Gnadenfrist für ängstlichen Pfarrer

STEININGEN. "Pferdefreunde, auf nach Steiningen" hieß es am Ostermontag wieder. An der 258. Pferdesegnung in dem Eifeldorf nahmen diesmal bei strahlendem Sonnenschein und mildem Frühlingswetter 166 Pferde, ein Esel und zwölf Kutschengespanne teil, die von Pater Hugo Pöpping beim Umzug durch das Dorf gesegnet wurden.

Alt ist die Tradition der Pferdesegnung, aber jung sind heute durchweg die Teilnehmer. Denn Reiten ist zu einem Volkssport geworden. Besonders junge Mädchen und Frauen sind dem Hobby Reiten sehr zugetan. Tradition in Steiningen seit 1749

Seit 1749, so berichtet die Steininger Chronik, kommen Pferdehalter nach Steiningen, um ihre Tiere segnen zu lassen. Schutzheiliger der Pferde ist der Heilige Mauritius, der einer Legende zufolge Kommandeur einer Legion aus vorwiegend christlichen Männern bei Theben in Ägypten zur Zeit der römischen Kaiser Diokletian und Maximian war. Die so genannte Thebäische Legion meuterte 302 oder 303 n. Chr. bei der Überquerung der Alpen gegen den Kaiser, weil sie nicht gegen Christen kämpfen wollte - und wurde komplett hingerichtet. Der Heilige Mauritius war einst ein Schutzheiliger des Heeres, der Infanterie, der Messer- und Waffenschmiede und wurde angerufen vor Kämpfen, Gefechten und Schlachten. Er gilt zudem als Schutzheiliger der Handwerker, die mit dunkler Farbe umgehen, und eben der Pferde. Sein Gedenktag ist der 22. September. Für die Gemeinde Steiningen ist die Pferdesegnung am Ostermontag ein fester Bestandteil des dörflichen Lebens geworden. "Nachfolger traut sich noch nicht so richtig"

Das Dorf mit seinen rund 200 Einwohnern steht ab morgens, wenn die ersten Pferdehalter entweder geritten oder mit ihren Pferden in Anhängern ankommen, total im Zeichen des Festes. Für Pater Hugo Pöpping war es die dritte Pferdesegnung und zugleich seine letzte. "Eigentlich sollte schon in diesem Jahr der Gillenfelder Pastor hier auf dem Pferd sitzen, aber er traut sich nicht so richtig", sagte Pater Pöpping dem Trierischen Volksfreund und meinte aber auch im Brustton der Überzeugung: "Ich denke aber, dass er es wohl im nächsten Jahr machen muss." An der Kapelle und in den Straßen des Dorfes warteten bei strahlendem Frühlingswetter schon Hunderte von Zuschauern auf den Umzug der Pferde durch den Ort - vorbei am segnenden Pater Pöpping. "Bitte lächeln", ermahnte Pater Pöpping immer wieder die vorbei reitenden Pferdehalter und stellte fest: "Das muss doch eine ernste Sache sein, diese Reiterei". Zudem erkundigte er sich immer wieder bei den Pferdehaltern, woher Sie denn angereist seien. Claudia Becker war aus Mehren zu der Traditionsveranstaltung gekommen. Sie führte Pony Sissi, auf dem die kleine Nathalie saß, und berichtete: "Seit sechs Jahren komme ich schon hier her, und es ist für mich immer ein besonderes und einmaliges Erlebnis mit Gänsehautgefühl". Und für Frank Schmitz aus Mosbruch ist es "eine Tradition, den Schutz der Tiere hier zu erbitten".

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