Heiß auf die rote Sonne

GEROLSTEIN. Insgesamt 2500 Athleten und 650 Betreuer aus 80 Ländern sowie rund 1000 Medienvertreter: Die achten Weltwinterspiele für geistig Behinderte, die Ende Februar bis Anfang März in Japan ausgetragen werden, stellen eine der größten Sportveranstaltungen in diesem Jahr dar. Mit dabei sind acht Sportler aus der Eifel, die dem Großereignis bereits entgegenfiebern.

In den Westeifel-Werken (WEW) mit Sitz in Gerolstein hat man bereits Erfahrung mit der Teilnahme an den Special Olympics, wie die offizielle Bezeichnung der Weltspiele für geistig Behinderte lautet. Ob Sommerspiele in Toronto oder Winterspiele in Alaska: Sportler, Trainer und Betreuer der WEW waren meist mit von der Partie. Diesmal sind es neben der Trainerin Irene Arens sowie dem Betreuerstab zwei behinderte und zwei nichtbehinderte Sportler (ihre Partner).Für viele der erste Flug

Denn die Athleten aus den Kreisen Daun und Bitburg-Prüm treten mit einer "gemischten" Mannschaft an - in der so genannten Unified-Kategorie. Ihre Sportart: Floorhockey. Komplettiert wird das Team von vier weiteren Athleten aus der Eifel (von den Caritas-Werkstätten in Mayen) sowie acht Akteuren aus Memmingen im Allgäu. Für die Sportler ist die Teilnahme an dem bedeutenden Großsportereignis einmalig - aus mehreren Gründen, wie WEW-Organisator Hermann Dahm erläutert: "In der Regel darf jeder Athlet nur einmal dabei sein. Nicht zuletzt, um so möglichst vielen Akteuren die Chance auf eine Teilnahme zu ermöglichen." Die Reise in ein fernes Land, das Zusammentreffen mit Menschen aus aller Welt, die vielen Besucher und vor allem die eindrucksvolle Eröffnungs- und Schlussfeier mit etlichen Prominenten: All das sind außergewöhnliche Erfahrungen. "Und für nicht wenige unserer Leute ist schon die Reise ein ungeahntes Abenteuer, weil sie ihren ersten Flug machen", berichtet Dahm. Doch trotz der Aufregung, die sich langsam aber sicher breit macht, sind die Akteure zuversichtlich und selbstbewusst. So sagt der 24-jährige Marco Bergert aus Bitburg: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir eine Medaille gewinnen." Sorgen bereitet ihm momentan lediglich die Sprache, weshalb er hofft, "dass auch genügend Übersetzer da sind". Seine Vorfreude aber überwiegt eindeutig. Seit ihm ein Arbeitskollege von dessen Teilnahme an den Spielen in Toronto berichtet hat, sei er ganz heiß darauf gewesen, das auch einmal erleben zu dürfen. "Und jetzt bin ich glücklich und stolz", sagt er.Generalprobe in Garmisch

Das gilt auch für den 20-jährigen Franz Runge aus Hillesheim, der noch als Zivi bei den WEW arbeitet und in seiner Freizeit im Verein Fußball und Tennis spielt. Er ist ebenfalls mit von der Partie - als so genannter Unified-Partner, also als nichtbehinderter Mitspieler. Er sagt: "Momentan bin ich noch gelassen und gehe davon aus, dass ich die sportliche Herausforderung gut meistern werde. Denn viel Publikum motiviert mich zusätzlich." Motivationsprobleme haben auch die anderen Mitstreiter, Zivi Roman Saxler aus Berlingen und Daniel Reinhard aus Oberstadtfeld, nicht. Das haben die bisherigen Trainingseinheiten gezeigt. Seit gut einem halben Jahr bereitet Irene Arens, die zugleich Cheftrainerin der gesamten deutschen Floorhockey-Mannschaft ist, die Jungs auf Japan vor. Die Generalprobe steht in dieser Woche an: bei den nationalen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen. Die werden genutzt, um die Akteure der drei verschiedenen Standorte zu einer Mannschaft zu formen - kein leichtes Unterfangen. Organisator Dahm gewinnt der "Unified"-Idee viel Positives ab. Schließlich sei es bei einer Mannschaftssportart nicht von Belang, ob ein Spieler gehandicapt sei oder nicht. "Wenn einer schlecht spielt oder sich nicht anstrengt, verliert die gesamte Mannschaft. Da macht es keinen Unterschied mehr, ob einer behindert ist oder nicht", sagt Dahm und denkt bereits an die Gründung einer Floorhockey-Freizeitmannschaft aus behinderten und nichtbehinderten Sportlern. Er sagt: "Wir wollen, dass diese Form der Partnerschaft unbedingt über die Spiele hinaus Bestand hat. Das wäre die optimale Form der Integration."

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