Schule Die Herausforderung heißt: Auf nach Santiago!

Lydia Vasiliou · Gillenfelder Schüler bereiten sich darauf vor, den portugiesischen Jakobsweg in Angriff zu nehmen. Regelmäßig wird auch die Ausdauer trainiert.

 Sie freuen sich auf Santiago de Compostela: (von links) Sozialpädagogin Anne Schmitz, Ciara, Antonia, Lehrerin Simone Welter und Luca.

Sie freuen sich auf Santiago de Compostela: (von links) Sozialpädagogin Anne Schmitz, Ciara, Antonia, Lehrerin Simone Welter und Luca.

Foto: Lydia Vasiliou

  Spätestens nach Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“, gab es einen Pilgeransturm auf den verschiedenen Jakobswegen, der sich bis heute hält. Sind es meist Erwachsene, die beim Pilgern zum Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela neue Erfahrungen suchen, so beschreiten die Lehrerin Simone Welter und die Sozialpädagogin Anne Schmitz an der Schule am Pulvermaar in Gillenfeld einen neuen Weg. Sie wollen den portugiesischen Jakobsweg von Porto nach Santiago de Compostela mit Schülern im Alter von zehn bis 16 Jahren gehen. „Neu ist, dass Schüler Verantwortung in einem solchen Ausmaß für sich und die Gruppe übernehmen.“, sagt Simone Welter. Die Ideee dazu kam den beiden, nachdem sie selbst 2016 den Camino da Costa durch Portugal zurücklegten. Aber auch das Schulfach „Verantwortung und Nachhaltigkeit“ sehen sie als Weiterentwicklung und neue Herausforderung, indem die Kinder und Jugendlichen soziales Verhalten und das Miteinander auf dem Jakobsweg verinnerlichen können.

So sieht es auch Luca aus Oberscheidweiler. Mit seinen 15 Jahren ist er davon überzeugt, „dass wir das für unsere Zukunft mitnehmen und später Verantwortung übernehmen können.“ Auch glaube er, Veränderungen an sich selbst feststellen zu können „und eine Seite an mir entdecke, die ich noch nicht kenne“. Da hat  Ciara  aus Hontheim schon andere Sorgen nämlich, dass ihre Wäsche nicht ausreicht, denn gepackt wird nur das Nötigste.  „Aber ich freue mich darauf und auch, dass ich die Kinder aus den anderen Klassen besser kennen lerne“, sagt die 16-Jährige.  Die  Vorstellungen sind unterschiedlich, so auch bei Antonia (13) aus Saxler. „Ich freue mich auf den Flug nach Porto, denn ich bin noch nie geflogen. Und ich wandere auch gerne“.

Die Vorbereitungen zu der ungewöhnlichen Reise laufen derzeit auf vollen Touren. Jeden Dienstag treffen sich die Schüler und basteln an der eigenen Homepage, machen eine Packliste, denn maximal zehn Kilo sollen ausreichen, suchen mögliche Etappen heraus und trainieren ihre Ausdauer samstags bei Wanderungen. Die erste von 13 Kilometern haben sie schon geschafft. Nun soll es mit Wanderschuhen auf eine Strecke von rund 20 Kilometern gehen. „Wenn sie die Vorbereitung schaffen, dann schaffen sie es auch vor Ort. Die Kraft des Einzelnen wird dabei potenziert“, sagt Lehrerin Simone Welter. Bei einer Gesamtstrecke von 250 Kilometern „sollten täglich rund 25 Kilometer geschafft werden“, sagt Anne Schmitz.

Zusätzlich gibt es Ende März noch einen Erste-Hilfe-Kurs. Fest steht mittlerweile auch, dass keine Smartphones mitgenommen werden dürfen, nur Tasten-Handys für den Notfall und die Erreichbarkeit, denn die Schüler werden in Gruppen mit GPS-Geräten ausgerüstet und dürfen alleine laufen. Im äußersten Notfall kann sich die Gruppe noch auf einen Lehrer verlassen, der die gesamte Strecke im Wohnmobil begleitet. So wenig wie möglich wollen die beiden Pädagoginnen während der Reise eingreifen. „Wir sind uns unserer großen Verantwortung schon bewusst, vor allem da man nicht weiß, wie es tatsächlich ablaufen wird“, sagt Welter. Man wolle den Schülern genügend Raum bieten, um über sich hinauszuwachsen, ohne sich dabei zu überfordern. Während die Schüler den Verlauf der Unternehmung fast alleine planen, kümmern sich die Begleiterinnen um die Finanzierung. Mit allem Drum und Dran, von den Wanderschuhen bis zum Pilgerhut, belaufen sich die Kosten auf 20 000 Euro. „Die Hälfte ist durch Fördergelder und Stiftungen aus der Region gedeckt“, sagt Welter. Damit es bei der Eigenbeteiligung der Schüler von 100 Euro bleibt, werden noch Sponsoren gesucht (siehe Extra). Denn am 15. Mai geht es los. Bei Ankunft in Porto gibt es erst mal eine Stadtbesichtigung. Am nächsten Tag heißt es dann: Auf nach Santiago.

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