Hallen auf Brunnenareal sollen weichen

Gerolstein · Der Stadtrat Gerolstein will heute die Weichen für die Umnutzung des innerstädtischen Areals des Gerolsteiner Brunnens stellen. Den Grünen geht das zu schnell: Sie kritisieren, dass sowohl ein Gesamtkonzept als auch eine Beteiligung der Bürger fehlen. Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) weist die Vorwürfe zurück.

 Großteile des nicht mehr genutzten Brunnenareals in Gerolsteins Innenstadt sollen abgerissen werden und Platz für Geschäfte und neuen Wohnraum machen. Der Stadtrat will heute einen neuen Anlauf für die künftige Nutzung des Areals starten. TV-Foto: Mario Hübner

Großteile des nicht mehr genutzten Brunnenareals in Gerolsteins Innenstadt sollen abgerissen werden und Platz für Geschäfte und neuen Wohnraum machen. Der Stadtrat will heute einen neuen Anlauf für die künftige Nutzung des Areals starten. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Ende 2013 hat der Gerolsteiner Brunnen den Betrieb im Gelände in der Brunnenstraße eingestellt und vollständig ins Gewerbegebiet Bewingen verlagert. Bereits zuvor hatte das Unternehmen zugesagt, dass es das Areal öffnen und eine Umnutzung im Sinne der Stadt mittragen will.
Darüber herrschte in Stadtspitze und Stadtrat große Freude, das 32 000 Quadratmeter große Areal wurde und wird als "Filetstück" gesehen. Im Auftrag des Mineralwasserkonzerns hatte das Planungsbüro Faco aus Bitburg bereits früh Ideen erarbeitet, wie das Gelände künftig genutzt werden könnte. Die Planer schlugen vor: Wohnen auf hohem Niveau, Handel sowie Tourismus und Gastronomie. Ebenfalls war geplant, durch eine Brücke über die Bundesstraße die Innenstadt erreichbar zu machen.Bürgerversammlung geplant


Die Pläne wurden im März 2011 vorgestellt, dann tat sich lange nichts, mittlerweile scheinen sie größtenteils Schnee von gestern zu sein. Denn heute will der Stadtrat von Gerolstein einen erneuten Anlauf nehmen, um wieder Schwung ins Projekt und letztlich Lebens ins Areal zu bringen. Triebfeder dürfte allerdings das Mineralwasserunternehmen selbst sein, wie der neue Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) auf TV-Anfrage bestätigt: "Der Brunnen hat mich angesprochen, da er wissen will, was die Stadt mit dem Gelände im Sinn hat." Daraufhin sei das Thema nun erneut mit Faco und den Fraktionen diskutiert worden. "Heute geht es darum, grundsätzlich festzulegen, was die Stadt will. Ich denke, wir werden einen neuen Planungsauftrag vergeben", sagt Bongartz. Er begründet das damit, weil viele der ursprünglichen Überlegungen verworfen worden seien. So richtig konkret wird er aber auch auf Nachfrage nicht.
Klar scheint nun allerdings, dass die meisten der Gebäude abgerissen werden sollen. "Mit Ausnahme des Trakts, der neben dem Straßenverkehrsamt liegt, sollen alle Gebäude weichen", sagt Bongartz. Wofür sie weichen sollen, will er allerdings noch nicht preisgeben. Es seien "noch alle Türen offen", was die exakte künftige Nutzung betreffe, meint der Stadtbürgermeister.
Die konkrete Planung solle 2015 unter Einbeziehung der Bürger erfolgen, 2016 sollten dann die Bagger anrollen, so Bongartz Vorstellung. Genau diesen Weg, erst beschließen und dann die Bürger einbinden, lehnen die Grünen im Gerolsteiner Stadtrat ab. Für sie wäre das ein "Schnellschuss", dessen "weitreichende Folgen die gesamte städtebauliche Erscheinung und Entwicklung der Stadt Gerolstein für die nächsten Jahrzehnte bestimmen". Denn ihrer Ansicht nach kann durch die Umnutzung des Brunnenareals, sofern sie richtig angepackt werde, "Gerolstein attraktiver werden und zusätzliche Kaufkraft binden". Sie fordern daher, zunächst ein "gesellschaftliches Einvernehmen" zu erzielen und vor einem Beschluss "mit der von den Bürgern erwarteten und notwendigen Sorgfalt die Auswirkungen zu diskutieren". Stadtbürgermeister Bongartz schüttelt ob dieser Kritik den Kopf - und er sagt: "Das sind doch genau die Punkte, die wir berücksichtigen wollen und über die wir gesprochen haben - auch mit den Grünen. Das ist ne Lachnummer." Zum Vorwurf der mangelnden Bürgerbeteiligung sagt er: "Jeder kann heute in die öffentliche Stadtratssitzung kommen." Zudem kündigt er noch für diesen Herbst eine Bürgerversammlung an.Meinung

Bürger besser einbinden
Absprachen zwischen den Fraktionen und in nicht öffentlichen Sitzungen, aber bislang keine Einbindung der Bürger: Das mag zwar die überparteiliche Zusammenarbeit stärken. Aber das ist definitiv nicht das Vorgehen, das Friedhelm Bongartz bei seiner Kandidatur ums Stadtbürgermeisteramt versprochen hat. Und das ist auch nicht das, was Gerolsteins Bürger (und Geschäftsleute) bei diesem für die Brunnenstadt so immens wichtigen Thema erwarten. Ob sie sich letztlich mit vielen und guten Ideen beteiligen werden, ist nicht sicher. Wichtig ist aber, dass ihnen die Möglichkeit gegeben wird, mitzureden, bevor beschlossen wird, was in dem Areal entstehen soll. Das gilt auch für andere wichtige Themen wie die in einigen Jahren anstehende Erneuerung der Hochbrücke. Friedhelm Bongartz ist gut beraten, dies künftig stärker zu beherzigen. Er steht im Wort. m.huebner@volksfreund.deExtra

Drei Punkte müssen aus Sicht der Grünen im Vorfeld eines Nutzungskonzepts für das innerstädtische Areal des Gerolsteiner Brunnens klar sein: Erstens benötige Gerolstein ein städtebauliches Leitbild, das die Fragen beantwortet: Wo will Gerolstein in zehn, in 20 Jahren stehen? Die Grünen sagen: "Wir dürfen die Fehler, die in Sarresdorf gemacht wurden, nicht wiederholen. Stattdessen benötigen wir ein integratives Gesamtkonzept für das Dreieck Innenstadt, Brunnengelände und Bahnhof einschließlich des Kyllufers, das alle Belange einer städtebaulichen, wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung berücksichtigt." Zweitens solle das Areal - vor allem im Bereich der Kyll - so umgestaltet werden, dass es auch Touristen und Naherholungsgäste anlockt. Drittens müsse vor allem ein Branchenmix erzielt werden, der einerseits neue Kunden anlockt und andererseits nicht dazu führt, dass die Geschäfte in der Innenstadt nicht überleben. mh

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