Gruseln an der Stadtmauer

"Ab sofort werden Landstreicher, Gauner und Wahrsagerinnen an die Kette genommen", ertönte es zu später Stunde in Hillesheims Gassen: Erstmals gab es dort eine nächtliche Krimiführung. Mit Geschichten von (fast) wahren Begebenheiten.

 Mal gruselig, mal amüsant fanden die Teilnehmer der ersten nächtlichen Krimiführung durch Hillesheim die (zumeist) wahren Geschichten. TV-Foto: Felicitas Schulz

Mal gruselig, mal amüsant fanden die Teilnehmer der ersten nächtlichen Krimiführung durch Hillesheim die (zumeist) wahren Geschichten. TV-Foto: Felicitas Schulz

Hillesheim. (fs) An der hell erleuchteten Stadtmauer mit der dunklen Türe im Hexenturm machte die 15-köpfige Gruppe als erstes Halt. Die Stadtführerin erinnerte an die Zeit im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648), als heilkundigen Frauen von der Obrigkeit der Prozess gemacht wurde. Sie las aus alten Schriften vor, wie Scharfrichter samt Helfer dann lustvoll riefen: "Jetzt kommt sie, die Folter, die Tortour über Hals und Bauch. Das genau, das steht euch Hexen bevor." Ein erstes leises Schaudern kam auf, und die Teilnehmer nahmen kaum noch auf, dass das Neutor und die Stadtmauer Mitte des 17. Jahrhunderts Schauplatz heftiger Kämpfe waren, bei denen 300 Soldaten zu Tode kamen. Schmunzeln erzeugte dann der Hinweis, dass der Erlass einer Lustbarkeitssteuer im Jahre 1810 beim Auftritt von Seiltänzern, Musikanten und Personen, die mit Affen und Bären umherzogen, nicht unbedeutende Einnahmen nach sich zog.

Geschihten von Wölfen und Raubrittern



Die kalte Witterung während des etwas anderen Stadtspaziergangs nahm die Führerin zum Anlass, an den strengen Winter 1856 zu erinnern, als "feige Brandstifter, die ruchlosen Kerle, des Nachts mehrmals versuchten, den Ort in Schutt und Asche zu legen". Keine Gefahr geht heutzutage hingegen von Wölfen aus, deren Heulen damals noch viele Menschen in Angst versetzte. Dafür ist aber auch eine Einnahmequelle versiegt, schließlich gab es früher noch zehn Reichstaler, wenn man die rechte Vorderpfote eines Wolfs beim Bürgermeister oder Förster abgab. Gebrauch machte davon aber kaum einer, denn viel zu tief saß die Angst vor diesen Tieren.

Angst hatte die Bevölkerung auch vor den Räubern sowie Raubrittern, die im Volksmund Heckenreiter und Beutelschneider hießen. Am Ende der unterhaltsamen Führung durch den Altstadtbereich hieß es aus der Niederschrift des Kurtrierischen Gerichtsherrn Nikolaus von Hillesheim jedoch beschwichtigend: "In der Eifel gibt es nicht mehr Kriminalistisches als anderswo, aber brotlos werden unsere Richter auch hier nicht." Das gilt damals wie heute.

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