Grün ohne Hoffnung

Im Rat der Verbandsgemeinde (VG) Daun und im Stadtrat Daun wird Bündnis 90/Grüne nach derzeitigem Stand nach der Kommunalwahl im Juni nicht mehr vertreten sein. Es fehlt an Kandidaten zur Aufstellung für die Wahllisten.

Grün ohne Hoffnung
Foto: Stefan Sartoris

Daun. Dass in beiden Kommunalparlamenten – in denen die Partei derzeit mit zwei Sitzen (VG-Rat) und einem Sitz (Stadtrat) vertreten ist – voraussichtlich kein Grüner mehr sitzen wird, liegt nicht am mangelnden Zuspruch durch die Wähler, sondern weil die Grünen keine Liste aufstellen können.

Obwohl noch bis Ende April Zeit ist, die Listen aufzustellen, sieht Waltraud Rexroth (Daun), die seit zehn Jahren für die Grünen im VG-Rat sitzt, dafür keine realistische Chance mehr. „Da müsste schon ein politisches Wunder passieren. Ich habe alles versucht, praktisch jeden angesprochen, der in Frage kommt, aber nur Absagen erhalten“, berichtet die 60-Jährige resigniert. Dass es schwierig werden würde, genügend Leute zu finden, die für die Grünen kandidieren wollen, war Waltraud Rexroth schon länger klar. „Es war schon ein großes Problem, einen Nachrücker für Peter Trim zu finden, der 2008 aus dem VG-Rat ausgeschieden ist“, erinnert sie sich.

Die von ihr Angesprochenen hätten unterschiedliche Gründe angeführt, warum sie nicht kandidieren wollen: „Es werden berufliche und familiäre Gründe genannt, andere erklärten, sie trauten sich die Arbeit in der Kommunalpolitik nicht zu.“ Als einen weiteren Grund für die Personal-Probleme der Grünen nennt Waltraud Rexroth die Abspaltung bekannter Gesichter wie Ulli Meyer und Hans-Peter Slabik und anderer vor fünf Jahren, was „einen echten Aderlass für die Grünen“ bedeutet habe. Meyer und Slabik hatten bis 2004 die Grünen im Kreistag vertreten, Slabik saß zudem von 1999 bis 2004 auch im VG-Rat Daun. Die beiden sind bei der Partei „Die Linke“ – Meyer als Kreisvorsitzender – aktiv, die bei der Kommunalwahl antreten wird. „Wir haben in den vergangenen Jahren gemerkt, dass beispielsweise im VG-Rat unsere Arbeit immer mehr anerkannt wurde. Deshalb ist es schade, wenn diese kontinuierliche Arbeit nach dem 7. Juni verloren geht“, bedauert Waltraud Rexroth. Als ein Erfolg für die Hartnäckigkeit der Grünen wertet sie, dass auf dem Rathaus in Daun eine Fotovoltaik-Anlage installiert wurde.

Laut Karl-Wilhelm Koch (Hillesheim), Geschäftsführer des Kreisverbands Vulkaneifel von Bündnis 90/Grüne, sind auch in den anderen Verbandsgemeinden die Listenaufstellungen noch „mit vielen Fragezeichen“ versehen. „2004 waren wir bei der Kommunalwahl in allen fünf Verbandsgemeinden vertreten, das werden wir wohl in diesem Jahr nicht mehr schaffen“, berichtet Koch. Optimistisch sei er bei der Liste für die Kreistagswahl: „Die ist in Arbeit“.no/cse

Meinung

Von Stephan Sartoris

Wo bleibt der Nachwuchs?

Es ist keine Überraschung, dass die Grünen aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Kommunalwahl nicht mehr flächendeckend im Kreis antreten werden können. Schon fast traditionell war die Personaldecke bei den Grünen kurz, und spätestens nach dem Abgang von Meyer, Slabik und anderen, die schon in der Kommunalpolitik aktiv waren, bedurfte es keiner hellseherischen Fähigkeiten vorauszusagen, dass es nun noch enger werden würde. Nachwuchs und/oder Neuzugänge hat es auch schon seit geraumer Zeit nicht mehr gegeben, und so ist es zwangsläufig, dass sich die Grünen immer mehr aus der Kommunalpolitik verabschieden müssen. Besserung ist jedenfalls nicht in Sicht, es wird eher noch schlechter.
 s.sartoris@volksfreund.de

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