Gegenwind wirft ihn nicht um

Ulli Meyer will mit den Linken frischen Wind in den Landtag bringen. Auf der Straße möchte er auch mit den Bürgern in Kontakt kommen, die früher einen großen Bogen um seine Partei machten.

 Linken-Kandidat Ulli Meyer (links) diskutiert mit Herbert Eibenberger über die Politik der Landesregierung.TV-Foto: Tobias Thieme

Linken-Kandidat Ulli Meyer (links) diskutiert mit Herbert Eibenberger über die Politik der Landesregierung.TV-Foto: Tobias Thieme

Daun. Es ist noch etwas frisch um 9 Uhr morgens. Trotzdem hat sich Ulli Meyer mit Kugelschreibern, Ballons und anderen mehr oder weniger nützlichen Dingen bewaffnet, um sie vor der Post an den Mann oder die Frau zu bringen. Die kleinen Präsente tragen das Logo der Partei Die Linke. Für sie möchte Meyer im März in den Landtag einziehen.

Viel los ist an diesem Samstag nicht in der Dauner Innenstadt. Trotzdem bleiben immer wieder Passanten am Stand von Meyer stehen, um sich ein paar Informationsbroschüren in die Hand drücken zu lassen - die sie umso lieber nehmen, wenn auch noch ein Kugelschreiber oder ein Feuerzeug dabei ist.

"Früher haben viele Menschen einen großen Bogen um unsere Infostände gemacht. Wir wurden lange als Kommunisten verbrämt", erinnert sich der Linken-Kandidat.

Wurzeln und Vergangenheit der Partei spielen heute bei den Fragen der Passanten jedenfalls keine Rolle. "Mehr als 50 Jahre Eifel - meine kommunistische Vergangenheit ist überschaubar", sagt der 57-Jährige mit einem Augenzwinkern und spielt damit auf alte SED-Kader bei den Linken an, die sich bis heute in einigen Landesverbänden der Partei tummeln.

Die Fragen der Leute drehen sich viel mehr um die Bundespolitik. Gerne schimpfen sie auf die Kanzlerin oder die etablierten Politiker allgemein. "Ich gehe schon seit Jahren nicht mehr wählen", sagt eine Frau. Eine Vorlage, die Meyer dann gerne verwandelt.

"Die Linke kann frischen Wind in den Landtag bringen", sagt er den Menschen auf der Straße. Aber dass es nicht um die Politik der Kanzlerin geht, ist für viele nicht immer klar zu trennen. "In der Kommunalpolitik ist das einfach, da wissen die meisten, worum es geht. Landespolitik ist schwieriger zu vermitteln", sagt Meyer später.

Etwas zurückhaltend nähert sich ein Mann mittleren Alters dem Infotisch und fragt, wo er denn sein Kreuzchen machen könne. Ihn muss Meyer vertrösten, denn das geht erst am 27. März - oder bereits jetzt per Briefwahl.

So hat es Herbert Eibenberger aus Brockscheid gemacht. Er hat seine Stimme bereits abgegeben. Für Meyer hat er trotzdem ein offenes Ohr. "Ich bin kein klassischer Stammwähler", sagt er. "Wenn ich merke, dass die Partei, die ich beim letzten Mal gewählt habe, träge wird, mache ich mein Kreuzchen bei der nächsten Wahl halt woanders. Die Parteien an der Macht machen viel zu oft Klientelpolitik."

Zwischendurch klingelt Meyers Mobiltelefon. Der Anrufer berichtet von schlechten Nachrichten aus Japan, sagt etwas über die drohende Kernschmelze. "Die alten Dinger müssen endlich abgeschaltet werden", sagt Meyer und meint damit Reaktoren in Deutschland. Der Atomausstieg ist eine Sache, für die er sich auch als Landespolitiker einsetzen möchte. Und dafür springt er auch schon mal einem Auto hinterher, um dem Fahrer noch schnell einen Flyer durch das geöffnete Fenster zu reichen.

Plötzlich greift eine steife Brise unter den Schirm mit dem Linken-Logo. Der Partei bläst der Wind ins Gesicht, könnte man meinen. Meyer grinst: "Nur wer Widerstand spürt, bleibt beweglich. Kann man von den etablierten Parteien im Land nicht wirklich behaupten." Mit dem Slogan "Konsequent sozial" wirbt er für seine Partei. Die meisten Werbemittel mit Partei-Logo muss er am Mittag allerdings wieder mit nach Hause nehmen. Sollte der Linken-Direktkandidat Ulli Meyer in den Landtag einziehen, will er sich besonders für folgende drei Themen engagieren: Umwelt: Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Ausbau der A 1 gestoppt wird. Der Lückenschluss ist völlig überflüssig. Immer mehr Straßenkilometer zu bauen ist die falsche Strategie. Außerdem müssen wir so schnell wie möglich aus der Atomenergie aussteigen, die Laufzeitverlängerung war falsch. Frieden und Sicherheit: Ich werde dafür kämpfen, dass alle Atomwaffen unverzüglich aus Rheinland-Pfalz abgezogen werden. Soziales: Hartz IV und die Rente mit 67 müssen weg. Außerdem kämpfe ich für den Mindestlohn.

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