Gerolsteins Händler sind verstimmt

Gerolstein · Der Ausbau der Hauptstraße sowie des Altstadtparkplatzes wird spätestens Anfang November abgeschlossen sein, damit das Weihnachtsgeschäft nicht beeinträchtigt wird. Das haben Stadtspitze und Verwaltung immer wieder betont. Jetzt wird klar, dass frühestens Mitte Dezember alle Straßen befahren werden können. Die Händler sind verärgert.

Gerolstein. Die gute Nachricht zu Beginn: "Es ist davon auszugehen, dass die Kosten sich im Rahmen des Auftrages bewegen werden", sagt Klaus Jansen, Bauabteilungsleiter im Rathaus in Gerolstein. Das heißt konkret: Es bleibt bei den veranschlagten 780 000 Euro Ausbaukosten.
Nicht weiter ins Gewicht fallen die 10 000 Euro, die die Sanierung einer eingebroche Stützmauer im Bereich des Altstadtparkplatzes kostet. Schwer wiegt da schon die Zeit, die diese unvorhergesehene Arbeit gekostet hat.
Mittlerweile ist der Zeitplan komplett über den Haufen geworfen. Der vorgesehene Fertigstellungstermin "Ende Oktober, Anfang November", wie ihn Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) stets gebetsmühlenartig vorgetragen hat, ist bereits verstrichen. Nun wird klar, dass der dritte Abschnitt des Hauptstraßenausbaus samt Erneuerung des Altstadtparkplatzes komplett erst im nächsten Jahr abgeschlossen sein wird.
Laut aktueller Mitteilung aus der Bauabteilung im Rathaus kann die Fahrbahn hoch zur Burgstraße "frühestens ab der ersten Dezemberwoche" genutzt werden, die Fahrbahn zur Mühlenstraße "frühestens ab Mitte Dezember". Denn obwohl die Pflastersteine im Bereich der Fahrbahnen rund um den Altstadtparkplatz bereits weitgehend gelegt sind, müssen die Leerräume dazwischen erst noch verfugt werden und dann rund vier Wochen aushärten, bevor sie befahren werden dürfen.
Einen Engpass gab und gibt es laut Jansen bei den Natursteinarbeiten, "weil der Subunternehmer keine zusätzlichen Mitarbeiter einsetzen kann". Um nicht noch mehr Zeit während der einsetzenden Schlechtwetterperiode zu verlieren, werden die weiteren Pflasterarbeiten im Bereich des Altstadtplatzes unter einem Zelt fortgeführt.
Verzögerungen hat es nach Auskunft der Bauabteilung bereits in der Anfangsphase gegeben, "weil Sanierungsarbeiten an der Wasserleitung erfolgen mussten und es teilweise bei Materiallieferungen Lieferengpässe gab". Zudem hat es laut Jansen witterungsbedingt einige Ausfalltage gegeben - trotz des mehrmonatigen Hochsommerwetters.
Dennoch betont der Bauamtsleiter: "Die Zusammenarbeit mit der Firma Lehnen ist in Ordnung." Alles andere als in Ordnung ist angesichts der bis in den Advent reichenden Bauarbeiten die Stimmung unter den Gerolsteiner Gewerbetreibenden (siehe Extra).
Guido Birk, Vorsitzender des Gewerbevereins Gerolstein, spricht zwar auch von einer schlechten Stimmung unter den Händlern, dennoch gibt er sich zweckoptimistisch. Er sagt: "Ich bin davon überzeugt, dass die Bauarbeiten das Weihnachtsgeschäft nicht mehr beeinflussen werden. Der Kunde hat sich in acht Monaten Bauarbeiten an die Behinderungen gewöhnt." Und da ihm nach eigenem Bekunden von vorneherein bewusst gewesen ist, dass es Verzögerungen geben wird, hat der Gewerbeverein zumindest in einem Punkt vorgesorgt: "Aus diesem Grund haben wir ja den Weihnachtsmarkt auf den Brunnenplatz verlegt", sagt Birk.Extra

Angesprochen auf die Stimmung unter den Gewerbetreibenden wegen der Verzögerungen beim Ausbau von Hauptstraße und Altstadtplatz sagt Guido Birk, Vorsitzender des Gewerbevereins Gerolstein, auf TV-Anfrage: "Die Stimmung ist - verhalten gesagt - frostig und entspricht unserem aktuellen Wetter." Irmgard Möller, die ein Uhren- und Schmuckgeschäft im oberen Teil der Hauptstraße betreibt, wird da schon etwas deutlicher: "Es ist uns garantiert worden, dass Ende Oktober, Anfang November alles fertig ist. Und jetzt das. Die vom Amt sind darauf bedacht, dass hier die Lichter ausgehen." Wie andere Kollegen auch, bangt sie ums Weihnachtsgeschäft - die für sie wichtigste Zeit im Jahr. Sie sagt: "Hier ist keiner mehr froh. Es wird geredet und geredet, aber es passiert nichts." Anfangs sei es ja noch zügig vorangegangen, "aber wenn ich dann über Wochen sehen muss, dass die auf der Baustelle mit zwei Mann rumfrickeln, kann ich nichts mehr sagen. Aber das scheint ja von den Verantwortlichen niemanden zu interessieren." Heinz Weber, der in der Hauptstraße Sport- und Bekleidungsgeschäfte betreibt, sagt: "Wir hatten durch die Baustelle bereits große Beeinträchtigungen. Besonders ärgerlich ist, dass nun auch noch das Weihnachtsgeschäft leidet." Und trotz aller Einbußen zeigt er, der zudem als Bauträger tätig ist, auch Verständnis: "Wer schon einmal größere Bauvorhaben realisiert hat, so wie ich, der weiß, dass es immer wieder zu Verzögerungen kommen kann. So ärgerlich das auch ist." mh

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