Geduld der Kerpener geht zur Neige

Seit 15 Jahren wird zur Entlastung Hillesheims ein Großteil des Schwerlastverkehrs über die L 10 entlang von Kerpen geführt. Das reicht den Kerpenern langsam. Sie fordern, dass die Hillesheimer Ortsumgehung unverzüglich realisiert wird.

Kerpen/Hillesheim. Die neuen Verkehrszahlen sowie die darauf basierende Prognose für das Jahr 2030, die unlängst in Hillesheim präsentiert wurden, zeigen: Ohne Ortsumgehung droht Hillesheim der Verkehrskollaps. Sowohl für die Kölner als auch für die Koblenzer Straße wird ein Aufkommen von täglich 12 000 Fahrzeugen und mehr vorhergesagt.

Harald Enders, Leiter des Landesbetriebs Mobilität in Gerolstein (LBM), sagt dazu: "Bei einer Verkehrsbelastung von mehr als 10 000 Fahrzeugen auf einer innerörtlichen Straße ist eine Umgehung ein Muss. Da gibt es kein Vertun!"

Schon heute sind die Koblenzer Straße mit bis zu 9400 Fahrzeugen und die Kölner Straße mit bis zu 8700 Fahrzeugen täglich überlastet. Das haben Zählungen im Sommer 2008 ergeben. Mit der ortsnahen Umgehung über den ehemaligen Bahndamm würde sich die Belastung in der Kölner Straße auf 6400 und in der Koblenzer Straße auf 7300 Fahrzeuge reduzieren.

Dennoch ist die Gruppe der Gegner der ortsnahen Variante, die nur noch infrage kommt, noch immer stark. Zumeist handelt es sich um Menschen, die an der vorgesehenen Trasse über den alten Bahndamm in Hillesheim wohnen.

Der Widerstand gegen die mittlerweile deutlich fortgeschrittene Planung wiederum wurmt nicht nur die Befürworter in Hillesheim, sondern auch die Kerpener. Denn die hoffen endlich auf die Hillesheimer Umgehung und somit auf ein Ende des Verkehrssplittings (siehe Extra).
Auf der L 10 fahren besonders viele Brummis

Kerpens Ortsbürgermeister Rudolf Raetz (CDU), der gemeinsam mit dem Großteil des Kerpener Ortsgemeinderats an der Vorstellung der neuen Verkehrszahlen in Hillesheim teilnahm, sagt: "Das Verkehrsgutachten hat die Antwort gegeben: Hillesheim kommt nicht mehr an der Umgehung vorbei. Jetzt geht es darum, sie schnellstmöglich zu realisieren. Die Umgehung muss her, es hat alles lange genug gedauert. "

Die wichtigste Folge für die Kerpener ist, dass dann auch das Verkehrssplitting von 1995 aufgehoben wird. "Denn dabei hat es sich immer um eine vorübergehende Maßnahme gehandelt." Eine, die aber bereits 15 Jahre dauert. Die Folge: Auf der Straße fahren besonders viele LKW. So liegt der Anteil des Schwerlastverkehrs laut LBM mittlerweile bei 22 Prozent und somit deutlich höher als der Landesdurchschnitt bei vergleichbaren Straßen.

Raetz sagt daher: "Wir haben schon lange genug den Kopf für die Hillesheimer hingehalten." Damit spricht er die Belastungen der direkten Anwohner an der L 10 an. Neben dem Lärm ist das vor allem die "Gefährdung bei Einfahren in die L 10, denn an Tempo 50 hält sich kaum jemand".

Die künftige Entwicklung in Sachen Ortsumgehung Hillesheim werden die Kerpener nach Worten ihres Ortsbürgermeisters "genau beobachten". Er sagt: "Wenn Hillesheim die Umgehung verhindert, werden wir auf Rechtswegen versuchen, das Verkehrssplitting aufzuheben."

Einen Mitstreiter hat Raetz auf jeden Fall: Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU). Er hält die Umgehung für "unumgänglich."

Extra

Das Verkehrssplitting wurde 1995 eingeführt, um Hillesheim von einem Großteil des hohen Schwerlastverkehrsaufkommens zu entlasten. Es war von jeher zeitlich begrenzt eingeführt worden, dauert nun aber bereits 15 Jahre. Es regelt, dass die großen Brummis - vor allem Sprudel- und Lava-LKW - auf ihrem Weg nach Norden nicht mehr durch Hillesheim, sondern über die L 10 entlang Kerpen fahren und nur auf dem Rückweg durch Hillesheim kommen dürfen. Es wurde eingeführt, weil es damals keine andere kurzfristige Möglichkeit gab, Hillesheim vom Schwerlastverkehr zu entlasten. Kommt die Ortsumgehung, soll auch das Verkehrssplitting wieder aufgehoben werden. So die damalige Vereinbarung. (mh)

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