Hektisches Ringen um Krippenplätze

Daun/Gerolstein · Hektische Betriebsamkeit: Ab August besteht ein Rechtsanspruch für die Betreuung von Zweijährigen. Um diesen zu gewährleisten, wird vielerorts im Landkreis noch gebaut, umstrukturiert und um Sondergenehmigungen gekämpft.

 Helle kleine Köpfe (von links): Anja, Finja und Leon aus der Integrativen Kindertagesstätte in Daun begutachten das Wuseln im Terrarium. Die Einrichtung ist eine der wenigen im Kreis, in der es bereits Plätze für Kinder unter drei Jahren gibt. TV-Foto: Mario Hübner

Helle kleine Köpfe (von links): Anja, Finja und Leon aus der Integrativen Kindertagesstätte in Daun begutachten das Wuseln im Terrarium. Die Einrichtung ist eine der wenigen im Kreis, in der es bereits Plätze für Kinder unter drei Jahren gibt. TV-Foto: Mario Hübner

Für jedes zweijährige Kind besteht ab August der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Das hat der Mainzer Landtag beschlossen. Um eine bedarfsgerechte und finanzierbare Zahl an Plätzen zu erreichen, hat das Land eine 50-Prozent-Zielmarke vorgegeben. Das bedeutet, dass mindestens für die Hälfte der Zweijährigen ein Betreuungsplatz geschaffen werden soll. Es wird damit gerechnet, dass nicht alle Eltern von diesem Recht Gebrauch machen werden. Auf dieser Basis wurden und werden zahlreiche Kindergärten an- und umgebaut.

Obwohl es hier und da stockt, geht die Kreisverwaltung davon aus, dass das vorgegebene Ziel zum Stichtag im Landkreis Vulkaneifel erreicht wird.

Kreissprecherin Verena Bernardy sagt: "Wenn alle Baumaßnahmen bis zum 31. Juli 2010 weitestgehend abgeschlossen sind, liegt die Betreuungsquote zum neuen Kindergartenjahr bei 65,7 Prozent, also deutlich über der Losung des Landes." In absoluten Zahlen: Für die 469 Zweijährigen im Kreis werden 408 Plätze geschaffen.

Es ist aber absehbar, dass diese Quote wegen Bauverzögerungen nicht erreicht wird. So wird die Erweiterung des Thomas-Morus-Kindergartens in Daun, wo 30 Plätze geschaffen werden, nicht zum Stichtag fertig sein. "Alle Beteiligten sind bemüht, die Vorgabe des Landes so schnell wie möglich zu erfüllen", sagt Marianne Kerscher, Leiterin der Gesamteinrichtung Daun der Kita-GmbH Trier, die Trägerin des Thomas-Morus-Kindergartens ist.

Ähnliches gilt für Gerolstein. Im geplanten Kindergarten in der Raderstraße, wo 30 U-3-Plätze geschaffen werden sollen, herrscht wegen Finanzierungsproblemen ein Baustopp. Es wird aber bereits für Ersatz gesorgt: Im neuen Anbau am Kindergarten Alter Markt entstehen zwölf Plätze für Zweijährige, im Kindergarten Lindenanlage werden kurzfristig durch minimale Umbauten, Umstrukturierungen und Sondergenehmigungen weitere 17 Plätze geschaffen. Damit wird das Ziel von 40 Plätzen für die Kernstadt zwar nicht erreicht, dennoch meint Hans-Josef Hunz, Büroleiter im Rathaus in Gerolstein: "Wir werden unseren Bedarf weitgehend decken können."

Bereits seit Jahren gibt es in der Integrativen Kindertagesstätte in Daun Krippenplätze (für Kinder unter drei Jahren). Und zwar 15 an der Zahl. Eine Aufstockung wird dort aus räumlichen Gründen aber nicht vorgenommen. Denn die Kita platzt schon jetzt aus allen Nähten. Die Umsetzung des Landesgesetzes sieht Leiterin Melanie Hartung daher mit etlichen Problemen behaftet. Sie sagt: "Wir stehen seit Monaten im regen Austausch mit unseren Nachbareinrichtungen, um den Bedarf so gut wie möglich zu decken. Ich musste bislang schon zehn Eltern von Zweijährigen eine Absage erteilen, weil unser Regelbereich belegt ist. Schließlich kann ich hier kein zweijähriges Kind aufnehmen und es dann, wenn es drei wird, wieder nach Hause schicken."

Leicht entschärft wird die Situation auf Kreisebene dadurch, dass 32 Plätze bei Tagesmüttern vorgehalten werden.

Was die Beförderung der Kleinkinder betrifft, so besteht, anders als bei den Regelkindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren, keine Verpflichtung durch den Kreis. Unter der Voraussetzung, dass die Eltern eine Begleitung gewährleisten, kann der Kreis die Beförderung jedoch vornehmen.

Meinung : Klotzen und bangen
Viele Betreuungsplätze für Kleinkinder sind im Kreis bereits geschaffen worden, weitere werden bis zum Stichtag fertig sein. Und das oft kostengünstig: durch kreative Ideen und Mini-Umbauten. Dort, wo größere Um- und Anbauten erforderlich waren, wurde geschickt die Schaffung von mehr Platz mit einer energetischen Sanierung der in die Jahre gekommenen Gebäude verknüpft. Das Konjunkturpaket war der willkommene Anlass. Insgesamt eine beachtliche Leistung, für die etliche Kommunen bis an die Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit gegangen sind. Dennoch rächt sich nun der Umstand, dass die Herausforderung manchenorts auf die leichte Schulter genommen wurde. Vor allem in Daun und Gerolstein wird nun darauf gehofft, dass viele Eltern ihren Rechtsanspruch zum Stichtag 1. August nicht einklagen werden. m.huebner@volksfreund.de

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