Großes Misstrauen erfordert großes Engagement

HILLESHEIM/DAUN. (HG) Jochen Welt, Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen, besuchte den Kreis Daun und führte in Hillesheim und Daun Gespräche mit Elternvertretern, Lehrern, Schülern sowie Vertretern der Jugend- und Aussiedlerarbeit.

Tausende von Aussiedlern leben inzwischen mitten unter uns. Viele haben sich gut integriert, sind Mitglied in Vereinen und haben Freunde gefunden. Einigen jedoch fällt die Integration schwerer. Besonders für die Aussiedler, die als Kind oder Jugendliche übersiedelten, war die neu gewählte neue Heimat ihrer Eltern oft ein tiefer Einschnitt in ihrem Leben. Sie bleiben unter sich, bilden Cliquen. Konflikte mit anderen Jugendlichen bleiben nicht aus. Solche Integrations-Probleme kennt Jochen Welt, Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen, im Detail. Er besuchte die Verbandsgemeinden Daun und Hillesheim. In Gesprächen mit Eltern, Lehrern, Schülern und Aussiedlern an den Grundschulen Hillesheim und Üxheim sowie der Hauptschule Hillesheim wurden die Probleme diskutiert. Rund drei Millionen Spätaussiedler kamen in den vergangenen 16 Jahren aus Osteuropa nach Deutschland. Seit 2000 sind die hohen Zuwanderungszahlen gesunken, in diesem Jahr werden 20 000 Spätaussiedler erwartet. "Es war ein Trugschluss zu denken, mit den Aussiedlern kommen doch Deutsche nach Deutschland, und die brauchen wir doch nicht zu integrieren. Das war eine fatale Fehleinschätzung", sagte Jochen Welt. Sprachen bis Mitte der 90er Jahre drei Viertel der Einreisenden Deutsch, beherrschen seit 1995 etwa 80 Prozent der Einreisenden nicht mehr die Sprache. Die Folgen liegen für Welt auf der Hand: "Die Menschen haben Probleme, sich in die Gesellschaft, den Beruf und die Nachbarschaft zu integrieren. Sie kapseln sich ab, und das führt oft zur Ghettoisierung". Im Haus der Jugend (HdJ) in Daun traf der Bundesbeauftragte Vertreter des Caritasverbands, des Forums eine Welt, die Ausländerbeauftragte des Kreises Daun, Vertreter der Dekra-Akademie Gerolstein, des Migrationsdiensts, der Verbandsgemeinde, des Kreises und der Stadt Daun sowie die Mitarbeiter des HdJ. Rita Schmaus, Vorsitzende des Vereins "Haus der Jugend Daun" erläuterte die Probleme, die sich für das HdJ seit sieben Jahren ergeben haben. Auch die Streetworker-Frage erwähnte Rita Schmaus: "Hierbei sind wir sehr vernachlässigt worden. Wir brauchen einen Streetworker, und der muss auf Jahre hier bleiben können. Dafür brauchen wir Geld." Angelika Schroers von der Suchtberatung der Caritas berichtete, dass der Drogen- und Alkoholkonsum in den vergangenen Jahren bei den jugendlichen Übersiedlern stark angestiegen sei. Julia Tabert vom Dauner Jugendhaus stellte das Integrations-Problem aus Sicht der Jugendlichen dar. "Für sie ist es schlimm, dass sie hierher kommen und merken, die wollen uns gar nicht. Man darf die Jugendlichen aber auch zu nichts zwingen, denn das Misstrauen bei ihnen ist groß."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort