"Grünes Zeug in Energie verwandeln"

Weg vom teuren Heizöl und Strom - hin zur Eigenversorgung mit fossiler Biomasse: Erstmals wurde deutschlandweit untersucht, wie viel Bioenergie aus Abraum von Naturschutzflächen gewonnen werden kann. Im Landkreis Vulkaneifel gibt es genügend rentable Areale.

Kirchweiler. Die Ergebnisse der 28000 Euro teuren Studie können sich sehen lassen: Aus acht Biotopen im Landkreis Vulkaneifel könnte fossile Biomasse gewonnen werden, um jährlich 215 Einfamilienhäuser mit Strom und 37 mit Wärme zu versorgen.

50 Zuhörer interessierten sich dafür. Jacqueline Kraege, Staatssekretärin im Mainzer Umweltministerium: "Naturschutz durch Nutzung ist eine unserer Leitlinien. Pro Jahr bezahlen wir alleine sieben Millionen Euro für die Entsorgung von Grünschnitt. Das kann anders geregelt werden."

SPD-Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt ergänzt: "Es wäre sträflich, wenn wir die Chance, grünes Zeug in Energie zu wandeln, nicht nutzen würden." Rasch machten die Experten des Birkenfelder Umweltcampus, Thomas Anton und Frank Wagener, sowie der Dauner Biotopbetreuer Gerd Ostermann klar, dass die in Naturschutzflächen anfallende Biomasse zwar nur eine, "aber nicht zu unterschätzende" Komponente sei. Beispielsweise sei die Rodung von Kieferbeständen in schützenswerten Wacholderheiden forstwirtschaftlich unrentabel, aber für die Verwertung als Hackschnitzel-Brennstoff interessant. Auch der anfallende Grünschnitt kann als Biomasse dienen. Das 40 Hektar große Kirchweiler Rohr prädestiniert das Dorf als Standort für ein Bioenergie-Kraftwerk. Die Experten stellten die Vision eines Nahwärme-Netzwerkes vor. Ortsbürgermeister Stefan Simon: "Wir sind neugierig darauf, was machbar ist." Erwin Görgen fordert aus dem Publikum eine Machbarkeitsstudie. Staatssekretärin Kraege sagt die Finanzierung zu. Als weiterer Standort wurde in der Studie Jünkerath ausgemacht.

Ortsbürgermeister Rainer Helfen: "Wir favorisieren die Anschaffung einer Holzvergasungsanlage." Andere sehen die Chance eher in einer Kombi-Anlage, die auch Ballen von Grünschnitt verwerten kann. Bernd Feltges vom Kreisbauernverband Daun warnt: "Es ist ein Irrglauben, dass Landwirte Heu und Stroh im Überfluss zum Verbrennen haben."

Johannes Pinn, Experte der Forstverwaltung für Bioenergie, fordert die Installation von Biomassehöfen und eine bessere Vernetzung: "Die Zeit für eine kreisweite Bioenergiegenossenschaft ist so reif wie noch nie." Spontaner und heftiger Applaus quittiert die Bereitschaft.

Extra
Die acht Biotop-Schwerpunktgebiete im Landkreis Vulkaneifel, die hohe Anteile gras- und holzartiger Biomasse liefern könnten, umfassen 506 Hektar. Sie befinden sich in Wäldern zwischen Mirbach und Lissendorf (10,2 Kilowatt - in Klammern die Einzelleistungen zum Bioenergiekraftwerk), bei Üxheim (1,3 KW), im Grünland bei Berndorf/Walsdorf (78,3 KW), bei Neroth (77,3 KW), bei Schalkenmehren/Udler/Ellscheid (80,3 KW), bei Birresborn (15,4 KW) und bei Mosbruch (10,2 KW) sowie das Kirchweiler Rohr (78,3 KW). Mit der Gesamtleistung des 351,5 Kilowatt-Kraftwerkes könnten 215 Einfamilienhäuser jährlich mit Strom und 37 mit Wärme versorgt werden. (vog)

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