Gerolstein winkt ab, Jünkerath greift zu

Gerolstein/Jünkerath · Die Stadt Gerolstein hofft weiterhin auf einen Hotelbetrieb im geschlossenen Haus Calluna. Ein Projektentwickler wollte daraus eine altengerechte Wohnanlage machen, hat das Vorhaben aber ad acta gelegt. Er baut nun in Jünkerath.

Gerolstein/Jünkerath. Das 50-Zimmer-Hotel Calluna in Gerolstein steht seit dem Herbst 2012 leer, genauso lange sucht der Adenauer Insolvenzverwalter Manfred Kürsch nach einem Investor. "Es gab in dieser Zeit einige Besichtigungen", heißt es aus der Adenauer Kanzlei. "Darunter waren mehrere Interessenten, die das Hotel in ein Heim für Senioren oder zu einer Gesundheitsklinik umgestalten wollten."Hotellerie vorgeschrieben


Doch ein solcher Plan ließe sich nur mittels einer Nutzungsänderung des Geländes umsetzen. Aber eine sogenannte Umwidmung des Bebauungsplans ist für den Gerolsteiner Stadtrat kein Thema. "Dort oben ist eindeutig Hotellerie vorgeschrieben", sagt Stadtbürgermeister Bernd May. "Eine Änderung des Bebauungsplans ist nicht vorgesehen." Gerolstein brauche ein Hotel dieser Größenordnung, er hoffe auf "eine Fortführung des Hotelbetriebs an dieser Stelle."
Doch leider herrsche zurzeit Funkstille zwischen der Stadt, dem Insolvenzverwalter und der zuständigen Bank: "Wir erhalten keine Informationen, und es gibt keine Gespräche, in die wir eingebunden sind", sagt May. Es sei ihm bekannt, dass der Gerolsteiner Projektentwickler Klaus Dahm einen Antrag auf Änderung des Bebauungsplans gestellt hatte, um das Hotel zu einer Seniorenresidenz umzubauen, "doch der Antrag wurde meines Wissens zurückgezogen".
Dahm bestätigt das auf Anfrage des TV: "Wir wollten eine altengerechte Wohnanlage errichten, doch in Gerolstein wird dagegen gearbeitet. Ich klappe die Akte zu." Der Projektentwickler sagt, er habe seit eineinhalb Jahren das Kaufangebot für das ehemalige Hotel aufrechterhalten und auch dem Insolvenzverwalter einen Nachweis über das bestehende Kapital dafür vorgelegt.
"Auch auf den Kompromiss, lediglich die zwei oberen Etagen in Wohnungen für Senioren umzubauen und den Rest des Gebäudes gastronomisch zu nutzen, ist niemand eingegangen." In Zeiten, in den andere sich gegen den demografischen Wandel wappneten, verspiele Gerolstein die Chance dazu, meint Dahm. "Ein Hotel hat - wirtschaftlich gesehen - keine Zukunft."
Die Zukunft der geplanten Seniorenresidenz sieht Dahm nun in der benachbarten Verbandsgemeinde Obere Kyll: "Jünkerath hat mich und das Projekt mit offenen Armen empfangen." Das ehemalige Ärztehaus in der Kölner Straße biete ideale Bedingungen: "In dem Wohnkomplex können 20 bis 25 Appartements für Senioren entstehen, und es besteht eine Option auf eine Erweiterung um rund 500 Quadratmeter."
Jünkeraths Bürgermeister Rainer Helfen hat signalisiert, dass die Gemeinde die Nutzungsänderung zu einer gewerblichen Immobilie unterstützt: "Wir sind immer froh, wenn Leerstände beseitigt werden."
Seiner Ansicht nach werden die neuen Wohneinheiten das bereits bestehende Pflegeheim in Jünkerath nicht beeinträchtigen. "In der von Klaus Dahm geplanten Seniorenresidenz werden Menschen bis zur ersten Pflegestufe wohnen, das Aventinum bietet medizinische und umfassende pflegerische Betreuung."
Die Suche nach einem Investor für das Hotel Calluna geht derweil weiter: "So lange, wie die Bank noch mitmacht", heißt es vom Insolvenzverwalter.Meinung

Nicht bis zum Nimmerleinstag
Selbst Fachleute bestätigen: Gerolstein kann ein Hotel in der Größenordnung von Calluna gut gebrauchen. Verständlich, dass die Stadt deshalb nichts über Knie brechen und die Hoffnung darauf, dass dort irgendwann wieder Hotelgäste begrüßt werden, noch nicht aufgeben will. Aber muss es das Calluna sein? Ob die Irrungen und Wirrungen, die das Haus in seiner Geschichte erlebt hat, abschreckend wirken auf mögliche Hotel-Interessenten, ist schwer einzuschätzen, aber auch nicht völlig auszuschließen. Jedenfalls wird der Insolvenzverwalter nicht überrannt von Leuten, die das Haus als Hotel übernehmen wollen. Die Frage ist: Wie lange kann die Stadt ihre Haltung durchhalten? Bis zum Nimmerleinstag sicher nicht, eine Hotelruine braucht kein Mensch. Sie sollte sich selbst eine Frist setzen: Ist beispielsweise bis Mitte 2015 nichts passiert, werden Alternativen erwogen. Und warum dann nicht ein Seniorenheim. s.sartoris@volksfreund.de

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