75 Jahre Kriegsende Historisches Gedenken in kleiner Runde

Gerolstein · Fünfundsiebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gedenkt Gerolstein der Opfer – in einer etwas überschaubareren Runde als gewohnt. Coronabedingt ist die Anzahl der Teilnehmer begrenzt.

  Gerolstein gedenkt der Opfer des Zweiten Weltkriegs, coronabedingt mit nur wenigen Teilnehmern wird an das Leid der Bevölkerung, der gefallenen Soldaten sowie der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen  gedacht.

Gerolstein gedenkt der Opfer des Zweiten Weltkriegs, coronabedingt mit nur wenigen Teilnehmern wird an das Leid der Bevölkerung, der gefallenen Soldaten sowie der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen gedacht.

Foto: Vladi Nowakowski

Es sind an diesem 8. Mai gleich zwei Gedenkfeiern, die in der Brunnenstadt stattfinden. Um zehn Uhr trifft sich eine kleine Abordnung des Stadtrats auf dem Ehrenfriedhof in unmittelbarer Nähe zum Hotel Löwenstein. Im Beisein des zweiten Beigeordneten Herbert Lames und der Fraktionsvorsitzenden Tim Steen (Bündnis 90/Die Grünen) und Evi Linnerth (SPD) liest Stadtbürgermeister Uwe Schneider einige Absätze aus der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vor, die im Mai 1985 weltweit Beachtung fanden.

„Wir Deutsche begehen den Tag unter uns, und das ist notwendig“, sagte Weizsäcker vor nunmehr 35 Jahren. Der 8. Mai sei vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Je ehrlicher das Gedenken sei, umso freier seien wir alle, uns den Folgen verantwortlich zu stellen. Bedeutende Worte, die bis heute genauso gelten wie damals 1985, als die Schrecken des Krieges gerade einmal vierzig Jahre zurück lagen.

Die Verantwortung für die Opfer des Nationalsozialismus wird im zweiten Teil der Gedenkfeier unterstrichen: Auf dem Ehrenfriedhof gedenken die Stadtratsmitglieder der gefallenen Soldaten und der zivilen Opfer, die Gerolstein zu beklagen hatte. In der Sarresdorfer Straße treffen sich einige Bürger, um auch der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter zu gedenken, die während des Zweiten Weltkriegs in der Stadt ihr Leben verloren.

Am Heimatmuseum befindet sich seit September des vergangenen Jahres ein Gedenkstein für die französische Widerstandskämpferin Marcelle Dorr, die nach einigen Gefängnisaufenthalten in Köln und Gillenfeld an den Folgen der Zwangsarbeit 1943 in Gerolstein verstarb. Sie war eine von vielen, die in Gerolstein Opfer der NS-Diktatur wurde: 64 Kinder, Frauen und Männer aus dem umliegenden Ausland sind auf dem kleinen, angrenzenden Friedhof beerdigt.

Wie wohl die Stimmung am 8. Mai 1945 gewesen sei, fragt Evi Linnerth in einer kurzen Ansprache. „Wahrscheinlich widersprüchlich: es gab Sieger und Besiegte, Befreite und Verfolgte, Täter und Opfer.“

Es bliebe ein Gedanke, der damals fast allen Menschen gemeinsam war: „Nie wieder Krieg - denn der Krieg machte letztendlich alle zu Opfern. Deshalb denken wir heute an alle, die gelitten haben“, sagt Evi Linnerth.

 Gerolstein gedenkt der Opfer des Zweiten Weltkriegs, coronabedingt mit nur wenigen Teilnehmern. Orte der Erinnerung an das Leid der Bevölkerung, der gefallenen Soldaten und der zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen waren am Freitag der Ehrenfriedhof und der Gedenkstein für die französische Widerstandskämpferin Marcelle Dorr.

Gerolstein gedenkt der Opfer des Zweiten Weltkriegs, coronabedingt mit nur wenigen Teilnehmern. Orte der Erinnerung an das Leid der Bevölkerung, der gefallenen Soldaten und der zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen waren am Freitag der Ehrenfriedhof und der Gedenkstein für die französische Widerstandskämpferin Marcelle Dorr.

Foto: Vladi Nowakowski

In der kleinen Gruppe der Zuhörer steht auch Wolfgang Merkelbach aus Pelm, der sich seit Jahren für ein einheitliches Denkmal für alle Kriegstoten der Brunnenstadt einsetzt. „Fünfundsiebzig Jahre nach Kriegsende hat Gerolstein zahlreiche Denkmäler und Ehrentafeln, aber kein Mahnmal, auf dem alle Namen der Opfer des Zweiten Weltkriegs verzeichnet sind“, sagt Merkelbach.

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