Glaube im Alltag

Ich merke immer wieder, wie mein Denken zunächst nur in den Grenzen verläuft, die mir meine Gewohnheiten vorgeben. Besonders wird mir das bewusst, wenn ich mir vorstellen will, wie in Zukunft Christentum gelebt werden kann.

 Johannes Eiswirth.

Johannes Eiswirth.

Foto: (e_eifel )

Die Kirchen werden leerer, die Pfarreien immer größer. Da stoße ich auch schon mal an Grenzen, an denen ich merke - meine Gedanken sind noch nicht frei genug von Traditionellem. Aber es geht auch anders. Das sehe ich, wenn ich mich umschaue. Beispiel 1: Es gibt im Bistum Trier die Ausstellung "Sehnsucht ist das Feuer der Seele". Die haben wir in meinen Wohnort nach Schönecken geholt. Normalerweise stellt man alles in einem Raum aus. Wir haben überlegt: Wo gehen die Menschen hin, wo halten sie sich auf. Deshalb wurden die Bilder verteilt. Wir haben sie in der Volksbank, in der Kreissparkasse, im Edeka-Markt und in einer Arztpraxis aufgehängt. Und jeweils auf die anderen Orte verwiesen. Resonanz: gut. Beispiel 2: Fronleichnamsprozession. Es gibt da ja für Altäre die traditionellen Stellen. Aber es geht auch anders. Die Vorbereitungsgruppe suchte Orte, an denen Menschen sich täglich aufhalten. Wo Gespräche entstehen, wo miteinander gelebt wird. Das waren ein Busbahnhof, ein Einkaufszentrum, eine große Firma, die fußläufig von der Kirche aus erreichbar waren. Und dort wurden die Altäre aufgestellt. Und überall dann bei der Prozession Bezug genommen auf die alltägliche Gegenwart Gottes, die durch und im menschlichen Miteinander an eben diesen Stellen erfahrbar sein kann. Im Austausch von Menschen beim Warten auf den Bus, im Erzählen von Bedrückendem oder Frohem beim gemeinsamen Arbeiten, in der Verlässlichkeit im Arbeitsteam, in der zufälligen Begegnung beim Einkaufen oder in positiven zwischenmenschlichen Erfahrungen beim Warten an der Kasse oder an einer Bedientheke. Das Fazit: Kirche kann auch anders, wenn sie zu den Leuten hingeht. Und das finden die meistens Menschen sehr ansprechend. Johannes Eiswirth (Geschäftsführender Dekanatsreferent des Dekanats St. Willibrord Westeifel)

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