Geisens Tanz auf zwei Hochzeiten

DAUN. Die Wähler müssen sich nur auf eine Änderung gegenüber 2001 einstellen: Für CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/Grüne treten die Direktkandidaten im Wahlkreis Daun an, die auch vor fünf Jahren dabei waren. Neu ist nur der Bewerber der WASG.

Die letzte Hürde haben die Kandidaten für die Landtagswahl genommen: Ihre Unterlagen sind von der Kreisverwaltung und auch vom zuständigen Wahlausschuss geprüft worden. Alle haben die Voraussetzungen erfüllt und treten am 26. März um das Direktmandat im Wahlkreis Daun an. Gegenüber der Landtagswahl vor fünf Jahren hat sich (personell) kaum etwas geändert: Für CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Grüne treten die Direktkandidaten an, die auch 2001 dabei waren. Dazu gesellt sich mit Michael Stienz der Bewerber der WASG, die es vor fünf Jahren noch nicht gab. Gut, dass die Mitglieder des Wahlausschusses gute Augen haben: Auf dem Vordruck des Wahlzettels stand als CDU-Kandidat "Herbert Schneider". Nicht auszudenken, wenn das fehlende kleine "s" nicht bemerkt worden wäre. Ansonsten gab es nur ein kleines Problem mit einem Ersatzkandidaten, dessen Berufsbezeichnung nicht auf den Wahlzettel passte, der aber auf telefonische Nachfrage einer kürzeren Version zustimmte. Die Messlatte sehr hoch gehängt

Die Ausgangslage: CDU-Kandidat Herbert Schneiders (Daun), der seit 1991 im rheinland-pfälzischen Landtag sitzt, will erneut das Direktmandat verteidigen und hofft zudem, nach 15 Jahren auf der Oppositionsbank endlich auch einmal einer Regierungsfraktion anzugehören. Die SPD-Bewerberin Astrid Schmitt (Kirchweiler) sitzt seit 1996 im Mainzer Parlament. Sie hat vor fünf Jahren die Messlatte hoch gehängt: Mit 40 Prozent der Erststimmen erreichte die Sozialdemokratin ein für den traditionell schwarzen Wahlkreis Daun sehr gutes Ergebnis. Astrid Schmitts Rückkehr in den Landtag ist so gut wie sicher, auch wenn sie nicht direkt gewählt wird, denn sie steht auf einem so genannten sicheren Platz (17) der Landesliste der SPD Rheinland-Pfalz. Kaum Aussichten auf den Einzug in den Landtag haben die Kandidaten Karl-Wilhelm Koch (Hillesheim, Bündnis 90/Grüne) und Michael Stienz (Kelberg, WASG), weder durch den Gewinn des Direktmandats noch durch einen sicheren Listenplatz. Für eine besondere Konstellation sorgt FDP-Kandidat Edmund Geisen. Im Februar vergangenen Jahres bereits als Direktkandidat nominiert, bescherte ihm das gute Abschneiden der FDP bei der vorgezogenen Bundestagswahl (bei der Geisen auf dem vierten Platz der Landesliste kandiert hatte) im September völlig überraschend den Einzug in den Bundestag. "Aus zeitlichen Gründen nicht anders machbar"

Sein Landtagsmandat hat der Bundestagsabgeordnete zwischenzeitlich niedergelegt, ist aber Direktkandidat für die Landtagswahl geblieben. Selbst wenn der - eher theoretische - Fall eintritt, dass Geisen den Wahlkreis gewinnt, würde er nicht nach Mainz zurückkehren, sondern den Ersatzkandidaten Alfred Cornesse nachrücken lassen. Geisen räumt ein, dass er nicht ganz glücklich ist mit der Konstellation, aber "wir haben es aus zeitlichen Gründen einfach nicht mehr hinbekommen, einen neuen Kandidaten zu küren". Andererseits: Auf den bewährten Namen Edmund Geisen, der in den vergangenen Bundes- und Landtagswahlen gute Ergebnisse erzielt hat, mochte die Dauner FDP im Wahlkampf doch nicht verzichten. Herbert Schneiders erklärt, er habe "kein Problem mit der Kandidatur von Edmund Geisen. Nachdem er aus freien Stücken vom Land- in den Bundestag gewechselt ist, wird wohl kaum jemand annehmen, dass er nun wieder in den Landtag will". Anders sieht es Astrid Schmitt: "Ich halte es für schwer nachvollziehbar für die Wähler, dass jemand, der vor einigen Wochen sein Landtagsmandat abgegeben hat und im Bundestag sitzt, weiter als Direktkandidat antritt. Ich hätte mir gewünscht, die FDP hätte klare Verhältnisse geschaffen. So ist es keine gute Lösung." Karl-Wilhelm Kochs Kommentar: "Als Vertreter einer ,kleinen' Partei, der die Personalnöte genau kennt, kann ich die Entscheidung der FDP beziehungsweise von Edmund Geisen nachvollziehen. Gleichwohl finde ich sie nicht in Ordnung. Jeder, der ein Mandat anstrebt, sollte Willens sein, dieses auch anzunehmen. Meiner Einschätzung nach wird ein Landtagsmandat weder von Geisen angestrebt noch wäre es, gemessen an den Anforderungen, realistisch umzusetzen. Das macht ihn und seine Partei an dieser Stelle unglaubwürdig, aber die Wähler werden das durchschauen."

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