Glanzstück aus dem Hühnerstall

KATZWINKEL. Der 59-jährige Erich Koch hat sich der Restaurierung alter Traktoren verschrieben. Nach einem 1955er Lanz-Bulldog ist nun ein Güldner-Traktor Baujahr 1950 bald fertig.

Vor Erich Kochs Garage ist die Hölle los. Was da im Hof steht, qualmt und zischt, spuckt Feuer, macht einen Höllenlärm, und doch ist das alles Musik in den Ohren von Erich Koch. Der alte Lanz-Bulldog "1906", Baujahr 1955, ist mit viel Handarbeit wieder zum Leben erweckt worden. "Ein Lanz ist immer der Bulldog, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, allein schon vom Klang her", erklärt der Hobbybastler seine Liebe zu Lanz. Erich Koch hat Schmied gelernt, bevor er als Straßenwärter bei der Straßenmeisterei Kelberg tätig war. In seiner Lehrzeit infizierte er sich mit dem Bazillus Lanz, und der ließ ihn nicht mehr los. "Wir hatten in der Werkstatt einen alten Lanz, mit dem ich in der Landwirtschaft meines Meisters aushelfen musste. Seitdem wollte ich immer selbst einen haben, aber ich habe nie einen gefunden, der nicht zu teuer war", erzählt Koch, der seit fünf Jahren Frührentner ist. Im Mai vergangenen Jahres war das Glück auf seiner Seite: Durch Zufall entdeckte er in Darscheid seinen ersehnten Lanz - und bekam ihn geschenkt. Koch: "Der hat lange Jahre im Hühnerstall gestanden und war praktisch Schrott." Koch besorgte sich Bücher und Reparaturanleitungen von Lanz-Traktoren, telefonierte viel herum und fuhr sogar nach Holland, wo er für 500 Euro den Deckel fürs Schwungrad, eine Temperaturanzeige und den Kupplungsbelag erstand. Grundsätzlich ist es heute sehr schwer, Ersatzteile zu bekommen, da es sehr viele Gleichgesinnte gibt und die Verkäufer sich die begehrten Stücke natürlich auch gut bezahlen lassen, was tüchtig ins Geld geht. Hobbys sind bekanntlich meistens teuer. Doch nach einem halben Jahr täglicher Arbeit im Keller, etlichen Flüchen, zerschundenen Händen und vielen schlaflosen Nächten war es dann soweit: Der alte Lanz erwachte wieder zum Leben. Fünf bis sechstausend Euro hat Koch in sein Liebhaberstück gesteckt, was Ehefrau Maria gar nicht gefiel. Vor drei Monaten bekam Koch dann für 100 Euro einen alten Güldner, der zwar nach 32 Jahren Stillstand in der Scheune ebenfalls schrottreif war, bei dem aber zumindest noch alle Teile vorhanden waren. In nur drei Monaten zerlegte der Experte auch diesen Traktor und baute ihn wieder auf. Die Jungfernfahrt ist demnächst geplant. "Es ist wie eine Sucht, man muss aber auch jemand haben, der auf die Bremse tritt", sagt Koch und meint Ehefrau Maria, die seinen Oldtimerdrang in Grenzen hält, "aber es reizt mich eben, die Traktoren wieder in Ordnung zu bringen, gerade wenn andere sagen, dass es nicht mehr geht", erklärt Koch seine Leidenschaft für die Oldtimer.

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