Gillenfelder Klausen-Wallfahrt Brudermeister legt sein Amt nieder und sagt ein letztes Mal „Loss ma gohn“

Gillenfeld · Nach 40 Jahren als Brudermeister der Gillenfelder Klausen-Wallfahrt legt Erich Ernst das Ehrenamt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Seine offizielle Verabschiedung ist im Sonntagsgottesdienst am 21. Juni.

 Vier Jahrzehnte führte Erich Ernst (rechts) als Brudermeister die Gillenfelder Klausen-Wallfahrt an, im Gottesdienst wird er nun durch Gemeindereferent Stefan Becker verabschiedet.

Vier Jahrzehnte führte Erich Ernst (rechts) als Brudermeister die Gillenfelder Klausen-Wallfahrt an, im Gottesdienst wird er nun durch Gemeindereferent Stefan Becker verabschiedet.

Foto: Brigitte Bettscheider

Der Zuruf „Loss ma gohn“ ist in Gillenfeld legendär. Er bedeutet so viel wie „Auf geht’s“. Erich Ernst soll ihn bei seiner Premiere als Brudermeister am Samstag nach Pfingsten im Jahr 1980 verwendet haben, als sich die Prozession nach dem Pilgersegen vor der Pfarrkirche zum Gang in den 32 Kilometer entfernten Wallfahrtsort Klausen aufgestellt hatte. Seither gehörte der lockere Spruch zur Wallfahrt wie das Beten und Singen, nicht nur zu Beginn frühmorgens in Gillenfeld, sondern auch nach der Frühstückspause auf dem Greimerather Sportplatz und nach der Mittagspause in Wittlich.

So war es auch noch einmal am 6. Juni 2020, als die diesjährige Klausen-Wallfahrt stattfand - erst abgesagt wegen Corona, dann nach Lockerungen quasi in letzter Minute auf die Beine gestellt von Gemeindereferent Stefan Becker, der seit 2017 der Leiter der Seelsorge in der Pfarreiengemeinschaft (PG) Gillenfeld ist. So wird es aber nicht mehr sein, denn Erich Ernst gibt das Amt des Brudermeisters auf. Nach genau 40 Jahren.

„Ich habe es immer gerne gemacht, es war mir nie lästig und nie zu viel, und ich hätte gerne weiter gemacht“, sagt der scheidende Brudermeister dem TV. „Aber aus gesundheitlichen Gründen muss ich aufhören.“

Als Ernst 1976 seine Frau Anneliese heiratete und von Niederscheidweiler (wo man „gohn“ für gehen sagt) nach Gillenfeld (wo man „john“ für gehen sagt) kam, kannte er das Pilgern zur Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Klausen bereits seit Kindertagen. Vom ersten Jahr in Gillenfeld an habe er sich auch hier an der Wallfahrt beteiligt, erzählt er. 1978 unterstützte er erstmals den damaligen Brudermeister Werner Meeth, 1980 übernahm er selbst das Pilgerkreuz, sprich: die Leitung.

„Der hat eine gute Stimme, der kann das“ – mit diesen Worten sei er damals ins Amt gehoben worden, erinnert sich Erich Ernst. 40 Mal führte er seitdem die Gillenfelder Pilger über Mückeln, Oberscheidweiler, Hasborn, Greimerath, Wittlich und schließlich über das ansteigende und daher besonders herausfordernde Waldstück „In der langen Dunn“ nach Klausen.

Mit mehr als 100 Pilgern in den 1980er Jahren, mit an die 100 Pilger in den 1990er Jahren, mit besonders vielen noch einmal im Jubiläumsjahr 2010 (375 Jahre Gillenfelder Klausen-Wallfahrt), mit knapp 50 im vorigen Jahr, mit 19 auf der diesjährigen, kurzfristig anberaumten Wallfahrt: Erich Ernst hat die Teilnehmerzahlen notiert, und er bedauert den Rückgang der Pilgerzahlen.

„Wer einmal erlebt hat, was für ein schönes Gefühl es ist, wenn die Klausener Kirche in der Ferne auftaucht, wenn beim Herannahen der Prozession die Glocken zu läuten beginnen und wenn zum Einzug der Pilger Orgelmusik erklingt, weiß, wovon ich spreche“, bringt Erich Ernst das auf den Punkt, was ihm am meisten zu Herzen ging.

Und wenn er sagt: „Da blieb kein Auge trocken“, meint er eine Episode aus seinem ersten Jahr als Brudermeister - 1980, als der Turm der Gillenfelder Kirche im Frühjahr abgebrannt war und die Klausen-Pilger auf dem Rückweg schon bedauerten, dass sie dieses Mal nicht mit Glockengeläut empfangen würden. „Doch Feuerwehrmänner waren auf den Turm gestiegen, hatten die Glocken von Hand angeschoben und zur Begrüßung der Prozession zum Klingen gebracht“, erzählt Erich Ernst.

Wenn er auch das Amt des Brudermeisters aufgibt: „Er ist einer unserer fleißigsten Ehrenamtlichen“, betont Stefan Becker mit Blick auf die vielen Dienste, die der gelernte Elektriker an den Gebäuden in der PG verrichtet. Der 69-Jährige ist zudem Mitglied des Verwaltungsrates. Er hat zwei erwachsene Kinder und ist dreifacher Großvater.

 Die Wallfahrtskirche Klausen ist das jährliche Ziel.

Die Wallfahrtskirche Klausen ist das jährliche Ziel.

Foto: TV/Christian Altmayer

Wer sich für das Amt des Brudermeisters und somit für die Nachfolge von Erich Ernst interessiert, kann sich beim Gemeindereferent Stefan Becker unter Telefon: 06573/9529990 oder 0176/45801591 sowie per E-Mail an becker@pg-gillenfeld.de melden.

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