Heimgehen, Hausaufgaben machen

Es wird vorerst keine gemeinsame Integrierte Gesamtschule (IGS) an den Standorten Hillesheim und Jünkerath geben. Das Bildungsministerium in Mainz hat den Antrag der Verbandsgemeinden (VG, der TV berichtete) zurückgestellt. Die beiden Kommunen wollten mit der IGS die Zukunft der Graf-Salentin-Schule Jünkerath und der Haupt- sowie der Realschule Hillesheim gewährleisten.

Hillesheim/Jünkerath. "Die Schulstrukturreform in Rheinland-Pfalz kommt mit Riesenschritten voran", teilt Bildungsministerin Doris Ahnen am Donnerstagmorgen in Mainz mit. Das gilt allerdings nicht für die Verbandsgemeinden Obere Kyll und Hillesheim, die einen Antrag auf die Einrichtung einer gemeinsamen IGS gestellt hatten: "Der Antrag ist zurückgestellt - zur Nachbesserung", sagt Wolf-Jürgen Karle, Pressesprecher des Ministeriums. "Obwohl es bisher sehr konstruktive Gespräche gegeben hat."

Der Elternwunsch wurde ignoriert



Die jedoch verliefen nicht überall in Harmonie: So sprachen sich an der Realschule Hillesheim, anders als an der Hauptschule, das Kollegium und der Schulaussschuss (mit Vertretern der Eltern, Schüler und Lehrer) gegen die IGS aus. Für die neue Schule war nur der Elternbeirat. "Für die Eltern ist wichtig: Welche Möglichkeiten hat mein Kind", sagt Schulleiter Peter Steffgen. Und da sei eine IGS mit allen Abschlüssen bis hinauf zum Abitur eben attraktiver.

Die ablehnende Haltung der Lehrer an seiner Schule sei vor allem mit organisatorischen Überlegungen zu erklären: "Da sind ja drei Standorte, die zusammengeführt werden müssen und die zwölf Kilometer auseinanderliegen." Eine Stellungnahme aus seiner persönlichen Sicht will Steffgen nicht abgeben: "Das wäre zur jetzigen Situation nicht angebracht."

Deutlicher wird da Heike Bohn, Bürgermeisterin der VG Hillesheim: Sie hätte sich mehr Unterstützung vom Lehrerkollegium gewünscht: "Es ist sehr schade, dass der Elternwunsch so ignoriert wurde. Eine IGS ist eine große Chance für unsere Region." Dennoch: "Ich hoffe, dass wir das Anfang des neuen Schuljahrs noch einmal angehen können. Ganz verloren ist ja noch nichts."

Die jetzige Situation? An der Hauptschule in Hillesheim stellt die sich erheblich schwieriger dar als nebenan: Ganze vier Kinder sind dort fürs neue Schuljahr angemeldet. "Das ist ja klar", sagt Rektorin Monika Buhr-Schenk. "Die Eltern sind verunsichert, weil sie nicht wissen, wie es mit der Schule weitergeht."

Die Ablehnung aus Mainz trifft die Schule deshalb ins Mark: "Wir bedauern das. Bei uns waren alle dafür." Deshalb sei es jetzt unabdingbar, "dass alle nochmal an einen Tisch und zum Konsens kommen." Werner Arenz, Bürgermeister der VG Obere Kyll, stört sich an der, wie er findet, ungleichen Behandlung im Land. Man müsse sich nur einmal die Schullandkarte anschauen: "Die Eifel ist blank, aber an der Rheinschiene reiht sich IGS an IGS", sagt er - und bleibt dabei, dass zur Erhaltung der Graf-Salentin-Schule kein Weg an der gemeinsamen IGS mit Hillesheim vorbeiführe. Auch dort jedoch ist das Kollegium mehrheitlich anderer Meinung (Schulleiter Horst Kneppel war gestern nicht zu erreichen).

Aufgeschoben ist jedoch nicht aufgehoben: "Eine weitere Antragstellung ist im nächsten Jahr möglich", sagt Wolf-Jürgen Karle.

Meinung

Angst und Bequemlichkeit

Das Nein zur IGS Hillesheim-Jünkerath ab Schuljahr 2010/2011 ist ein Schlag ins Gesicht der direkt Betroffenen: der Eltern der jetzigen Zweit- und Drittklässler. Sie haben sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, ihr Kind in die neue Schule schicken zu wollen. Ob die IGS den aktuellen Elternvertretern oder den Lehrern, die Landesbedienstete sind, passt, ist zweitrangig. Dennoch haben deren Störfeuer nun dazu geführt, dass es erst einmal keine IGS mit Abimöglichkeit im Norden des Kreises gibt. Vor allem das Verhalten der Lehrer ist schlechter Stil: Sie haben gegen die IGS gestimmt, sind der Öffentlichkeit bislang aber eine Begründung schuldig geblieben. Es könnte der Eindruck entstehen, dass vor allem Angst und Bequemlichkeit ihre Beweggründe waren: dass sie zu bequem sein könnten, um an zwei Standorten zu lehren, sich mit neuen Kollegen auseinanderzusetzen, neue Lehrkonzepte zu erlernen oder dass die Sorge vor allem von Realschullehrern groß ist, an der neuen Schule keinen Platz mehr zu bekommen. m.huebner@volksfreund.de

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