Hausaufgaben für die Herbstkonferenz

"Gesichter der Armut im Landkreis Vulkaneifel" war der Titel eines Podiums mit Vertretern der Kreistagsfraktionen und sozial-karitativer Einrichtungen vor 100 Zuhörern im Forum. Die Initiative war vom Dekanat Daun und dem Caritasverband Westeifel ausgegangen, Veranstalter war die Prümer Fachstelle der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB).

 Beate Barg (Dritte von links) moderierte die „Armutskonferenz“ mit Vertretern von Hilfesystemen und der Kreistagsfraktionen; Heribert Rhoden (Fünfter von links) hielt das Referat zum dritten „Armuts- und Reichtumsbericht“. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Beate Barg (Dritte von links) moderierte die „Armutskonferenz“ mit Vertretern von Hilfesystemen und der Kreistagsfraktionen; Heribert Rhoden (Fünfter von links) hielt das Referat zum dritten „Armuts- und Reichtumsbericht“. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. (bb) "Von Armut berührte und von Armut betroffene Menschen ins Gespräch und in Verbindung bringen", hatte zu Beginn KEB-Fachstellenleiter Wolfgang Vierbuchen zum Anliegen der Veranstaltung erklärt. Nach zwei Stunden schien er zufrieden, denn Dekanatsreferent Thomas Reichert und Caritas-Geschäftsführer Winfried Wülferath hatten zugesagt, eine Herbstkonferenz zu dem Thema zu veranstalten, und die Vertreter der Kreistagsfraktionen hatten versprochen, den in Not geratenen und Hilfe suchenden Menschen mehr Aufmerksamkeit als bisher in ihrer politischen Arbeit zu widmen. Es war als "Hausaufgaben" vereinbart worden, die Bedingungen für ein Netzwerk, das die Ehrenamtlichen entlastet, die Einführung eines Sozialtickets und den Ausbau der Schuldnerberatung zu prüfen.

Heribert Rhoden vom Referat "Hilfen zur Existenzsicherung" beim Caritasverband für die Diözese Trier stellte Kernaussagen des 2008 veröffentlichten dritten "Armuts- und Reichtumsberichts" der Bundesregierung vor. Der Sozialstaat wirke; der Schlüssel zur Armutsbekämpfung liege in mehr Bildung und Beschäftigung; Armut bedeute nicht nur materielle Not, sondern häufig auch Hilflosigkeit, Abhängigkeit, Ausgrenzung und Einsamkeit, führte Rhoden aus.

Ehrenamtliche sind zunehmend überfordert



Mit dem Hinweis, dass die Armut abstrakt bleibe, wenn man sie nicht bei den Menschen wahrnehme, die in der näheren Umgebung lebten, lenkte Moderatorin Beate Barg (Bistum Trier) mit dem Bericht des Caritasverbands-Mitarbeiters Michael Fasen den Blick auf die Situation im Kreis Vulkaneifel. Fünf Prozent erhielten Arbeitslosengeld (ALG) II, sagte Fasen; das seien etwa 3300 Menschen, darunter mehr als 900 mitbetroffene Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Die Zahl der Kunden der "Dauner Tafel" habe seit ihrer Eröffnung im November 2007 stetig zugenommen (der TV berichtete).

Was Fasen mit Zahlen belegte, schilderte Horst Krämer als Vorsitzender des Vereins "Christen helfen Bürgern" an Beispielen größter Not, die er und die Vorstandsmitglieder bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit kennen lernten. "Der Verein ist finanziell an seinen Grenzen angelangt, und wir Ehrenamtlichen sind zunehmend überfordert", erklärte Krämer. Steigenden Bedarf an Betreuung stellte auch André Löffler von der Dekra-Akademie (Gerolstein), einem Bildungsträger für ALG II-Bezieher, fest.

Dann war die Politik gefragt: Leonie Faber (Bündnis 90/Die Grünen), Wolfgang Jenssen (SPD), Karin Pinn (FWG), Alfred Cornesse (FDP) und Ewald Adams (CDU) lobten das Engagement der "Tafel" und von "Christen helfen Bürgern", sie plädierten für mehr Investitionen in die Jugendhilfe (Faber), für die Verbesserung der Ursachenbekämpfung durch Maßnahmen in Zuständigkeit des Kreises (Jenssen), für mehr Prävention durch Ganztagsangebote der Kindergärten und Schulen (Pinn), für eine Vernetzung der Hilfsangebote im Kreis (Cornesse) und für die Fortführung der Sanierung der Schulen (Adams). Unter dem Beifall der Zuhörer richteten sich Appelle aus dem Auditorium an die Politiker - etwa: "Packen Sie das Thema Armut endlich an, statt herumzudrucksen!" (Horst Leuwer, Kerpen-Loogh) und "Die Tafelkunden brauchen mehr als Lebensmittel" (Rita Schmaus, Daun).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort