Gerolsteiner CDU-Fraktion weiter führungslos

Gerolstein · Noch kein Kandidat in Sicht: Weder für den Posten des Fraktionsvorsitzenden noch den des Stellvertreters hat sich bei der Krisensitzung von CDU-Stadtverbandsvorstand und Stadtratsfraktion jemand gemeldet. Die Vakanz kam zustande, weil die langjährige Gerolsteiner Fraktionschefin Monika Neumann vor vier Wochen wegen erneuter Kritik an ihrer Arbeit zurückgetreten war.

Gerolstein. Ralf Hoffmann (43), Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Gerolstein, bleibt zweckoptimistisch. Befragt nach dem Ergebnis der Krisensitzung von CDU-Stadtverbandsvorstand und Stadtratsfraktion am Donnerstagabend sagt er: "Wir haben konstruktive Gespräche geführt." Erst auf Nachfrage dann die wichtigste Botschaft: "Es wäre zwar schön gewesen, aber es hat sich noch keiner gemeldet."
Die weitere Vorgehensweise umreißt er so: "Wir werden in den nächsten zwei Wochen weitere Gespräche, auch Einzelgespräche, führen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung haben." Worauf er seine Zuversicht stützt? Hoffmann: "Jeder weiß, wie ernst die Lage ist und welches Bild wir abgeben. Es braucht halt noch ein bisschen Zeit, bis sich der ein oder andere einen Ruck gibt."
Unter den Ratsmitgliedern herrscht derzeit vornehme Zurückhaltung - sowohl was die Auskunftsfreudigkeit über das Klima innerhalb der Fraktion angeht als auch die eigene Bereitschaft, mehr Verantwortung zu übernehmen. So sagt Ernst Lenzen, der seit 2003 für die CDU im Stadtrat sitzt: "Wie es weitergeht? Gute Frage! Wir müssen uns weiter unterhalten. Mehr will ich derzeit nicht sagen." Er sei aber "zuversichtlich, dass sich bald was tut". Weshalb? "Weil es so ja nicht bleiben kann."
Rasches Handeln gefordert


Ähnlich die Auskunft von Heidi Wirtz, die seit der Kommunalwahl der CDU-Stadtratsfraktion angehört - ohne jedoch CDU-Mitglied zu sein. Angesprochen auf ihre persönlichen Ambitionen sagt sie: "Ich kriege es zeitlich nicht hin. Außerdem ist klar, dass CDU-Mitglieder die Posten übernehmen müssen." Sie sagt: "Die Fraktion ist zu bedeutend, als dass man diese Frage lange schleifen lassen könnte."
Oswald Weber (67), Ortsvorsteher von Büscheich und mit zwölf Jahren Ratszugehörigkeit einer der erfahrensten CDU-Recken, sieht das Hauptproblem in der zeitlich-beruflichen Belastung der Mitglieder. Er selbst wolle in seinem Alter und neben der Arbeit als Ortsvorsteher keine zusätzlichen Aufgaben mehr auf sich nehmen. Er appelliert an die Jüngeren, mehr Verantwortung zu übernehmen und verspricht: "Wir alten Hasen werden niemand ins kalte Wasser springen lassen, sondern beratend zur Seite stehen." Als zwingend erforderlich sieht er es an, dass "jemand aus der Kernstadt die Fraktion führt, denn dort geht es auch um die mit Abstand dicksten Themen". Hoch gehandelt wurde und wird Volker Simon, langjähriges Stadtratsmitglied und derzeit Beigeordneter. Er sagt aber: "Beides, also Beigeordneter und Fraktionssprecher, mache ich nicht. Ich bin gegen Ämterhäufung. Besser macht man einen Job, den aber richtig."
Auch ein Tausch Beigeordnetenposten-Fraktionssprecher kommt für ihn nicht infrage. Er sagt: "Ich mache die Arbeit als Beigeordneter gerne und denke, dass ich in meiner jetzigen Funktion mehr für die Stadt bewegen kann."
Seiner Ansicht nach muss es gelingen, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Dafür fordert er von jedem CDU-Ratsmitglied ein wenig mehr. Er sagt: "Fraktionsarbeit ist mehr, als nur Stadtratssitzungen zu besuchen."
CDU hat elf von 25 Sitzen


Die CDU-Fraktion ist mit elf von 25 Sitzen nominell stärkste Kraft im Gerolsteiner Stadtrat. Mehr als zehn Jahre hatte Monika Neumann die Fraktion geführt. In der Fraktionssitzung vor vier Wochen legte sie ihr Amt überraschend nieder - nachdem erneut ihre Führungsarbeit kritisiert worden war.
Nach eigener Auskunft hatte sie aber schon seit längerem mit dem Gedanken gespielt, den Posten abzugeben - wegen zeitlicher Überlastung. Das habe sie aber hinausgezögert, weil auch die Frage eines Stellvertreters ungelöst war. Seit der Kommunalwahl 2009 gab es keinen Vize für Monika Neumann.

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