Für die Nachwelt erhalten Gerolstein bekommt ein Stadtarchiv: Was darin aufbewahrt wird (Fotos)
Gerolstein · Ein lange gehegter Wunsch wird Wirklichkeit: ein Stadtarchiv für Gerolstein. Wo wäre es besser aufgehoben, als im alten Rathaus direkt über dem Telefonmuseum? Es ist zwar noch im Aufbau – aber der Volksfreund durfte schon mal einen Blick hineinwerfen.
Endlich gibt es sichere Räumlichkeiten, um historisch bedeutsame Unterlagen, Fotografien, Filme, Bücher und ähnliche Medien zu sammeln, zu katalogisieren und dauerhaft aufzubewahren. Auch an eine Möglichkeit zur Digitalisierung wurde gedacht.
Zwei mithilfe von Spendenmitteln frisch renovierte Räume wurden mit Vitrinen, Schränken und Schreibtischen aus „Altbeständen“ ausgestattet. Das Upcycling der gebrauchten Möbel beweist: Es sind bisher keine großen Kosten zu Lasten der Stadt angefallen.
Den Flur vor dem Archivraum hat der Förderverein der Städtepartnerschaften gestaltet. Vorsitzende Evi Linnerth und Brigitte Bockhoop haben Urkunden, Bilder, Gastgeschenke vieler Jahrzehnte aus Digoin (Frankreich), Gilze Rijen (Niederlande) und Ramat Gan (Israel) zu einer kleinen „Ausstellung der Freundschaften“ dekoriert. Schöne Dinge, die aus ihrem Schattendasein in städtischen Schränken und aus Privathaushalten befreit, jetzt einen Ehrenplatz erhalten haben.
Das Stadtarchiv Gerolstein wird ehrenamtlich aufgebaut und betreut
Frank Kerner (Mitglied des Stadtrates Gerolstein) und Hans-Josef Hunz (früherer Fachbereichsleiter der Verbandsgemeindeverwaltung Gerolstein) haben schon viel Freizeit in das Projekt investiert – alles auf ehrenamtlicher Basis.
Beide haben sich auch zur weiteren Betreuung des Stadt-Archivs bereit erklärt, „das derzeit noch im Aufbau ist“, wie Kerner nochmals betont. Er hatte vor zwei Jahren von Familie Böffgen den Nachlass von Historiker Karl-Heinz „Böbbes“ Böffgen für die Stadt Gerolstein entgegengenommen. „Es musste Platz gefunden werden, diese Dinge vernünftig unterzubringen“.
Froh über eine Lösung des Lagerbedarfs äußert sich auch Hans-Josef Hunz: „Im Rathaus der VG wurden in der Vergangenheit von meinen Vorgängern und mir viele Bücher und Schriften, Fotos, Bilder über Gerolstein gesammelt, die in einem speziellen ‚Archiv‘der Stadt Gerolstein jetzt sicherlich gut aufgehoben sind.“
Was im Stadtarchiv Gerolstein alles für die Nachwelt aufbewahrt wird
In einer besonderen Vitrine finden sich Veröffentlichungen, Unterlagen und Bilder von und über bekannte Gerolsteiner Persönlichkeiten, zum Beispiel über Staatsminister und MdB Dr. Alois Mertes, Stefan und Batti Dohm sowie die bisherigen Ehrenbürger der Stadt.
Eine kleine Sammlung historisch bedeutender Akten und Urkunden findet ebenfalls ihren Platz. Gemälde von Eifler und Gerolsteiner Künstlern schmücken die Wände. Originale von Urkunden und Niederschriften, die an das Landeshauptarchiv Koblenz abgegeben werden, sollen dem Stadtarchiv als Kopien vorliegen, unter anderem Niederschriften alter Beschlussbücher ab etwa 1860.
In weiteren Regalen finden sich über Gerolstein veröffentlichte Bücher, so auch Werke von Pater Josef Böffgen. Ebenso eine Sammlung von Publikationen zu öffentlichen Einrichtungen ( Schulen, Bundeswehr, Bahn), Festschriften der städtischen Vereine sowie eine ansehnliche Sammlungen alter Post- und Ansichtskarten.
Fotosammlung Fredy Lange geht ans Stadtarchiv Gerolstein
Ein wertvoller Bestandteil des Stadt-Archivs ist eine Fotosammlung des Gerolsteiner Meisterfotografen Fredy Lange aus den Jahren 1920 bis etwa 1980. Tochter Edith Löckenhoff-Lange und Archivar Rainer Nowotny haben rund 25.000 Fotos, die die Entwicklung der Stadt Gerolstein vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren, zur Verfügung gestellt. Stadtbürgermeister Uwe Schneider bezeichnete den Nachlass als wertvollen Schatz und war von der Arbeit, die Rainer Nowotny über viele Jahre geleistet hatte, beeindruckt.
Darüber hinaus wird nicht nur Super-8-Filmmaterial von Jupp Simon (ein funktionstüchtiger Projektor wurde von Volker Simon für Vorführungen in Aussicht gestellt) hier für die Nachwelt erhalten, sondern auch Videos, die in der neueren Zeit und zukünftig zu wichtigen und besonderen Anlässen entstehen. Darunter fallen Filme der Hochwasserkatastrophe im Jahre 2021, aber auch Aufzeichnungen des baldigen Neubaus der Hochbrücke.
„Frank Kerner und ich sind gerne bereit, uns weiterhin ehrenamtlich im Stadtarchiv zu engagieren. Weitere personelle Unterstützung ist uns gerne willkommen“, betont Hans-Josef Hunz. Es ist vorgesehen, das Stadtarchiv nach Fertigstellung jährlich ein- bis zweimal für einem „Tag der Offenen Tür“ zu öffnen. Daneben sollen interessierte MitbürgerInnen das Archiv auf Anfrage aufsuchen können.
Das Stadtarchiv hat ein großes Interesse daran, „Archivgut mit Bezug zur Brunnenstadt“ von privaten Sammlern zu übernehmen, sofern diese Sammler (oder ihre Nachkommen) ihre Sammlung ganz oder teilweise auflösen möchten.
Kontakt zum Stadtarchiv: E-mail: stadtarchiv@gerolstein.org oder Tel. 06591-131036 Andrea Hoffmann (Sekretariat Stadtbürgermeister Schneider)