Grüne servieren altgediente Mandatsträger ab

Schalkenmehren · Umbruch: Die Grünen im Kreis Vulkaneifel haben ihre Querelen beigelegt und eine Kandidatenliste für die Wahl des Kreistags aufgestellt. Sie wird angeführt von Eva Pestemer aus Kelberg und dem Landtagsabgeordneten Dietmar Johnen aus Kalenborn-Scheuern. Der derzeit einzige Grüne im Kreistag, Karl-Wilhelm Koch, und Rückkehrer Eckard Wiendl spielen keine Rolle mehr.

 Neue Gesichter auf den vorderen Listenplätzen der Grünen für den Kreistag Vulkaneifel (von links Platz eins bis fünf): Eva Pestemer, Dietmar Johnen, Waltraud Rexroth, Rainer Klippel und Theresia Utters. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Neue Gesichter auf den vorderen Listenplätzen der Grünen für den Kreistag Vulkaneifel (von links Platz eins bis fünf): Eva Pestemer, Dietmar Johnen, Waltraud Rexroth, Rainer Klippel und Theresia Utters. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Schalkenmehren. "Ich bin aus dem Rennen. Es ist schon bemerkenswert, wie hier mit mir, einem Kreistagsmitglied, dem gute Arbeit attestiert wird, und meinem Kompromissangebot umgegangen wird." Mit diesen Worten und sichtlich betroffen kommentierte Karl-Wilhelm Koch, einziger Grüner im Kreistag Vulkaneifel, seine Niederlage bei der Kreismitgliederversammlung der Grünen in Schalkenmehren. Zu der waren 23 von 35 Mitgliedern gekommen.
Koch unterlag bei der Kampfkandidatur um Listenplatz vier gegen den erst kürzlich zurückgetretenen Geschäftsführer Rainer Klippel mit acht zu 15 Stimmen.Kommunalwahl 2014


Zuvor hatte er auf eine Kandidatur gegen den Landtagsabgeordneten Dietmar Johnen um Listenlatz zwei verzichtet. "Um den Kreisverband nicht zu spalten", sagte Koch dem TV im Anschluss an die Sitzung.
Genau darum hatte sich der Streit im Vorfeld entzündet, in dessen Folge fast der gesamte geschäftsführende Vorstand zurückgetreten war (der TV berichtete). Koch hatte den Platz für sich beansprucht, sich dann aber dem Mehrheitswillen gebeugt und Johnen den Vortritt gelassen. Der hatte zwar wegen des Streits gesagt: "Für diese Liste stehe ich nicht mehr zur Verfügung." Aber die Liste habe sich ja grundlegend geändert, rechtfertigte er seine Kehrtwende.
Das amtierende Kreistagsmitglied Koch ließ sich auf den letzten Listenplatz setzen. Eine Kandidatur um Platz drei war für Koch wegen des Frauenstatuts tabu, weil sich überraschend Waltraud Rexroth aus Daun zur Verfügung stellte - obwohl sie nach eigenem Bekunden "eigentlich gar nicht in den Kreistag will." Rückkehrer Eckard Wiendl, der vor fünf Jahren auf Platz eins landete, in den Kreistag einzog, dann aber aus dem Kreis wegzog, hatte bis vor Kurzem auch noch Ambitionen auf einen vorderen Listenplatz. Einer Vorahnung folgend, kandidiert er nun aber erst gar nicht mehr dafür.
Platz eins war unumstritten: Mit 16 Ja-Stimmen (bei drei Nein-Stimmen und vier Enthaltungen) wählte die Versammlung Eva Pestemer aus Kelberg-Rothenbach zu ihrer Spitzenkandidatin. Sie und der Zweitplatzierte Johnen bekommen auf der Liste Dreifachnennungen, sodass ihnen jedes Kreuzchen für die gesamte Grünen-Liste jeweils drei Stimmen beschert. Damit haben sie die besten Aussichten auf einen Einzug in den Kreistag.
Nach Aufstellung der Liste geht es bei den Grünen am kommenden Sonntag darum, jetzt auch wieder den Vorstand zu komplettieren.Meinung

Erstaunliche Wendungen
Der große Verlierer bei den Grünen ist Karl-Wilhelm Koch. Das einzig amtierende Kreistagsmitglied hat um des lieben Friedens willen nicht gegen den Landtagsabgeordneten Dietmar Johnen um Platz zwei kandidiert und unterlag bei der Wahl um Platz vier klar gegen den erst kürzlich zurückgetretenen Geschäftsführer Rainer Klippel deutlich. Danach wollte er nicht mehr. Die Grünen haben Koch, der das Ergebnis persönlich nahm, damit Dreierlei quittiert: Vor allem machen sie ihn für die Streitigkeiten im Vorfeld und den damit verbundenen Rücktritt des beliebten Vorstands trios Klippel-Utters-Kreitz verantwortlich. Zweitens stellen sie ihm damit kein gutes Zeugnis für seine Kreistagsarbeit und drittens für seine Teamfähigkeit aus. Den Grünen ist mit Aufstellung der Liste gelungen, was bis kurz vor der Versammlung alles andere als klar war: die personellen Streitigkeiten weitgehend beizulegen und gerade noch rechtzeitig vor der Kommunalwahl die Kurve zu kriegen, um überhaupt als wählbar zu gelten. Für die Partei ist es sicher richtig, den durch einen Glücksfall (Zuzug in den Kreis) in ihren Reihen befindlichen Landtagsabgeordneten Dietmar Johnen auf einen aussichtsreichen Listenplatz zu wählen. Danach sah es ja lange nicht aus. Es ist aber nach wie vor erstaunlich, wie sehr sich die Ökopartei im Kreis weiterhin selbst im Wege steht: Wenn - nur um ein Ideal hochzuhalten - Frauen auf vordere Listenplätze gewählt werden, die selbst sagen, dass sie eigentlich gar kein Mandat wollen oder es sich nicht zutrauen. Aber dennoch kandidieren und so ambitionierte Bewerber in die Röhre schauen. Da darf sich kein Grüner beklagen, wenn die politische Einflussnahme überschaubar bleibt. m.huebner@volksfreund.deExtra

 Aus dem Rennen: Karl-Wilhelm Koch.

Aus dem Rennen: Karl-Wilhelm Koch.

1. bis 3. Platz Eva Pestemer (Kelberg-Rothenbach), 4. bis 6. Platz Dietmar Johnen (Kalenborn-Scheuern), 7. und 8. Platz Waltraud Rexroth (Daun), 9. und 10. Platz Rainer Klippel (Daun-Pützborn), 11. Theresia Utters (Daun-Boverath), 12. Edwin Kreitz (Hillesheim), 13. Barbara Worm, 14. Peter Kühbach, 15. Dorothea Hafner, 16. Tim Steen, 17. Edeltrud Osiewacz, 18. Uller Koenig, 19. Birgitt Reuter, 20. Horst Lodde, 21. Hildegard Otten, 22. Eckard Wiendl, 23. Heide Schiller, 24. Norbert Meyer, 25. Christel Utters, 26. Stefan Barth, 27. Anette Lohberg, 28. Norbert Worm, 29. Christina Osiewacz, 30. Jürgen Hey, 31. Gugula Umann-Jedglinski, 32. Leo Kordel, 33. Anja Frings, 34. Peter Lohberg, 35. Marion Dorfstetter-Barth, 36. Michael Jüngt, 37. Martina Tamms, 38. Karl-Wilhelm Koch. mh

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