Geglückte Premiere

GEROLSTEIN/SMOLENSK/MOSKAU. Versuch geglückt, Fortsetzung soll folgen: Die erstmalige Zusammenarbeit von "Eifellicht" mit einer deutschen Handelskette mit Filiale in Moskau hat prima funktioniert. Vorsitzender Ludwig Hahn ist begeistert: "Für die 8000 Euro, die wir gespart haben, haben wir für die hilfsbedürftigen Kinder und Senioren zusätzliche Waren gekauft." Im TV schildert Hahn seine Erlebnisse.

Endlich!Mit dem Flug nach Moskau waren die akribischen Vorbereitungenabgeschlossen, und nur höhere Gewalt oder der Zoll hätten unsnoch einen Strich durch unsere Vorhaben machen können. Zum erstenMal hatten wir den Einkauf der Lebensmittel in Moskauvorbereitet. Getrennt davon startete der Konvoi mit derBekleidung und der gesamten Mannschaft wieder von Gerolstein aus. Von der neuen Kooperation erhofften wir uns vereinfachte Bedingungen an den Grenzen, weniger Papierkram und vor allem eine erhebliche Kostenersparnis, die dann wieder den Heimbewohnern zu Gute kommen sollte. Und es lief alles nach Plan: Wie vereinbart konnten wir die Waren zum Einkaufspreis beim "Marktkauf" beziehen. Ein Zeichen dafür, dass "Eifellicht" auch in Moskau Zuspruch für seine Aktivitäten findet. Von den gesparten 8000 Euro konnten wir zusätzliche Lebensmittel für die Heimbewohner kaufen. Für alle Beteiligten - Spender, Hilfsbedürftige, Verein und Kooperationspartner - ein toller Erfolg.

Jochen Kracht, stellvertretender Generaldirektor der von Edeka geführten Einkaufskette "Marktkauf Russland" in Moskau, hatte das Feld bestens bestellt: Die Ware konnten wir direkt vor Ort überprüfen. Der Geldwechsel war bis hierher die aufregendste Geschichte: Wir mussten unsere Euros in Rubel umtauschen. Gottlieb Welsch, unser Dolmetscher, und ich fühlten uns offenkundig nicht wohl in unserer Haut. Die Bank wurde geschlossen, zwei Sicherheitsbeamte bewachten den Eingang. 30 Mal mussten wir den Automaten mit 500-Euro-Scheinen füttern, bevor wir die notwendigen 586 000 Rubel für unsere 38,5 Tonnen Lebensmittel zusammen hatten. Als das Geld im Tresor untergebracht war, erhielten wir unsere alte Gesichtsfarbe wieder.

Spedition transportiert auf eigenen Kosten

Pünktlich am Freitagmorgen, um 6 Uhr, haben die Fahrzeuge einer deutschen Spedition an der Filiale angedockt. Als das Unternehmen von unserem Vorhaben erfahren hatte, erklärte es sich spontan bereit, kostenfrei zu transportieren. Und der "Marktkauf" stellte weitere Mitarbeiter ab, die die Züge beluden.

Dann ging's los in den zwei alten russischen Kama-Trucks. Doch die jungen russischen Fahrer waren mit allen Finessen ausgestattet, um die Lkw zu führen. Nach acht Stunden hatten wir die 350 Kilometer bis Jarzewo zurückgelegt. Noch am gleichen Abend wurden neun Tonnen Lebensmittel für das Kinderheim abgeladen. Und das Beste: Wir durften selbst entscheiden, ganz ohne Zoll, wann und wo wir abladen. Kein Wort über eine Plombe, kein Wort über fehlende Papiere, kein Wort über nicht Zoll fähige Ware. Dass wir das noch einmal erleben durften!

Am nächsten Tag wurde die Ware teilweise von den Heimen selbst abgeholt, teilweise dort hin transportiert. Am Samstagabend, gegen 18 Uhr, hatten wir unsere gesamte Ladung gelöscht. Wir hatten mit den Kraftfahrern ein super Team erwischt: Keine Arbeit, kein Sack war den Jungs zu viel. Die Zuverlässigkeit des neuen Partners "Marktkauf" in Moskau, und dafür steht der Name Jochen Kracht an vorderster Stelle, ist für den Verein "Eifellicht" und künftige Hilfsgütertransporte besonders wichtig. Denn es geht um die optimale Verwendung von Spendengeldern. Daher gilt dem "Marktkauf"-Team ein großer Dank.

Der Konvoi aus Gerolstein hatte mittlerweile in Brest die weißrussische Grenze erreicht. Dass die Crew aber 25 Stunden festgehalten wird, damit hatte niemand gerechnet. Wieder so ein einzelnes Papier, das fehlte. Oder wollten die Zöllner doch nur geschmiert werden? Tausendfach hatten wir darüber gesprochen, dass wir nicht mit Spendengeldern schmieren. Jetzt stellt sich die Frage erneut. Also ging ich in Smolensk auf die Suche nach diesem Papier. Eine Odyssee, an einem Sonntag ein amtliches Papier zu erhalten. Dank unserer Verbindungen in der Stadt gelang es nach sechs Stunden, das vermeintlich fehlende Papier zu besorgen und es zur Grenze zu faxen.

Erfahrene Mannschaft zeigt erstmals Neven

Nach einem Telefonat mit Transportleiter Alfred Cornesse stellte sich dann heraus, dass das fehlende Dokument nicht mehr erforderlich war, weil der Schichtleiter der Grenztruppen die Papiere plötzlich für völlig in Ordnung hielt. Jetzt zeigte auch die erfahrene Mannschaft Nerven.

Nach 72 Stunden Fahrzeit erreichte der Transport Smolensk. Spätestens ab hier war alles Routine: Die Heime wurden beliefert wie immer, die Wiedersehensfreude und die Freude über die Hilfslieferungen waren groß. Die Zollbeamten vor Ort hatten wir im Griff. Problematischer hingegen die Rückfahrt: Der Zeitdruck war groß, da in Polen für Sonntag und Montag Fahrverbot ausgesprochen war. Die Grenze in Brest war wieder die Nahtstelle. Die Zeit verging, und nach zehn Stunden Wartezeit lagen unsere Nerven blank. Weitere zwei Tage wollte hier niemand aus dem Team verbringen. Also blieb Transportleiter Alfred Cornesse keine andere Wahl. Er drückte dem Zöllner 20 Euro in die Hand - wohl wissend, dass der Schuss auch nach hinten losgehen kann. Und was geschah? Während alles verstopft war und hunderte LKW auf die Durchfahrt warteten, öffnete sich für uns wie von Geisterhand die Grenze. In zehn Minuten waren wir in Polen. Glücklich erreichte der Konvoi am Sonntagabend Gerolstein.

* Die Aufzeichnungen bearbeitete

Mario Hübner

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