Bundeswehr Mali, Hindukusch, Kosovo, Somalia, Irak

Gerolstein · Die Gerolsteiner Fernmelder sind seit einem Vierteljahrhundert an den Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. Als IT-Spezialisten sind sie gefragter denn je.

 Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Foto: TV/Bundeswehr

Alle Gerolsteiner Soldaten, und das waren nicht wenige in den vergangenen 25 Jahren, sind körperlich unversehrt zurückgekommen. Niemand wurde im Einsatz getötet, niemand schwer verletzt. Und so sagt Oberstleutnant Christian Sohns, seit zwei Jahren Kommandeur des 2017 umbenannten IT-Technikbataillons 281: „Es ist immer gutgegangen, und dafür bin ich dankbar. Denn ein Auslandseinsatz stellt immer eine enorme Gefahr dar, auch wenn man sich dessen nicht immer bewusst ist. Und 25 Jahre sind ‚ne ganz schön lange Zeit.“ Schließlich ist er es, der im Todesfall den Angehörigen die schlimme Nachricht überbringen muss. Der große Vorteil der Gerolsteiner IT-Spezialisten ist nach Worten des Kommandeurs: „Wir sind nicht draußen, sondern im Camp.“ Vor 2014 war das noch anders.

Sohns (46), verheiratet und Vater von zwei Teenagern, weiß, wovon er spricht. Er hat bereits fünf Auslandseinsätze mit gut 800 Tagen auf dem Buckel. Zuletzt war er über den Jahreswechsel, also auch Weihnachten und Silvester, in Afghanistan. Er sagt: „Je älter die Kinder werden, desto mehr Gedanken machen sie sich. Mein Sohn hat mich sogar angerufen, was er sonst nie tut. Und meine Tochter hat es insgesamt sehr mitgenommen.“

Doch Auslandseinsätze gehörten nun einmal zu seinem Berufsalltag. Und das in mehrerlei Hinsicht: Da sind erstens die Einsätze, an denen er selbst teilnimmt und sich (und die Familie) dementsprechend vorbereiten muss. Zweitens ist er als Kommandeur in der Pflicht: Er muss dafür sorgen, dass das Bataillon, das derzeit dauerhaft 50 bis 70 Soldaten zu Auslandseinsetzen abstellt, gut aufgestellt ist und der Betrieb in der  Eifelkaserne läuft. Parallel ist er verantwortlich für die Nachwuchsgewinnung und dafür, dass die jungen Soldaten zu IT-Spezialisten ausgebildet werden. Er sagt: „Wir sind eigentlich im Dauerstress.“

Bei seinem ersten Einsatz, zugleich dem ersten der Gerolsteiner Fernmelder vor 25 Jahren, war Sohns gerade einmal 21 Jahre alt „und richtig happy, dass ich doch noch mit nach Mali konnte, da ich zunächst nicht vorgesehen war“. Das junge Alter, Ungebundenheit, mehr Sold, neue Technik und auch Abenteuerlust hätten da mitgespielt. Neue Länder, andere Sitten, große Hitze, die ärmlichen Verhältnisse habe er als Eindrücke mit in die Eifel genommen. Später stand Pflichterfüllung an erster Stelle – auch mit unangenehmen Entscheidungen. So sei seine Frau gerade schwanger und der Sohn erst ein Jahr alt als gewesen, als er in den Kosovo gegangen sei. „Als Kompaniechef hätte wohl kaum 90 Leute dorthin schicken können und wäre selbst zuhause geblieben.“

Als Kommandeur versuche er Härtefälle zu vermeiden. Das gelinge aber nicht immer. So sei beim jüngsten Einsatz in Afghanistan ein Kamerad dabei gewesen, dessen Frau schwanger war. Das Kind kam früher als geplant, der Vater erst zwei Tage nach der Entbindung zurück. Der Kommandeur sagt: „Das kann er leider nicht mehr nachholen.“

Was Sohns aus all seinen Auslandseinsätzen mitgenommen hat: „Freiheit, Sicherheit Demokratie – all diese Werte und Errungenschaften wissen wir gar nicht richtig wertzuschätzen. Wir sprechen in Deutschland über Problemviertel. In vielen anderen Ländern der Welt werden Probleme, oder wenn einem einfach die Nase des anderen nicht passt, mit einer Handgranate gelöst. Das ist leider die Realität.“

Dass die Wirklichkeit im Einsatzland meist komplett anders ist als zuhause in Deutschland, weiß auch Stabsfeldwebel Torsten Rieth (41). Manche kommen mit den zum Teil krassen Unterschieden nicht gut zurecht, er aber schon. „Ich kann ganz gut switchen, brauche nur etwa vier Wochen, bis ich auch gedanklich wieder voll und ganz in Deutschland angekommen bin und das Wohlstandsgefälle überwunden habe“, sagt Rieth. Und er weiß, welche Entbehrungen und Probleme hinter dem Wort Auslandseinsätze stehen. Er war 16 Mal im Einsatz in verschiedenen Ländern rund um den Globus und dabei 1250 Tage – also dauerhaft fast dreieinhalb Jahre – weit weg von Zuhause, also getrennt von seiner Frau und den  Kindern, die heute 7, 9 und 14 Jahre alt sind. Und dennoch sagt er: „Es stand für mich nie zur Debatte, das infragezustellen. Denn die Auslandseinsätze gehören einfach zum Soldatenberuf dazu.“

Auch ihn habe in jungen Jahren noch Abenteuerlust in die Ferne gezogen. Vielleicht auch der höhere Sold. „Ich bin extra in die Kompanie gegangen, die die Auslandseinsätze macht“, erinnert er sich. Das habe sich geändert, als er mit seiner Frau zusammenkam und die Kinder geboren wurden. „Zwischen 2008 und 2014 habe ich bewusst eine Pause eingelegt, solange die Kinder noch klein waren. Jetzt gehe ich wieder in den Einsatz.“ Und zwar bereits in einem halben Jahr: von September bis Januar nach Mali, wo er schon einmal war. Seine Erinnerung: „Sehr sehr heiß und am Tag nur zwei Minuten Duschzeit trotz 50 Grad im Schatten. Und eine Stadt mit rund 100 000 Einwohnern, also so groß wie Trier, komplett aus Lehm und ohne Strom und Wasser. Das kann man sich hier überhaupt nicht vorstellen“, sagt der 41-Jährige.

 Seit 25 Jahren nehmen Soldaten aus der Eifelkaserne in Gerolstein, die ausgewiesene Fernmelde und IT-Spezialisten sind, an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teil.

Seit 25 Jahren nehmen Soldaten aus der Eifelkaserne in Gerolstein, die ausgewiesene Fernmelde und IT-Spezialisten sind, an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teil.

Foto: Mario Hübner
 Seit 25 Jahren nehmen Soldaten aus der Eifelkaserne in Gerolstein, die ausgewiesene Fernmelde und IT-Spezialisten sind, an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teil.

Seit 25 Jahren nehmen Soldaten aus der Eifelkaserne in Gerolstein, die ausgewiesene Fernmelde und IT-Spezialisten sind, an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teil.

Foto: Mario Hübner
 Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Foto: TV/Bundeswehr
 Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Foto: TV/Bundeswehr
 Mal Somalia (Bild oben), mal auf dem Balkan: Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei – seit 25 Jahren.

Mal Somalia (Bild oben), mal auf dem Balkan: Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei – seit 25 Jahren.

Foto: TV/Bundeswehr
 Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Die Fernmelde- und IT-Spezialisten aus Gerolstein waren und sind bei allen wichtigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei - seit 25 Jahren.

Foto: TV/Bundeswehr

Für all, die sich eine genauere Vorstellung von 25 Jahren Auslandseinsätzen machen wollen, richtet das Gerolsteiner Bataillon am 6. September ein öffentliches Gelöbnis in der Eifelkaserne mit Tag der offenen Tür aus. Dabei werden die IT-Systeme und die Einsatzländer vorgestellt, Soldaten berichten von ihren Erfahrungen.

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