Gespräche, aber keine großen Töne
Gerolstein · Hans-Hermann Grewe (55) ist neuer Vorsitzender des Gewerbevereins Geroteam Gerolstein. Er löst Guido Birk ab, der erst vor anderthalb Jahren die Nachfolge des langjährigen Vorsitzenden Heinz Weber übernommen hat und nun aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist. Als wichtigste Ziele nennt Grewe: "Zusammenhalt" und "Konsolidierung".
Gerolstein. Für die nächsten drei Jahre hat der Gewerbeverein Gerolstein Hans-Hermann Grewe zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Der verheiratete 55-jährige Hotelier, der seit rund 30 Jahren in Gerolstein lebt und 1984 mit 27 Jahren erster Geschäftsführer des Hotels Rose wurde, betreibt seit fast zehn Jahren seine Kleine Villa am Turm in Birresborn. Und er ist Vorsitzender des Tourismus-Vereins Vulkaneifel (TVV), eines Zusammenschlusses von 14 Hotelbetrieben und Feriendörfern im Gerolsteiner Land, der bereits mit einigen Gemeinschaftsaktionen auf sich aufmerksam gemacht hat - zum Beispiel mit der Gästekarte, aus deren Erlös Ruhebänke und eine E-Bike-Station angeschafft wurden. "Unser Motto lautet: Wir lassen keinen Gast mehr weg. Dazu gehört der intensive Austausch untereinander, und der funktioniert gut. Genau dieses Wir-Gefühl möchte ich auch für den Gewerbeverein", sagt Grewe und fügt hinzu: "Ich denke, ich kann Menschen ganz gut zusammenführen."Dickes Minus
Davon ist auch Hans Peter Böffgen, langjähriges Gewerbevereins- und derzeit Vorstandsmitglied sowie als Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land oftmals Bindeglied zwischen Gewerbe und Verwaltung. Er sagt: "Was beim TVV entstanden ist, imponiert mir. Das erhoffe ich mir auch für den Gewerbeverein."
Doch nicht nur um den internen Zusammenhalt, sondern auch die bessere Vernetzung zwischen Handel, Verwaltung, Stadt und Tourismus soll es gehen. Denn laut Böffgen war "der Gewerbeverein in der Vergangenheit zu isoliert unterwegs".
Ein Schritt, dies zu ändern, hat der Verein vollzogen: Dem Vorstand gehört nun auch ein Vertreter der Stadt an, mit beratender Stimme. "Dadurch erwarten wir uns einen besseren Informationsaustausch."
In der Vergangenheit hat es öfter Knatsch zwischen der Stadt und den Händlern gegeben, weil diese sich mehrfach vor vollendete Tatsachen gestellt sahen. So bei den Regelungen für die Nutzung der Hauptstraße.
Neben der Stärkung des Zusammenhalts und der besseren Vernetzung nennt Grewe ein weiteres Ziel für die nahe Zukunft: "Konsolidierung". Den Grund dafür liefert ein aktueller Blick in die Kasse: Von 32 000 Euro Rücklagen sind nach dem Experiment "vier Wochenenden Weihnachtsmarkt" nur noch 12 000 Euro übriggeblieben. Dafür besitzt der Verein nun zehn Holzhütten im Wert von 5000 Euro.
Dennoch bemüht sich Grewe aus Rücksicht auf seinen Vorgänger Guido Birk, auf dessen Idee die Ausweitung des Marktes zurückging, um Zurückhaltung. "Als einen totalen Reinfall würde ich den Weihnachtsmarkt nicht bezeichnen, es lief nicht ganz so glücklich." Einen Slogan "Gerolstein wird der größte Weihnachtsmarkt zwischen Köln und Trier", wie vom Vorgänger propagiert, "wird man aus meinem Mund aber nicht hören", sagt er aber auch. Von der teuren Ausweitung der Veranstaltung kehrt der Verein daher wieder ab. Böffgen sagt: "Wir besinnen uns auf die Tradition und veranstalten den Markt am dritten Adventswochenende" - im Rondell, auf dem Rondellvor- und dem neuen Altstadtparkplatz sowie in dem Hauptstraßenstück dazwischen.Meinung
Lehren gezogen
Nur anderthalb Jahre währte die Amtszeit von Guido Birk. Anfangs waren alle im Gewerbeverein froh, dass sich ein Nachfolger für Heinz Weber gefunden hat. Denn danach sah es lange nicht aus. Es wollte niemand seinen Kopf hinhalten. Und deswegen hat selbst bei so gravierenden Fehlentscheidungen Birks wie dem Austritt aus der TW (der rasch revidiert wurde, bevor großer Schaden entstand) niemand aufbegehrt. Gleiches gilt für den Weihnachtsmarkt, der mit Ausnahme der Schirmbar floppte und den Verein teuer zu stehen kam. Angesichts der Größenordnung hätte man das ahnen können. Doch auch hier: Alle nickten und ließen Birk machen. Darüber zu sinnieren, ob dies mehr Alleingang oder Alleingelassensein war, ist müßig. Wichtig ist, Lehren zu ziehen. Das scheint ansatzweise schon geschehen: Neue Leute haben Verantwortung übernommen, die Stadt ist nun personell in den Gewerbeverein eingebunden, und Grewe steht für intensive Kommunikation. m.huebner@volksfreund.deExtra
Der Vorstand des Gewerbevereins: Vorsitzender ist Hans-Hermann Grewe, neue stellvertretende Vorsitzende Gerlinde Blaumeiser. Schatzmeister bleibt Reinhold Trenzen, Schriftführer Hans Peter Böffgen. Als Beisitzer gehören dem Vorstand an: Mike Pizzulli, Thorsten Wirtz, Anke Sodermanns-Walla, Rosi Eul, Carsten Heescher sowie erstmals auch ein Vertreter der Stadt Gerolstein (mit beratender Stimme). mh
