Kultur Geht die Kultur aufs Dorf?

Daun/Niederstadtfeld · Künstler aller Sparten, Sportler und andere Interessierte aus der Verbandsgemeinde Daun suchen ein Domizil für ein offenes Kulturzentrum. Mittlerweile ist die ehemalige Schule in Niederstadtfeld das realistischste Szenario.

 Da war nochmal richtig Leben in der Bude: Weil das Schulgebäude in Üdersdorf saniert wurde, waren die Grundschüler und Lehrer von dort nach Niederstadtfeld umgezogen. Aber das ist auch schon  mehr als ein Jahr her, seitdem steht das Gebäude wieder leer.

Da war nochmal richtig Leben in der Bude: Weil das Schulgebäude in Üdersdorf saniert wurde, waren die Grundschüler und Lehrer von dort nach Niederstadtfeld umgezogen. Aber das ist auch schon  mehr als ein Jahr her, seitdem steht das Gebäude wieder leer.

Foto: e_daun <e_daun@volksfreund.de>

Mit Kultur und auch querdenkerischen Ansätzen kennen sich die Niederstadtfelder aus: In den 1980er und 1990er Jahren war hier die sogenannte Lernwerkstatt zu Hause, ein von einem gemeinnützigen Verein in der zuvor leerstehenden Dorfkneipe betriebenes Tagungshaus. Besucher kamen aus ganz Deutschland, von exotischen Tantraseminaren bis zu kreativen Seidenmalkursen, vom Obstbaumschnitt bis zum Klassikkonzert war alles möglich. Promis der Alternativszene gingen hier ein und aus, Franz Alt oder Rainer Langhans, der norwegische Friedensforscher Johan Galtung oder der Erfinder der Zukunftswerkstätten Robert Jungk.

So wäre es nur konsequent, wenn in Niederstadtfeld auch das Ergebnis jener Kultur-Zukunftswerkstätten lebendig würde, die im Rahmen des WEGE-Prozesses (die Abkürzung steht für „Wandel erfolgreich gestalten“) der Verbandsgemeinde Daun stattfanden und noch stattfinden (der TV berichtete). Der vordringlichste Wunsch von Musikern, bildenden Künstlern, Theatermachern, Literaten oder auch Skatern und anderen Kulturinteressierten, der sich in diesen Treffen herauskristallisierte: Ein offenes Kulturzentrum muss her! Caroline Seibert und Andrea Soboth vom Institut für Regionalmanagement, die den WEGE-Prozess begleiten, machten sich also auf die Suche nach einer geeigneten Immobilie.

Eine Art architektonische „eierlegende Wollmilchsau“ müsste es sein, möglichst zentral gelegen, möglichst kostengünstig, möglichst mit vielen variabel nutzbaren Räumen, möglichst mit ausreichend Parkraum und Außenflächen versehen.

Ein paar Areale waren in der näheren Auswahl, zum Beispiel die ehemalige Brotfabrik. Doch für deren Gelände hat der neue Besitzer Eifelion offenbar andere Pläne, und alternativ in Frage kommende Gebäude erwiesen sich bislang als zu teuer.

Zwar hat VG-Bürgermeister Werner Klöckner signalisiert, dass die VG ein Kulturzentrum unterstützt, doch wie sich diese Hilfestellung in konkreten Eurobeträgen ausdrückt, ist derzeit noch ungeklärt und dürfte sowieso nicht uferlos sein. Immer im Hinterkopf war daher die ehemalige Schule in Niederstadtfeld, die der VG gehört. Dort gibt es Platz satt – innen wie außen.

Beim jüngsten Treffen der Kulturschaffenden ist nun ein Konsens entstanden. „Es ist noch keine endgültige Festlegung“, schildert VG-Jugendpfleger Rüdiger Herres, der mit im Boot ist, den Stand der Dinge, „aber wir haben die Übereinkunft getroffen, jetzt die ehemalige Schule als realistischstes Szenario anzugehen.“

Die Sportler des Skateboarding Vulkaneifel, die anlässlich von „Daun spielt!“ eine Rampe aufgestellt hatten, haben diese dort bereits untergebracht. Vieles müsse noch entschieden werden: In welcher Trägerschaft arbeitet das Kulturzentrum, zum Beispiel in Form eines Vereins? Welche und wie viele Räume werden konkret benötigt, so dass klar wird, wie hoch die Miete und Nebenkosten sind?

Als nächsten Schritt werde es voraussichtlich am 4. September eine Ortsbegehung geben. „Wir haben eine Steuerungsgruppe ins Leben gerufen, in der wir uns die Sache genauer anschauen“, sagt Michael Frangen, Leiter der Musikschule Vulkaneifel, der ebenfalls einer der vorbereitenden Initiatoren des geplanten Zentrums ist. „Und das machen wir ‚standesgemäß‘ mit einem kleinen Event, mit Musik und Rahmenprogramm.“

So könne das Potenzial der Räume schon mal unter Beweis gestellt werden. Außerdem ist geplant, zwecks Erfahrungsaustausch nach Trier zur Tufa zu fahren. Das offiziell 1985 gegründete Herzstück der Trierer Soziokultur entstand ebenfalls aus einem zunächst informellen Zusammenschluss verschiedener freier Kulturvereine sowie einzelner Aktiver und bekam die Unterstützung der Stadt.

Die Tufa könnte für die Vulkaneifeler Initiative eine Vorbildfunktion haben – und so dazu beitragen, dass die Niederstadtfelder erneut ein Stück kulturelle Experimentierfreude vor die Haustür bekommen.

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