Freizeit Geschichtsstraße "Rund um den Kockelberg" bei Kelberg wird erweitert

Kelberg/Kolverath/Sassen · Seit der Eröffnung im Jahr 2001 ist die Geschichtsstraße „Rund um den Hochkelberg“ auf heute mehr als 70 Stationen erweitert worden. Nun sind neun Themen-Rundwanderwege hinzugekommen – unter anderem zur „Kamillen Traud“.

 Die eiserne Silhouette der „Kamillen Traud“ ist nicht zu übersehen und leitet den Wanderer sicher über die Strecke.

Die eiserne Silhouette der „Kamillen Traud“ ist nicht zu übersehen und leitet den Wanderer sicher über die Strecke.

Foto: TV/Bettscheider

Ein Blick auf die schnöden Zahlen wirkt erstmal unspektakulär: Rein rechnerisch sind es 4,3 Kilometer an Strecke mit einem Höhenunterschied von 60 Metern und einer Wanderzeit von einer guten Stunde. Klingt nach einem ganz normalen Wanderweg? Ja, doch hinter diesen Streckenangaben verbirgt sich ein nachhaltigeres Erlebnis als zunächst erwartet.

Von dem neuen Rundweg, der in der Dorfmitte von Kolverath beginnt und entlang von Sassen, durch Wald und Flur zum Ausgangspunkt zurückführt, wird mehr in Erinnerung bleiben, als die Eindrücke einer schönen Wanderung, nämlich im Idealfall bleibende Erinnerungen aus dem Leben der obdachlosen Hausiererin Gertrud Feiler, genannt Kamillen Traud, sichtbar gemacht an sieben Stationen, die wiederum an den Roman „Kamillenblumen“ von Ute Bales angelehnt sind (siehe Info).

    Noch fehlten „ein paar Kleinigkeiten“ an dem Weg „Spuren der Kamillen Traud“ und den anderen Rundwanderwegen, räumt Andrea Meyfarth von der Touristinformation der zuständigen Verbandsgemeinde (VG) Kelberg auf Anfrage unserer Zeitung ein – die  Pfeilwegweiser zum Beispiel. „Aber wir sind dran“, sagt sie.

Die Neuerungen hätten die Geschichtsstraße regelrecht auf den Kopf gestellt, sie sei nun absolut aktuell, erklärt Andrea Meyfarth. Und mit dem freundlichen Wanderführer „Willi Basalt“, der den Passanten auf jedem der mehr als 70 Basaltblöcken anspricht, sei die Erkundung der Eifeler Geschichte auch ein Stück familienfreundlicher geworden.

   Auf der gesamten Strecke gibt es elf Startpunkt-Tafeln mit Informationen in deutscher, niederländischer und englischer Sprache. Eine dieser Tafeln befindet sich auf dem Spielplatz in Kolverath. Genau an der Stelle, an der einst Trauds Geburtshaus stand, beginnt der Themenweg.

An Traud als Kind mit einer Kamillenblume in der Hand erinnert hier eine Silhouetten-Skulptur aus Cortenstahl. Die Zeituhr wird zum Anfang des 20. Jahrhunderts gedreht, als sich schon früh das Familienglück von Traud und ihrer Mutter zum Nachteil ändert.

Der Wanderer folgt ihren Lebensspuren an weiteren sechs Stationen – über ihre Schulzeit, ihr Leben in der freien Natur und während des Krieges bis zur Ausübung des Glaubens und zu ihrem Einsatz in der Landwirtschaft. Dementsprechend wird die Traud-Skulptur mal mit dem Schulranzen auf dem Rücken, mit zum Gebet gefalteten Händen, mit dem Soldatenhelm zu ihren Füßen oder bei der Kartoffelernte dargestellt. Die Kamillenblume ist das durchgängige Symbol in ihrer Hand. Auf Tafeln wird die jeweilige Situation im historischen Zusammenhang erläutert und mit einer Passage aus Ute Bales’ Roman abgerundet.

   „Es ist ein sehr beeindruckender Wanderweg, weil er durch die Person der ‚Kamillen Traud’ besonders lebensnah ist.“ So bringt Maria Pingen ihren Eindruck auf den Punkt. Die pensionierte Lehrerin aus Kerpen im Rheinland und mit einem Ferienwohnsitz in der Vulkaneifel begleitet den TV auf der Wanderung.

„Die Idee mit den Eisen-Silhouetten finde ich sehr ansprechend“, sagt sie. Auch wenn Traud schon lange nicht mehr lebe – ihre Geschichte habe in mancher Hinsicht traurige Aktualität. Denn in der Schule gemobbt und ausgeschlossen und von der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden so wie Traud, das gebe es ja leider immer noch.

 Maria Pingen gefallen die Skulpturen entlang des Themenwanderwegs „Spuren der Kamillen Traud“.

Maria Pingen gefallen die Skulpturen entlang des Themenwanderwegs „Spuren der Kamillen Traud“.

Foto: Brigitte Bettscheider

„Zu gerne hätte ich auch noch erfahren, wie Trauds Leben endete“, sagt Maria Pingen. Deshalb und überhaupt, weil ihr Interesse an der realen Person geweckt sei, werde sie nun den Roman lesen. Und in den Sommerferien mit ihren Enkelkindern auf den Spuren der Kamillen Traud wandern.

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