Häuschen-Clique liebt die Heimat

WALSDORF. Gute Zukunftsprognosen stellen die Jugendlichen, die zur "Häuschen-Clique" gehören, ihrer Heimatgemeinde. Sie prophezeien steigende Einwohner- und Touristenzahlen. Als Nachteile werten sie den Komplettabbau des Goßbergs als Wahrzeichen und dem zunehmenden Anteil russlanddeutscher Mitbürger.

"Im Dorf fehlt nix. Ich bin hier rundum zufrieden und will garantiert nicht weg", erklärt Benny Wolf (16) kategorisch. Die anderen Jugendlichen der "Häuschen-Clique" nicken zustimmend. Nadja Hochmann (15) ist mitten in der Bewerbungsphase. Die Realschülerin erklärt: "Am liebsten würde ich hier bleiben, nur notfalls nach Trier gehen." Ihre Freundin Stefanie Wirtz (15) ist gleicher Meinung: "Zur Ausbildung weggehen und dann wiederkommen kann ich mir nicht vorstellen." Die Jugendlichen sind in Walsdorf aufgewachsen und fühlen sich stark mit dem Ort verbunden. Vor einem Jahr haben sie ihr "Häuschen" auf dem Gemeindeareal zwischen dem Radweg und dem Hoko-Werk gebaut. Thomas Wendlandt (18): "Wir haben hier unseren Freiraum, und beim Bürgermeister stoßen wir immer auf offene Ohren." Alte Schreinerei für Kinder und Jugendliche

Vorher hatten sich die Jugendlichen an der Bushaltestelle oder auf dem Kinderspielplatz getroffen. Stefanie sagt: "Da sind wir aber immer verjagt worden. Hier ist es jetzt klasse." Die Zeiten ohne Jugendraum gehören allerdings in Walsdorf bald der Vergangenheit an. Die Gemeinde hat im Ortskern eine alte Schreinerei gekauft, die ausschließlich für Kinder- und Jugendgruppen umgebaut werden soll. Wie sehen die Jugendlichen ihr Heimatdorf in 20 Jahren? "Größer", antwortet Ingo Ehlen (16) spontan. "Und noch mehr Ausländer", schiebt Benny hinterher. "Schon jetzt bauen mehr Ausländer hier, etwa sieben von zehn Neubauten", schätzt Pascal Wendlandt (16). Mit Ausländern meinen die Jugendlichen Migranten. "Von denen sind in den vergangenen Jahren zu viele gekommen, die sich nicht integrieren wollen", meint Stefanie. Zwei junge Russlanddeutsche gehören zur "Häuschen-Clique". Andreas Hatzenbiller stammt aus Kasachstan. Er wohnt seit elf Jahren in Walsdorf. Der 13-Jährige findet keine Erklärung für den unterstellten mangelnden Integrationswillen und sagt: "Ich fühl mich hier wohl und hab keine Probleme in der Clique." Später ein eigenes Haus in Walsdorf zu bauen, können sich viele der jungen Leute vorstellen. Ingo: "Das soziale Umfeld stimmt, hier sind meine Freunde und die Gegend ist schön." Die Attraktivität des Dorfs entdecken immer mehr Touristen. "Das wird noch mehr. Am besten wäre, wir hätten noch einen Campingplatz", meint Thomas. Da die Nachbargemeinde Kerpen den Bau eines Campingplatzes ausgeschlagen hat, wäre das Areal "An der Ley" nach Meinung der Jugendlichen optimal. "Die Gäste würden auch die Geschäfte beleben. Vielleicht würde es dann auch wieder eine Bäckerei im Dorf geben", spekuliert Thomas, Bäcker-Azubi im ersten Lehrjahr. Kinder sitzen lieber am Computer

Während auch Nadja und Andreas für die Walsdorfer Geschäfte rosige Zeiten ausmalen, dämpft Maria Jardin die Euphorie. Sie ist vierfache Mutter und ihr Mann betreibt in der zweiten Generation ein Putz- und Stuckgeschäft. Maria Jardin: "Der Preiskampf ist enorm und die Nachfolge aus den eigenen Reihen ist schwierig. Außerdem interessieren sich heute die Kinder eher für Computer als fürs Handwerk." Am Rand des Dorfs wird kräftig Lava abgebaut. Noch für etwa 30 Jahre soll das Vorkommen reichen. Stefanie kritisiert: "Ich finde es nicht gut, dass die ganze Lava abgebaut werden soll und der Goßberg als Wahrzeichen verschwindet." Schon heute sei ein "Riesenunterschied zu alten Bildern" zu sehen. Die Vereinslandschaft wird sich nach Meinung der Jugendlichen in Walsdorf in den nächsten Jahren nicht verschlechtern. Ingo, B-Jugendspieler im Fußballverein sowie Nadja und Stefanie, Mitglieder im Musik- und Karnevalsverein, erklären unisono: "Da gibt es sehr viel Nachwuchs."

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