Günstiger heizen mit Holzhackschnitzeln

Kirchweiler · Kirchweiler will seine Infrastruktur verbessern. Erster Schritt: Die Gemeinde bietet einem Teil ihrer Bürger ein Nahwärmenetz an. Jedoch muss mindestens die Hälfte der Anwohner der Hauptstraße mitmachen. Eine Umfrage in den nächsten zwei Wochen soll den Bedarf und den Willen der Bürger dafür klären.

 Auf dem Bergfelderhof wird schon seit September 2013 Nahwärme für 72 Haushaltungen in Niederbettingen hergestellt. Marco Lützenbürger ist dabei für die Wartung zuständig. TV-Foto: Helmut Gassen

Auf dem Bergfelderhof wird schon seit September 2013 Nahwärme für 72 Haushaltungen in Niederbettingen hergestellt. Marco Lützenbürger ist dabei für die Wartung zuständig. TV-Foto: Helmut Gassen

Kirchweiler. "Wir wollen jetzt zuerst einmal informieren, die Bürger sollen sich Gedanken darüber machen", sagt Ortsbürgermeister Stefan Simon zu 45 Zuhörern im Bürgerhaus. Die Veranstaltung ist einberufen worden, um das Projekt Nahwärme für Kirchweiler vorzustellen. Dafür ist Christoph Zeis, Geschäftsführer der Energie-Dienstleistungs-Gesellschaft (EDG) aus der Nähe von Mainz gekommen. Seine Gesellschaft hat mehrere Nahwärmenetze in Hessen installiert und betreibt sie in Eigenregie.
Die Voraussetzungen in Kirchweiler sind günstig. Die Gemeinde hat seit Beginn des Jahres Baurecht für den Ausbau der Hauptstraße. Es wäre also die Gelegenheit, kostengünstig ein solches Netz aufzubauen. Bedingung wäre, dass eine entsprechende Anzahl von Anliegern der Hauptstraße bereit ist, ihre Heizung umzustellen.
"Wir wollen jetzt die Abfrage abwarten. Und wenn dann ein Prozentsatz von bis 50 Prozent der Bürger mitmachen würde. Dann könnten wir die Förderung vom Bund für die Konzepterstellung beantragen, um damit festzustellen, ob es sich rentiert", erklärt Simon. Der Gemeinderat sieht durch ein Nahwärmenetz eine Steigerung der Wohnqualität, des Immobilienwertes und der Infrastruktur des Dorfes.
Das beurteilt auch Christoph Zeis so. "Es ist jetzt eine Riesenchance, eine komfortable und zukunftsweisende Energieversorgung zu bekommen. Wenn die Hauptstraße ohne Ausbau der Leitungen fertiggestellt ist, ist es vorbei", appelliert er an die Bürger.
Die Gemeinde würde die Chance gerne nutzen. "Angedacht ist eine Holzhackschnitzelheizung für die Grund- und Hauptlast und für die Spitzenbelastung noch eine Ölheizung dazu", erklärt Stefan Simon.
In Niederbettingen ist dies seit vergangenem Jahr schon Wirklichkeit. Rene Blum hat dort - privat finanziert - ein solches Nahwärmenetz schon gebaut. Er beliefert von 104 Haushaltungen in Niederbettingen schon 72 mit seiner Biogasanlage. Damit erzeugt er Strom; das Abfallprodukt Wärme geht in die Nahwärme. Zudem hat er noch eine Holzhackschnitzelanlage zur Verstärkung in Spitzenzeiten installiert. Für die Bürger von Niederbettingen lohnt es sich, Einsparungen von bis zu 30 Prozent zu einer herkömmlichen Heizung hat man erreicht.
Das alles wäre auch in Kirchweiler möglich. Eine Studie von 2008 über ein Nahwärmenetz im Ort hat gezeigt, dass der Ort mit seiner zentralen Lage zwischen den drei Naturschutzgebieten Kirchweilerer Rohr, Dreiser Weiher und der Ausgleichsfläche für die Autobahn A 1 bei Waldkönigen für ein Nahwärmenetz ein günstiger Standort wäre. Simon: "Es ist meine Idee, die Holzhackschnitzelanlage mit Holzabfällen aus unseren Wäldern zu betreiben und die zusätzlichen Massen aus den Naturschutzgebieten von Schilf, Röhricht und Gras zu trocknen und häckseln und dann mitzuverbrennen. Wir haben ja 230 Hektar eigenen Wald, aus dem wir momentan Holz an Spanplattenwerke verkaufen."
Bei der VG Hillesheim, die eine Holzhackschnitzelheizung in der Grundschule und den benachbarten Kindergarten in Hillesheim betreibt, hat Simon sich nach den Stromkosten erkundigt. "Eine Kilowattstunde Strom erzeugt man in der Holzhackschnitzelanlage in Hillesheim für fünf Cent maximal." Beim Ausbau der Hauptstraße könnten mehr als 70 Häuser mit Nahwärme angeschlossen werden.
Die Zukunft der Energiegewinnung liege in der dezentralen Versorgung, so Christoph Zeis. "Das Risiko mit Öl weiterzuheizen, ist garantiert höher als mit einer Holzhackschnitzelanlage", sagt er. Alleine will die Gemeinde das Projekt aber nicht durchziehen. "Wenn überhaupt, brauchen wir einen Partner dazu", sagt Simon. Die Kosten für eine Anlage stehen auch noch nicht fest. Hier kommt es auch darauf an, welche Gesellschaftsform man wählt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort