Gelber Riese nur noch ganz klein

ÜXHEIM. Aus nach rund sechs Jahren: Heute schließt Jörg Wassong seinen Getränkehandel mit Postfiliale in Üxheim zum letzten Mal auf. Nachdem ihm vergangenes Jahr das Postbank-Geschäft weggenommen worden war und sich auch der Getränkeverkauf nicht mehr lohnt, zieht er einen Schlussstrich. Ab Mai wird es aber wieder Briefmarken- und Paketdienst im Dorf geben: bei Lebensmittel Köhler.

 Ende mit Wehmut: Heute schließt Jörg Wassong nach gut sechs Jahren seine Postfiliale in Üxheim zum letzten Mal auf. TV-Foto: Mario Hübner

Ende mit Wehmut: Heute schließt Jörg Wassong nach gut sechs Jahren seine Postfiliale in Üxheim zum letzten Mal auf. TV-Foto: Mario Hübner

Ende einer turbulenten Ehe: Nach mehr als einem halben Jahrzehnt, in dem er in seinem Getränkehandel in der Straße Am Hellenberg 17 in Üxheim neben Sprudel, Bier und Limo auch Briefmarken und Pakete sowie etliche Dienstleistungen der Post angeboten hat, gibt Jörg Wassong das Geschäft auf. Er sagt: "Jetzt ist definitiv Schluss." Als Grund für seine endgültige Entscheidung führt der 36-Jährige an, dass "es sich in keinster Weise mehr lohnt, da mir die Post immer mehr Geschäftsfelder genommen hat, zuletzt - Mitte vergangenen Jahres - das Postbank-Geschäft Das ist klassisches Ausbluten." Die Folge: Immer mehr Kunden blieben weg, die Einnahmen gingen rapide zurück.Wassong: Vergütung ging um zwei Drittel zurück

Zudem machte die Vergütung fürs Postbank-Geschäft mit rund 40 Prozent die größte Einnahmequelle der Kooperation mit dem "Gelben Riesen" aus, der Verlust sei daher nicht zu kompensieren. Für den Paketdienst und den Briefservice habe er jeweils 30 Prozent erhalten. Das große Geld mache man mit dem Post-Geschäft ohnehin nicht. Zwar schweigt Wassong über seine Gesamtvergütung, "da das vertraglich so vereinbart ist", er sagt aber: "Im Vergleich zum Start vor sechs Jahren habe ich nun nur noch knapp ein Drittel der Vergütung erhalten." Die Fixkosten hingegen seien gleich geblieben. Unter anderem schlage die höhere und dementsprechend teurere Geschäftsversicherung zu Buche. Denn wer Wertgegenstände wie 500er-Rollen von Briefmarken zu 3,90 Euro vorhalten muss, muss dies auch dementsprechend versichern. "Bei einem Ehrenamt wird man zumindest noch steuerlich bevorteilt, bei diesem Ehrenamt zahle ich nur noch drauf", zieht Wassong einen Vergleich. Auf die Frage, ob seine Kunden verärgert seien und ob er das zu spüren bekomme, sagte Wassong: "Die Verärgerung gegenüber der Post ist groß, mich hat der Frust aber nur teilweise getroffen: Einerseits sind viele zwar nicht gerade erfreut, dass ich nun aufgebe, andererseits zeigen die meisten Verständnis." Was die Leute ärgere, sei, dass sie zuletzt zwar noch Briefmarken bekommen hätten, jedoch um zehn Euro von ihrem Konto abzuheben, trotzdem hätten nach Hillesheim fahren müssen. Für viele ältere Leute aus dem Dorf, die fast alle kein Auto haben, besonders problematisch, so Wassong. Bereits für Juli 2005 Kündigung erhalten

"Ich habe mich stets dafür eingesetzt, dass Dienstleistungen auf dem flachen Land beibehalten werden", sagt der spürbar enttäuschte Geschäftsmann. In der Tat: So hat die Post ihre für Juli 2005 ausgesprochene Kündigung der Filiale in Üxheim nach Intervention von Wassong und dem Ortsgemeinderat Üxheim überraschend zurückgenommen. Alois Reinarz (CDU), Ortsbürgermeister der Großgemeinde Üxheim, die sich über die sieben Ortsteile Üxheim, Ahütte, Leudersdorf, Flesten, Nollenbach, Heyroth und Niederehe erstreckt und rund 1440 Einwohner zählt, sagte zu der aktuellen Entscheidung: "Ich habe das Gefühl: Die Post zieht sich Schritt für Schritt zurück. Zuerst kappt sie Leistungen, dann geht sie komplett." Ein Trost ist es für Reinarz, dass ab Mai zumindest wieder ein Briefmarken- und Paketservice der Post im Ort angeboten wird: im Lebensmittelladen von Hugo Köhler in Üxheim. Köhler berichtet: "Erst wollten wir ja nicht, aber dann, nachdem uns der Ortsbürgermeister überredet hat, dachten wir: Na, lass uns das mal probieren." Bis Mai sollen die Bürger der Großgemeinde Üxheim vom Postboten bedient werden.

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