Heimat erleben Im Zeitraffer durch die Eifel reisen

Neroth/Hillesheim · Hans-Peter Pracht erzählt in seinem neuen Buch 55 Geschichten über Menschen und Landschaften der Eifel – von „Preußisch Sibirien“ kann hier keine Rede mehr sein.

 Stillleben mit Fischerbooten: das Meerfelder Maar.

Stillleben mit Fischerbooten: das Meerfelder Maar.

Foto: TV/Mario Hübner

Preußisch Sibirien – im 19. Jahrhundert war die Landschaft zwischen Rhein, Ahr, Mosel und Hohen Venn mit diesem Stempel als zurückgebliebene Region versehen. Wer mit dem Autor Hans-Peter Pracht in die Geschichte der Eifel eintaucht, erlebt sie aber aus vielen anderen Perspektiven.

Mit dem Bau der Eisenbahnlinien, bei dem militärische Überlegungen für Schubkraft sorgten, rollte die Neuzeit mit Handel, Gewerbe, Arbeitsplätzen und Erholung suchenden Großstadtmenschen heran. Heute ist der Tourismus – derzeit arg von Corona gebeutelt und auf bessere Zeiten hoffend – ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Region. Deren Vulkane formten im tertiären Zeitalter vor mehr als 60 Millionen Jahren die Landschaft, hinterließen die Maare als Augen der Eifel und geben bis heute mit der Basaltindustrie und dem Bergbau Generationen von Beschäftigten Lohn und Brot.

Natürlich hat Hans-Peter Pracht, ein im Ahrkreis lebender Eifel-Kenner, auch diesem Industriezweig einen Beitrag in seinem neuen Buch „Die Eifel – 55 Highlights aus der Geschichte“ gewidmet. Er spannt einen unterhaltsamen und informativen Bogen von den Römern über Burgen und Schlösser, das sprudelnde Nass der Mineralbrunnen bis in die Neuzeit mit Kaltem Krieg und Arp Museum.

Geboten werden 55 Geschichten, die auf das Wesentliche gerafft, auf zwei Buchseiten plus Foto dem Leser einen Einstieg in das Thema bieten. Menschen wie Mario Adorf, der Eifelmaler Fritz von Wille oder Philipp Freiherr von Boeselager aus Kreuzberg, ein unerschrockener Gegner der Nationalsozialisten und Mann des 20. Juli 1944, werden vorgestellt.

Diese und weitere Persönlichkeiten unserer Heimat bettet der Autor in seine Reise mit kulturellen, historischen, technischen und die Naturlandschaft prägenden Schlaglichtern ein. So fehlt auch nicht ein Besuch im Mausefallendorf Neroth und der Krimihochburg Hillesheim.

Die Erinnerung an die Nachkriegsschmuggler in der Nordeifel wird wachgehalten und für den karnevalistischen Geisterzug in Blankenheim geworben. Pfiffige Überschriften lassen den Eifel-Fan schmunzeln, wenn er von kleinen Nagern als Arbeitgeber, vom Hüpfen in Gottes Namen liest und der Winninger Autopionier August Horch mit „Horch, kommt da ein Audi rein?“ gewürdigt wird.

Hans-Peter Pracht stützt sich beim aktuellen Buch auf sein 2016 erschienenes Werk „Das ist die Eifel“, in dem er vielen Themen einen breiteren Raum geben konnte. Das tut der kurzweiligen Tour keinen Abbruch.

Die Eifel - 55 Highlights aus der Geschichte ist erschienen im Sutton Verlag; Preis: 19,90 Euro

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