Große Diskussion im kleinen Dorf

Die Familie Zillgen will neben ihrem Hof in Saxler eine Biogasanlage bauen, was viele Bürger im Ort und auch Nachbargemeinden skeptisch sehen. Das umstrittene Projekt war Thema einer Informationsveranstaltung am Donnerstag.

 Ansichtssache: Die geplante Biogasanlage soll neben dem Zillgen-Hof (links) entstehen, für viele Bürger von Saxler (rechts) nicht weit genug entfernt vom Ort. Foto: privat

Ansichtssache: Die geplante Biogasanlage soll neben dem Zillgen-Hof (links) entstehen, für viele Bürger von Saxler (rechts) nicht weit genug entfernt vom Ort. Foto: privat

Saxler. Seit geraumer Zeit ist im rund 90 Einwohner zählenden Saxler (VG Daun) der geplante Bau einer Biogasanlage das beherrschende Thema. Wie viele andere landwirtschaftliche Familienbetriebe haben sich auch die Zillgens in Saxler Gedanken gemacht um ein weiteres wirtschaftliches Standbein. Das soll die Biogasanlage werden, die direkt neben ihrem Hof, der gegenüber dem Dorf liegt, entstehen soll. Das Prinzip: Aus Gülle und Biomasse (wie Mais) entsteht in der Anlage Methangas. Aus dessen Verbrennung in einem Blockheizkraftwerk wird Strom und Wärme gewonnen.

Das Genehmigungsverfahren ist weit fortgeschritten, eine Entscheidung der zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) wird für Ende Juni erwartet. Zuvor wird allerdings der Gemeinderat am Dienstag noch über das Thema beraten. Sein Votum pro oder kontra Biogasanlage soll in die Entscheidungsfindung der SGD einfließen.

Geredet und diskutiert wurde schon viel, aber eine für alle offene Infoveranstaltung gab es erst am Donnerstagabend im Gemeindehaus. Das Interesse war groß, und das nicht nur bei den Bürgern vor Ort, auch aus den Nachbargemeinden Ellscheid, Gillenfeld und Udler waren Zuhörer gekommen. Da auch Mitglieder der Familie Zillgen dabei waren, geriet der Abend nicht zu einer einseitigen Veranstaltung kontra Biogasanlage.

Chemiker Erhard Schuffenhauer, der seit 1984 ein Domizil in Saxler hat und dort seit 2000 ständig lebt, erläuterte seine Bedenken gegen die Anlage. Detailliert referierte er über mögliche zusätzliche Lärm- und Geruchsbelästigungen, die mögliche Gefahr einer Gewässerverunreinigung und die einer Explosion oder Verpuffung. Zu einigen seiner Ausführungen gab es Widerspruch seitens der Betreiberfamilie. Schuffenhauer erklärte, die Anlage werde rund 160 Meter vom Dorf liegen; dem hielt Katja Namyslo (geborene Zillgen) entgegen, es seien 240 Meter. Auch das prognostizierte höhere Verkehrsaufkommen in Saxler und Nachbarorten (wie Udler, wo es große Bedenken gibt, wie Ortsbürgermeister Al fred Borsch erklärte) durch beispielsweise Anliefertransporte zur Anlage wollte sie nicht bestätigen: "Es wird nicht mehr Verkehr geben." Die Gülle müsse künftig nicht mehr ausgefahren werden, sondern komme direkt in die Anlage. Dadurch werde auch die Geruchsbelästigung verringert. Angesprochen auf einen möglichen Standort weiter weg vom Dorf hieß es von Familienseite, eine Untersuchung habe ergeben, dass dieser unrentabel sei. Bedenken aus der Bürgerschaft kamen wegen einer möglichen Wertminderung der Immobilien und auch wegen einer Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs durch eine Anlage so nah am Dorf. Da half auch der Hinweis seitens der Betreiber, es werde einen drei Meter hohen Erdwall als Sichtschutz geben, nicht. Der scheidende Ortsbürgermeister Josef Max erklärte, er sei gegen den vorgesehenen Standort, da dieser das Dorf "zu sehr in Mitleidenschaft" ziehe.

Meinung

Prüfstein für den Dorffrieden

Die geplante Biogasanlage ist eine ganz schwierige Angelegenheit für das kleine Saxler. Es ist so klein, dass das, was die Betreiber vorhaben, nicht im "luftleeren Raum" passieren, sondern mehr oder weniger den ganzen Ort betreffen würde. Deshalb ist auch zu bedenken: Egal wie die Entscheidung letztlich ausfällt, Gegner und Befürworter werden auch weiter zusammenleben müssen. Ob der "Dorffrieden" mit einer Biogasanlage aber halten wird, halten nicht wenige Bürger für fraglich. Es läuft auf die entscheidende Frage hinaus: Sind die Interessen der Familie Zillgen höher einzuschätzen als die Bedenken vieler Bürger? Am Dienstag hat der Gemeinderat Gelegenheit, diese Frage zu beantworten. s.sartoris@volksfreund.de

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