Geschäfte schließen: In Kelberg gehen immer mehr Lichter aus

Kelberg · Es ist unübersehbar: In Kelberg herrscht ein Geschäftesterben. Neben der Schleckerfiliale hat auch Fahrrad Jax geschlossen, und Andrea's Mode Shop macht ebenfalls zum 1. April zu. Außerdem stehen mehrere Geschäfte und Restaurants im Ortskern bereits seit geraumer Zeit leer.

Kelberg. Die Gemeinde Kelberg hat mit den Ortsteilen Hünerbach, Köttelbach, Rothenbach-Meisental und Zermüllen rund 2200 Einwohner. Sie ist damit zwar keine Großgemeinde, aber für viele Bürgern aus der Gemeinde und den umliegenden Dörfern nach wie vor Einkaufsort Nummer eins. Fragt sich nur, wie lange noch?
Drei Geschäfte haben kürzlich geschlossen, andere werden demnächst ebenfalls dichtmachen. Und zwar im Ortskern.
Wird die Ortsgemeinde überhaupt noch ihrem Slogan "Alles zum Leben - Kelberg hat\'s" gerecht? Denn unter diesem Motto wurde immer wieder geworben. Ortsbürgermeister Willi Jonas sieht das noch so. Er sagt: "Was fehlt uns denn?
Ich kenne keinen Ort vergleichbarer Größe, der so viele Ärzte hat, zwei Banken, Apotheke, einen Kindergarten und zwei Schulen. Es tut mir persönlich leid, dass diese Geschäfte zugemacht haben, es sind ja auch Arbeitsplätze verloren gegangen. Aber der Slogan passt immer noch."
Kein Möbelhaus mehr



Die Filiale der Drogeriemarktkette Schlecker wurde im Zuge der Insolvenz ganz geschlossen, ebenso musste Alfred Jax sein Fahrradgeschäft Mitte November 2011 wegen Insolvenz aufgeben. "21 Jahre lang habe ich das Fahrradgeschäft betrieben. Doch das Einzugsgebiet hier ist einfach zu klein, die Winter sind zu lang, die Jugend hat keine Zeit mehr und will sich nicht auf dem Fahrrad quälen", nennt Alfred Jax Gründe für die Schließung.
Ebenfalls zumachen wird Anfang April "Andrea\'s Mode Shop" neben dem Café Schillinger, seit langem wird durch Inserate ein Geschäftsnachfolger gesucht, bisher vergebens.
Doch auch sonst ist in Kelberg der Leerstand von Geschäften und Betrieben im Ortskern unübersehbar. Das Möbelhaus im Ort hat zugemacht, den Eifeler Hof gibt es seit Jahren nicht mehr, die Pizzeria Da Pippo ist geschlossen, das ehemalige Reptiliengeschäft steht schon lange leer, in Zermüllen ist das Lokal Eifelrast ("Kapellche") und die Bäckerei neben Lidl geschlossen. Und vom seit Jahren ersehnten Hotelprojekt auf der grünen Wiese im Ortskern ist nichts zu hören oder zu sehen.
"Früher war in Kelberg mal Leben, heute ist nichts mehr los hier. Es geht in Kelberg immer mehr zurück, immer mehr Geschäfte schließen", sagte eine Bürgerin, die nicht mit Namen genannt werden möchte.
Suche nach Interessenten


"Im Moment ist es natürlich nicht befriedigend. Aber die Gemeinde hat wenig Einfluss auf diese Entwicklung. Natürlich wäre es schöner, wenn die Geschäfte wieder besetzt wären", sagt Ortsbürgermeister Jonas. Die Gemeinde war im Fall Schlecker nicht untätig und hat im Internet nach Interessenten für das Lokal gesucht und die Namen auch dem Hausbesitzer mitgeteilt, so Jonas.
Für den Vorsitzenden des Gewerbe - und Verkehrsvereins Kelberg, Alfred Borsch, ist die Lage im Ort noch nicht dramatisch. "Wenn hier einige Lichter ausgehen, das sehen wir natürlich nicht gerne. Und dass Schlecker schließt, ist für Kelberg nicht so gut."
Mit der Gesamtentwicklung im vergangenen Jahr ist er aber "sehr zufrieden", sagt Borsch und verweist auch auf die gute Entwicklung im Industriegebiet, wo sich einige Firmen neu angesiedelt oder erweitert haben. "Wir diskutieren das Thema der geschlossenen Geschäfte schon im Verein und nehmen gerne Vorschläge zur Verbesserung der Situation an. Wir werden der IHK oder dem Einzelhandelsverband auch melden, dass hier Flächen zur Verfügung stehen", sagt Borsch.
Dem Slogan "Alles zum Leben - Kelberg hat\'s" werde Kelberg im Moment aber trotz der prekären Situation noch gerecht. "Man soll den Teufel nicht an die Wand malen", so sein Fazit.

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