Wirtschaft Gerolsteins Einzelhandel sieht in der Pandemie auch eine Chance

Gerolstein · Der Vorstand des GeroTeams sieht den Einzelhandel in der Brunnenstadt krisenfest und zukunftsfähig. Doch wunschlos glücklich sind die Gewerbetreibenden nicht.

Gerolstein: Einzelhandel sieht in Corona-Pandemie auch eine Chance
Foto: TV/Mario Hübner

Der Blick zurück auf die schon absolvierte Pandemiestrecke erfolgt bei Ines Weber, seit Anfang 2021 im Vorstand des GeroTeams, keineswegs in Zorn oder Tristesse. „Wir wollen zunächst einmal einen großen Dank aussprechen an unsere vielen Stammkundinnen und Stammkunden, die den Gerolsteiner Geschäften treu sind und waren“, sagt sie und sieht gerade die schwierigen Coronazeiten als Impuls fürs Einkaufen bei lokalen Händlern. „Da ist auch das Bewusstsein dafür geschärft worden, dass lebendiger Einzelhandel vor Ort nicht selbstverständlich ist. Der Lockdown hat eine Ahnung gebracht, wie schlimm verwaiste ‚Geisterstädte‘ sein würden. Es ist fast so etwas wie eine Bewegung zum Erhalt der Innenstadt entstanden.“

Die Umsätze seien im Januar immer rückläufig, in diesem und im vergangenen Jahr jedoch besonders stark, so dass viele Geschäftsleute derzeit aufmerksam beobachteten, ob und wie sie reagieren sollten. „Aber verkürzte Öffnungszeiten, wie sie andernorts schon eingeführt wurden, planen wir für Gerolstein nicht.“ Da pandemiebedingt kein Karneval gefeiert wird, bleiben auch an diesen sonst geschlossenen Tagen die Läden offen und sorgen – so die Hoffnung – für Kundenfrequenz. Ines Weber macht sogar neue Kundenschichten aus, die durch die Coronafolgen verstärkt auf das Angebot in Gerolstein aufmerksam wurden. „Touristen waren für uns schon immer sehr wichtig. In den Sommermonaten der letzten beiden Jahre kamen jedoch noch mehr als früher in die Eifel und haben für sich entdeckt, wie stressfrei und attraktiv Shopping in unseren kleinen inhabergeführten Läden ist.“  

Gerade die individuelle Beratung und die „sinnliche“ Qualität eines Einkaufs im kleinstädtischen stationären Geschäft sieht Ines Weber als großes Plus. „Man weiß sofort, ob etwas passt und gefällt, und erspart sich so die umständlichen Retouren. Ganz davon abgesehen, dass diese Retouren oft reinste Ressourcenvernichtung und unökologisch sind.“ Dennoch nutzten viele der Gerolsteiner Gewerbetreibenden die Vorteile der Digitalisierung und nähmen auch entsprechende Seminare etwa der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel wahr. „Viele haben eigene Websites. Aber einen gemeinsamen Onlineshop für Gerolstein peilen wir nicht an. Das wäre allein schon vom Warenwirtschaftssystem her, das damit verbunden sein müsste, viel zu kompliziert.“ Digitale Tools, so ihre Überzeugung, reißen nichts raus, wenn die analoge Einkaufsqualität einer Stadt nicht stimmt.

In Gerolstein sieht es beim Einzelhandel gut aus

Die jedoch sei in der Brunnenstadt mit einem gut sortierten Vollsortiment zukunftsfähig aufgestellt. Nennenswerte Leerstände gebe es derzeit mit Ausnahme des ehemaligen Modehauses Schildgen am Eingang zur Rondellpassage nicht. Auch haben die inhabergeführten Geschäfte, für die in absehbarer Zeit ein Generationswechsel ansteht, Lösungen für den Weiterbestand gefunden. „Viele ältere Anbieter machen aber auch gern weiter, weil das für sie Herzblut ist.“

Also alles perfekt in Gerolstein? Nein, denn der neue Vorstand des GeroTeams, zu dem neben Ines Weber auch Anke Sodermanns-Walla zählt, wünscht vor allem ein viel intensiveres Verhältnis zur Stadtspitze und zum Stadtrat. Es brauche ein stärkeres Engagement für die Verweilqualität in der Kernstadt. „Wir haben ein Bestreben Richtung Stadtmarketing und arbeiten daran. Den Wunsch zur Zusammenarbeit haben wir bereits einige Male hervorgebracht und stehen weiterhin zur Verfügung. Wir würden uns freuen, wenn in dieses Thema Bewegung kommen würde. Wir sind bereit, Ideen zu sammeln und gemeinsam umzusetzen.“ Konkret geht es zum Beispiel um eine bessere Beschilderung, damit auch Ortsfremde auf das gastronomische und händlerische Angebot in der hoch gelegenen Altstadt aufmerksam gemacht werden, und um einen attraktiven Zugang zur Hauptstraße über den leerstehenden, maroden Kaiserhof.

(ako)
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