Die Opfer „aus der Vergessenheit und Namenlosigkeit herausholen“ Gedenktafel weist auf Opfer des Nationalsozialismus in Lissendorf hin

Lissendorf · Eine neue Gedenktafel weist auf die Opfer des Nationalsozialismus in Lissendorf hin.

 Die neue Gedenktafel an der Kapelle am Ehrenfriedhof Lissendorf.

Die neue Gedenktafel an der Kapelle am Ehrenfriedhof Lissendorf.

Foto: tv/Robert Harings, Rudolf Mathey, Lothar Peter Schun

 Die Arbeit an einem Buch hat Lothar Peter Schun ins Nachdenken gebracht. Bei den Recherchen zum Thema „Die Pfarrei Lissendorf 1933 bis 49“ stieß der frühere Ortsbürgermeister auf viele Schicksale von Lissendorfern, die unter der nationalsozialistischen Diktatur ermordet oder verfolgt wurden. So fand er Hinweise auf die Ermordung des jüdischen Mitbürgers Hermann Rothschild, die, so Schun, sicherlich das gravierendste Beispiel für die Unmenschlichkeit der damaligen Machthaber darstelle. Aber auch Verfolgungen durch die Gestapo, mehrere Zuchthausstrafen und ein ungeklärter Todesfall in der Untersuchungshaft seien bislang unbekannt gewesen oder totgeschwiegen worden.  Schun: „Seitdem mir die Schicksale der betroffenen Bürger und Bürgerinnen durch Funde in vielen Archiven und Behörden bekannt wurden, war es mir ein Anliegen, diese aus der Vergessenheit und Namenlosigkeit herauszuholen. Gerade in Zeiten, in denen diese Verbrechen häufig geleugnet werden, ist es wichtig festzustellen, dass hier auch Menschen aus unserer unmittelbaren Heimat betroffen waren.“

Schun, der sich schon jahrelang damit beschäftigt, diesen Menschen ein Andenken zu schaffen, kam auf die Idee, eine Gedenktafel für den Ehrenfriedhof  Lissendorf anzuschaffen. Diese hängt nun neben der Gedenktafel, die an im Dienst ums Leben gekommene Bundeswehrsoldaten erinnert und vor einigen Jahren auf Anregung von Robert Harings (Reservistenkameradschaft Lissendorf) an der Marienkapelle angebracht worden war.

Unterstützt wurde Schun bei seinem Projekt vom Jagdpächter Dr. Schade, der Jagdpächterfamilie Heiko und Regina Hünemeyer, der Kreissparkasse, der Volksbank, den Energieversorgern Westenergie und EVM sowie Dr. Gehlen aus Lissendorf. Dafür dankten ihnen Schun und Ortsbürgermeister Rudolf Mathey bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag. Die Feuerwehr, die Reservistenkameradschaft, die Hubertusbläser aus Birgel und aktive Soldaten gestalteten die Feier mit. Mathey sagte: „Ich freue mich über dieses Gedenken, welches uns immer wieder daran erinnern soll, nicht in unserem Bemühen nachzulassen, dass solche Verstöße gegen die Menschlichkeit nicht wieder geschehen.“ Leider habe es die Pandemie bislang verhindert, dass sich Angehörige der betroffenen Bürger zu einem angemessenen Gedenken treffen konnten. Vielleicht ergebe sich diese Möglichkeit bei der Vorstellung des für 2022 geplanten Buches, hofft Mathey.

Lothar Peter Schun bittet alle Bürger darum, eventuell noch vorhandene Informationen oder Belege für die Arbeit an seinem Buch zur Verfügung zu stellen.

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