner Namensgeber ebenso wie der „Weißen Rose“ und ihres Widerstands gegen den Nationalsozialismus gedenken. Foto: Stephan Sartoris

Foto: TV/Stephan Sartoris

Es lebe die Freiheit“: Das ist der letzte Satz von Hans Scholl. Dann endet sein junges Leben per Fallbeil. Hingerichtet durch die  Nationalsozialisten, wie wenige Minuten früher seine jüngere Schwester Sophie und wenige Minuten später ihr Mitstreiter Christoph Probst. Sie alle kämpften mit ihren Freunden von der Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ für Frieden und Freiheit. Die Nationalsozialisten ermorden sie dafür am 22. Februar 1943. Verhaftet worden waren sie am 18. Februar 1943. Ihr Todestag jährt sich am Mittwoch zum 75. Mal.  Doch die Geschwister Scholl gelten bis heute als Vorbilder der Zivilcourage. Wie erinnern die beiden Schulen in der Region, die die Geschwister Scholl im Namen tragen, an die Widerstandskämpfer?

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun, das seit 1978 so heißt,  fährt zweigleisig. Zum einen wird es einen öffentlichen Vortrag geben, zum anderen eine interne Auseinandersetzung für Schüler mit dem Thema. Initiiert hat das Ganze die Fachschaft Geschichte.

Nach einer zweistündigen  Gedenkfeier beschäftigen sich alle  Schüler  und Lehrer  am Donnerstag, 22. Februar in unterschiedlichen Workshops mit den Themen „Geschwister Scholl“ und „Widerstand“. Unter  anderem wird die Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler 1942/43“ der Weiße-Rose-Stiftung präsentiert. Für die  achte bis zehnte Klasse  wird das Theaterstück „Sophie Scholl“ im Forum gezeigt. Daneben wird es Beiträge aus den Fächern geben, zum Beispiel zu „Entarteter Kunst“, zu Jugendbüchern zum Thema „Widerstand“ oder zur filmischen Rezeption der Geschwister Scholl.

Unter anderem werden Experten der KZ-Gedenkstätte Hinzert und ein Vertreter des Emil-Frank-Instituts  in Wittlich Workshops leiten.  Gegenstand einer Gruppe ist auch, wie das Thema Weiße Rose durch die Jahrzehnte in Geschichtsbüchern und in der Presse aufgearbeitet wurde. Auch nach dem Aktionstag wird an die beiden erinnert: In der Fastenzeit lesen Schüler jeweils mittwochs in der Pause Texte der beiden vor.

Aber sind die Geschwister Scholl überhaupt noch Vorbilder? „Für viele sicher schon“, sagt Hannah Willems (16), Schülerin der elften Klasse. Sie persönlich habe keine konkreten Vorbilder, schätzt aber die Geschwister Scholl dafür, was sie getan haben.

„Sie können gute Vorbilder sein, sich gegen die Masse zu stellen und seine Meinung zu behaupten. Und es sind Leute, die jeder kennt“, findet sie.

Das findet auch Schulleiter Klaus Weber. Nach dem Vorbild der Münchner Studenten vor mehr als 70 Jahren „wollen wir die Schüler ermutigen, Haltung zu zeigen“, sagt er. „Denn gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, sich zu positionieren.“ Manchmal wünsche er sich bei den Schülern  mehr  Mut, Stellung zu beziehen.

Auch deshalb haben Eltern, Schüler, Lehrer und Schulleitung sich entschieden, beim Projekt  „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ mitzumachen. Derzeit läuft der Aufnahmeantrag.  Weber  sieht den Schulnamen „als Verpflichtung“, ein bestimmtes Wertegefühl zu vermitteln“.

Bei der zweiten Schule in der Region, die den Namen des mutigen Geschwisterpaares trägt, der BBS Saarburg, steht der  22. Februar ebenfalls im Zeichen  der Geschwister Scholl. „Wir planen, das Thema im Unterricht aufzugreifen“, sagt Jutta Pohl, stellvertretende Schulleiterin. Zudem wird es eine von einem Projektteam aus Lehrern und Schülern zusammengestellte Ausstellung auf Leinwänden zur Geschichte der Geschwister Scholl geben. Die Ausstellung wird etwa eine Woche lang im Forum gezeigt. Eine Klasse  werde, so Pohl, sogar wie am 18. Februar 1943 die beiden Ulmer, Flugblätter von der Schulempore werfen.

Ein Theaterstück zur Weißen Rose ist für April geplant. Über diese Aktionen hinaus solle das Vermächtnis der Weißen Rose „ein wichtiger Grundgedanke sein, den wir verfolgen“, sagt Pohl. Ebenso wie das Dauner GSG, will auch die Saarburger Schule im kommenden Schuljahr „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ werden. Damit verpflichtet sich die Schule unter anderem dazu, dass es immer wieder Angebote geben wird, über Zivilcourage nachzudenken und diese zu zeigen.

Professorin Miriam Gebhardt von der Uni Konstanz wird für die Schüler der Oberstufe einen Fachvortrag in der Aula des GSG Daun  halten und dabei das Thema ihres gleichnamigen Buchs „Die Weiße Rose: Wie aus ganz normalen Deutschen Widerstandskämpfer wurden“ (München 2017) behandeln. Der Termin war eigentlich für Mittwoch, 21. Februar, geplant, wurde aber krankheitsbedingt auf  einen späteren Termin verschoben.  Interessierte sind zu diesem Vortrag mit Diskussion willkommen.

Geschwister-Scholl-Straßen in der Region (von links):  in Bitburg, Wittlich und Trier. 

Geschwister-Scholl-Straßen in der Region (von links):  in Bitburg, Wittlich und Trier. 

Foto: Friedemann Vetter
 An der BBS  in Saarburg (links) und am Dauner Gymnasiums erinnert man an die Namensgeber.

An der BBS  in Saarburg (links) und am Dauner Gymnasiums erinnert man an die Namensgeber.

Foto: Friedemann Vetter
Geschwister Scholl straße in Bitburg

Geschwister Scholl straße in Bitburg

Foto: Tv/Ulrike Löhnertz

Eine Ausstellung zu den Geschwistern Scholl wird ab 22. Februar eine Woche lang im Forum der im Forum  der BBS Saarburg gezeigt. Die Wanderausstellung zum Gedenken an die Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl kann bis Ende Februar während der regulären Schulöffnungszeiten im Raum A 06 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums besichtigt werden. Die von der Weiße Rose Stiftung konzipierte Schau wurde vom Grafikdesigner Otl Aicher gestaltet, Texte schrieben Zeitzeugen und Familienangehörige von Mitgliedern der Weißen Rose. 47 Text- und Bildtafeln beschreiben die Entstehungsgeschichte der Weißen Rose, ihre Widerstandsaktionen, die Verbindungen zu anderen Oppositionellen sowie ihre Zerschlagung durch die NS-Justiz. Ein kostenlos downloadbarer Audioguide erzählt die Geschichte der Weißen Rose und seiner Protagonisten. Die Audio-Dateien können entweder direkt abgespielt werden oder als Mp 3 heruntergeladen werden. Info: www.weisse-rose-stiftung.de/ausstellungsverleih/audioguide/

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