Wirtschaft Haarstudio in Darscheid - Tochter steigt in Fußstapfen der Mutter

Darscheid · Nach 34 Jahren Selbstständigkeit übergibt Beate Blonigen ihr Haarstudio in Darscheid an Melanie Schleuning. Ein Schritt, der heute nicht mehr selbstverständlich ist.

 Beate Blonigen (links) übergibt nach 34 Jahren ihren Friseursalon an ihre Tochter Melanie Schleuning.

Beate Blonigen (links) übergibt nach 34 Jahren ihren Friseursalon an ihre Tochter Melanie Schleuning.

Foto: Brigitte Bettscheider

„Überhaupt nicht“, antwortet Beate Blonigen (58) auf die Frage, ob sie 1976 mit der Ausbildung zur Friseurin im Salon Mindermann in Ulmen in ihren Traumberuf eingestiegen sei. „Ich war gerne draußen und habe mich lieber schmutzig als chic gemacht“, erzählt sie lachend. Doch immer mehr habe sie ihren Beruf lieben gelernt. „Wer will denn nicht mehrere Erfolgserlebnisse an einem Tag haben?“, fragt sie. Denn genau das sei das Schöne am Friseurberuf.

Nach zwei Gesellenjahren in ihrem Ausbildungsbetrieb sowie weiteren in den Salons Hemmerling in Manderscheid und Reuter in Daun absolvierte Beate Blonigen, zu dem Zeitpunkt Mutter von zwei kleinen Mädchen, die Meisterschule in Trier. Im März 1986 machte sie sich in ihrem Wohnhaus im Darscheider „Dreesflur“ selbstständig. Sie nahm die erste Auszubildende (von insgesamt 16 bis heute) unter ihre Fittiche. Ihre dritte Tochter kam auf die Welt. Ihren lang gehegten Wunsch, den Friseursalon „auszuquartieren“ und in einem eigenen Gebäude weiterzuführen, setzte sie im Jahr 2000 in der benachbarten Hauptstraße um. Seither ist hier auch ihre Schwester Michaela Steffen mit einem Kosmetikstudio mit von der Partie. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Salons war der Einstieg der mittleren Tochter Melanie im Jahr 2005. Sie habe sich schon als Kind im Salon zuhause gefühlt, erzählt die 35-Jährige, die verheiratet ist und zwei Kinder im Alter von vier Jahren und einem Jahr hat.

Melanie Schleuning hatte nach der mittleren Reife den Friseurberuf in Trier erlernt. Seit 2007 trägt sie den Meistertitel. Der Plan, den Salon ihrer Mutter einmal zu übernehmen, habe sich mit der Zeit entwickelt. Klar, es sei eine besondere Herausforderung, und die Fußstapfen ihrer Mutter seien groß, räumt sie ein. „Aber ich weiß, dass es funktioniert. Mein Mann und meine Schwiegermutter unterstützen mich sehr, im Salon arbeitet ein tolles Team, und alle stehen hinter mir. Außerdem bin ich ja mit viel Anleitung und Begleitung in die Führung des Geschäfts hineingewachsen“, sagt sie. „Ich bin froh, dass Mama mir weiterhin zur Seite steht.“

Soll heißen: Beate Blonigen übergibt zwar Ende dieses Jahres den Salon an ihre Tochter Melanie, arbeitet aber weiterhin an drei Tagen in der Woche in der Kundenbedienung mit – in dem „letzten Friseursalon vor der Autobahn“, wie es augenzwinkernd auf dem Schild an der Hauptstraße heißt.

Guido Wirtz (Körperich) ist seit rund 15 Jahren als Obermeister der Friseurinnung Westeifel für schätzungsweise 200 Salons im Eifelkreis Bitburg-Prüm und im Landkreis Vulkaneifel zuständig. Ein Generationenwechsel wie beim Haarstudio Beate in Darscheid sei nicht mehr der Regelfall, sagt er im Gespräch mit dem Volksfreund. „Beate Blonigen hat Glück, sie darf sich freuen und kann stolz sein, dass ihre Tochter Melanie Friseurin geworden ist und den Betrieb weiterführt.“

Das gelte auch für ihr Dorf. Denn es werde in Zukunft nicht mehr selbstverständlich sein, dass es in Orten von der Größe Darscheids ein Friseurgeschäft gebe. Auf die Branche kämen schwierige Zeiten zu. Das weiß Wirtz aus seinem Amt als Landesinnungsmeister des Landesverbands Friseur und Kosmetik Rheinland.

Im Handwerkskammer-Bezirk Trier mit etwa 600 Friseurgeschäften seien aktuell 30 Auszubildende im ersten Lehrjahr. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer der meist weiblichen Gesellen von vier Jahren nach der Gesellenprüfung drohe eine Schließungswelle. „Die Betriebe finden kaum Nachfolger und Mitarbeiter“, bedauert Guido Wirtz. „Der administrative Aufwand hat sich weit über das erträgliche Maß hinaus erhöht.“ Er selbst habe zu Beginn seiner Selbstständigkeit vor 30 Jahren eine Stunde pro Woche im Büro gearbeitet. Heute sei es eine Stunde am Tag.

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