Grausiger Fund am Wegesrand

Hillesheim · Spaziergänger sind an einem Waldweg bei Hillesheim auf ausgeweidete Schafe gestoßen. Obwohl sie die Behörden verständigt haben, sind die Kadaver tagelang liegengeblieben.

Hillesheim. Einen gemütlichen Spaziergang im Hillesheimer Stadtwald wollten Anita und Wilhelm Kloep einen Sonntag vor einigen Wochen mit ihren Hunden unternehmen. Gemeinsam fuhren sie in ihrem Auto zu einem Parkplatz in der Nähe des Golfplatzes. Als sie ausstiegen, entdeckten sie ein blutiges Fell im Gestrüpp am Rand des Waldweges. "Halt die Hunde!", rief Wilhelm Kloep seiner Frau zu.
Unter den Bäumen lagen die Reste eines ausgeweideten Schafes. "Wahrlich kein angenehmer Anblick", erinnert sich Anita Kloep. Offenbar hatte ein Unbekannter die Tiere geschlachtet - und die Abfälle im Wald entsorgt. Die Hillesheimerin verständigte die Polizei. Die Beamten versicherten ihr, dass sie sich der Sache annehmen würden.
Bürgerin verständigt Polizei


Am Montag machte sich Anita Kloep erneut zu einem Spaziergang in Richtung Golfplatz auf. Als sie den Waldrand erreichte, sah sie, dass das Schaf noch immer dort lag. Die Frau rief daraufhin bei der Kreisverwaltung an. Sie verlangte das Veterinäramt und berichtete den Behördenmitarbeitern von ihrem schaurigen Fund.
Am Dienstag spazierte Anita Kloep erneut zu der Stelle, an der sie zwei Tage zuvor den blutigen Kadaver gefunden hatte. Und die Schlachtreste lagen noch immer an Ort und Stelle. Zudem entdeckte Anita Kloep nicht weit entfernt ein zweites totes Schaf. Wieder verständigte Anita Kloep die Behörden.
Auch am Mittwochmorgen lagen die toten Schafe am Rand des Wanderwegs. Die Körper waren von wilden Tieren mittlerweile zerrissen.
Anita Kloep setzte sich mit unserer Zeitung in Verbindung. Der Trierische Volksfreund fragte bei der Polizei, der Kreisverwaltung und der Verbandsgemeindeverwaltung Hillesheim nach: Wie kommt es, dass verwesende Tierkadaver an einem öffentlichen Weg - trotz Anzeige von Bürgern - nicht umgehend weggeräumt und entsorgt werden?
Ermittlungen eingeleitet


"Eine Verständigung der Veterinärbehörde am Sonntag wurde für nicht erforderlich erachtet", teilt Alfred Haas von der Polizeiinspektion Daun mit. Dennoch seien laut Haas "alle weiteren erforderlichen Maßnahmen in die Wege geleitet worden". So habe die Polizei Ermittlungen wegen eines Verstoßes gegen das Abfallbeseitigungsgesetz eingeleitet. Wem die Schafe gehören und wer sie geschlachet hat, ist zur Zeit noch unklar. "Zu dem Zeitpunkt als die Schafe gefunden wurden, ist kein Schäfer durch diese Gegend gezogen", sagt Johann Strunk, Bezirksbeamter der Polizei in Hillesheim.
Da an jenem Sonntag Temperaturen unter dem Gefrierpunkt geherrscht hätten und der Kadaver verdeckt in einer Baumgruppe gelegen habe, "wurde eine Verständigung der Veterinärbehörde für nicht erforderlich erachtet", erklärt sein Kollege Haas.
Die Polizei informierte aber auch am Montag nicht die Veterinärbehörde bei der Kreisverwaltung - dazu bedurfte es des Anrufs von Anita Kloep.
Doch das Veterinäramt in Daun ist für die Beseitigung von Tierkadavern gar nicht zuständig. "Für so etwas ist entweder der Grundstückseigentümer oder das zuständige Ordnungsamt der Verbandsgemeinde (VG) zuständig", erklärt Verena Bernardy von der Kreisverwaltung. Das Veterinäramt informierte das Hillesheimer Ordnungsamt aber nicht. "Wir sind davon ausgegangen, dass die Bescheid wissen - weil die Polizei informiert war", erklärt Bernardy.
Die Polizei nahm jedoch offenbar an, dass die Sache mit einer Meldung beim Veterinäramt erledigt sei. Erst am Mittwoch setzten dann sowohl Veterinäramt als auch Polizei die VG-Verwaltung Hillesheim in Kenntnis. Stadtarbeiter entsorgten daraufhin die toten Schafe - am Donnerstag, vier Tage, nachdem die Kloeps ihren Fund gemeldet hatten.
"Fahren Sie doch woanders hin"


Auch Anita Kloep hatte mittlerweile bei der VG-Verwaltung angerufen. Denn am Donnerstag hatte sie ein drittes verendetes Tier entdeckt.
"Ich sagte einem Verwaltungsmitarbeiter, dass ich nicht Lust habe, jeden Morgen ein neues totes Schaf zu finden", erinnert sich die Hillesheimerin. "Da sagte er zu mir: Fahren sie doch woanders hin!"

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