Gerolstein feiert Jubiläum mit Marilyn Monroe

Gerolstein · Was bedeutet es, wenn in Gerolstein Marilyns tanzen, Maschinen laufen und ein Gebäude verhüllt wird? Die Schüler vom St.-Matthias-Gymnasium (SMG) kennen die Antwort: Das kann nur die Feier zum 100-jährigen Bestehen ihrer Schule sein. In einer atemberaubenden Bühnenschau haben die Jugendlichen 100 Jahre Zeitgeschichte mit Hilfe von Kunstwerken nachgezeichnet.

Gerolstein. Frauen können mehrere Dinge gleichzeitig leisten. Rock \'n\' roll tanzen und dabei ein Kunstwerk kreieren, indem sie mit Farbe in Flaschen auf eine weiße Leinwand spritzen, gehört für die meisten jedoch nicht dazu. So waren die Zuschauer in der Aula des St.-Matthias-Gymnasiums in Gerolstein am Freitagabend sichtlich überrascht, was die Schüler anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Schule präsentierten.
Tanz bis Schauspiel


"Ich hatte schon ein wenig Bammel, ob das mit dem Farbespritzen klappt", gesteht die Elftklässlerin Christina Eich. Sie hatte gemeinsam mit einer weiteren Schülerin ein sogenanntes Drip Painting gespritzt. Bevor die Schülerinnen zur Farbe griffen, haben sie mit Wasser geübt, erzählt sie. Mit Farbe hatten die Schülerinnen lediglich zwei Testdurchläufe. Doch bei der Aufführung klappte zu Eichs großer Erleichterung alles.
Mit Tanz, Musik und schauspielerischen Sequenzen stellten die Jugendlichen anhand von elf Bildern berühmter Künstler verschiedene Epochen dar. Das gespritzte Kunstwerk sollte an Jackson Pollock und die Zeit des Expressionismus erinnern. Begleitet wurde das Geschehen von einer Diaschau. Ebenfalls beeindruckt waren die Zuschauer von den neun tanzenden Marilyns. Nachgemalte Monroe-Porträts im Stil von Andy Warhol hielten sich die Damen in den weißen Röcken beim Tanzen vor den Kopf, bevor die Bilder am Ende der Darbietung zu einem farbigen Kunstwerk verschmolzen.
Appell für Sparverbot



Die Veranstaltung war nicht nur ein Augenschmaus, sondern regte auch zum Nachdenken an. Dafür waren unter anderem der Festvortrag des ehemaligen Absolventen des SMG, Professor Peter Niesen, und die Worte des Schülersprechers Matthias Meis verantwortlich. In Anwesenheit von Ministerialdirigentin Barbara Mathea vom Bildungsministerium in Mainz erhielten die Bemerkungen von Meis besonderen Nachdruck. Er kritisierte den häufigen Unterrichtsausfall: "Die Bildung ist ein Ressort, bei dem auf keinen Fall gespart werden darf." Das Publikum applaudierte.
Niesen, der heute Politikwissenschaft an der Technischen Universität in Darmstadt lehrt, betrachtete die Geschichte seiner ehemaligen Schule aus der Generationenperspektive. Er erklärte, dass es ohne Generationswechsel keine neuen Ansätze gäbe. "Der Eigensinn einer Generation gibt der Schule die Möglichkeit sich zu erneuern", sagte Niesen. Die Leistungen der gegenwärtigen Schülergeneration imponierten ihm. "Der Bilderreigen hatte ein großartiges Niveau."
Zwei in Schwarz gekleidete Schülerinnen ließen im Anschluss auf einer gelben Leinwand innerhalb weniger Minuten mit schwarzer Kohle ein Strichmännchen im Stil von Alberto Giacometti entstehen. Da auf der gelben Leinwand keine vorgezeichneten Hilfslinien zu sehen waren, schien der Trick geheim zu bleiben.
Kunstlehrer Martin Schambach hatte die einfache, aber verblüffende Erklärung parat: "Übung. Seit einem halben Jahr haben die Schülerinnen die Zeichnung einstudiert und so lange wiederholt, bis sie sie frei zeichnen konnten."
Niesen verriet bei der Feier schließlich noch ein Geheimnis aus seiner Schulzeit: "Wir haben das graue Treppengeländer vor der Schule nachts im Schutz der Dunkelheit bunt angestrichen. Es hatte vorher so etwas Knasthaftes. Dass wir das waren, ist nie rausgekommen."
Der TV hat Peter Niesen nach seinen Eindrücken befragt. Herr Niesen, wie haben Sie sich gefühlt, als Sie die Einladung erhalten haben, den Festvortrag zum 100-jährigen Bestehens des St.-Matthias-Gymnasiums zu halten? Ich war extrem froh und gerührt über die Einladung. Wie hat Ihnen der Abend gefallen? Das Kunstprojekt hat mich sehr beeindruckt. Es war sehr klug und anregend. Verraten Sie auch ein Geheimnis aus Ihrer Schulzeit? Wir haben das graue Treppengeländer vor der Schule nachts im Schutz der Dunkelheit bunt angestrichen. Es hatte vorher so etwas Knasthaftes. Dass wir das waren, ist nie rausgekommen.

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