Verkehrsprojekt Hillesheim gibt Gas in Sachen Umgehung
Hillesheim · Nach Bürgerbefragung und Ratsbeschluss sucht die Stadtspitze für das Verkehrsprojekt die Unterstützung der Landtagsabgeordneten.
Der Stadtrat von Hillesheim hat sich erst kürzlich mit 17 zu drei Stimmen bei einer Enthaltung für den Bau der ortsnahen Umgehung ausgesprochen. Hillesheims Stadtbürgermeisterin Gabi Braun (parteilos), die wegen Krankheit nicht an der Ratssitzung teilgenommen hatte, sagte nun im TV-Gespräch: „Für mich ist es wichtig, dass wir zu einem Ergebnis gekommen sind. Und das ist eindeutig. Ich werte es als klaren Auftrag, nun Gespräche über die Umgehung auf Landesebene zu führen.“
Der Erste Beigeordnete Gerald Schmitz (CDU) fügte hinzu, dass das Ratsergebnis „noch klarer zugunsten der ortsnahen Umgehung ausgefallen ist als die Bürgerbefragung“. Und er informierte: „Wir haben bereits unsere drei Landtagsabgeordneten angeschrieben mit der Bitte, unser Vorhaben bei der Landesregierung vorzutragen.“ Denn der Großteil der verantwortlichen Hillesheimer Kommunalpolitiker hofft, dass das bereits fast abschließend geplante Verkehrsprojekt nach Jahren der Planung, des Hin und Her und zuletzt des Stillstands nun möglichst rasch realisiert wird. Ziel ist, dass das vor einigen Jahren mit 7,5 Millionen Euro bezifferte Bauvorhaben rasch schnell auf die Prioritätenliste des Landes aufgenommen wird, auf der sich bereits 17 Projekte befinden.
Laut Schmitz wird die Hoffnung durch folgende Punkte genährt. Erstens: Die Planung ist beinahe abgeschlossen, lediglich einzelne naturschutzrechtliche Gutachten müssten erneuert werden. Zweitens: Das Land hat bereits mehr als eine halbe Million Euro in die Planung investiert. Drittens: Das Vorhaben ist die einzige Umgehung im Bereich des zuständigen Landesbetriebs Mobilität (LBM) Gerolstein – also zumindest im Bereich Eifel konkurrenzlos. Und viertens, so Schmitz: „2021 ist Landtagswahl in Rheinland-Pfalz. Ein Jahr davor, also 2020, ist ein guter Zeitpunkt, um die Parteien für das Vorhaben zu gewinnen.“
Das Hillesheimer Führungsduo hofft indes, dass „ihr“ Projekt wegen all der Punkte nicht nur rasch auf die 17 Projekte umfassende Landesliste kommt, sondern auch gleich weit vorne angesiedelt wird – beispielsweise, weil einige der Vorhaben noch gar nicht richtig geplant seien. Im Hinblick auf die Erfahrung der letzten Jahre, wo in der Regel pro Jahr nur ein Vorhaben von der Liste realisiert wurde, sagt Stadtbürgermeisterin Braun: „18 weitere Jahre auf die Umgehung zu warten, kann nicht unser Ziel sein.“ Beigeordneter Schmitz wird sogar schon konkret: „Mein Wunsch ist es, dass wir bis zur nächsten Kommunalwahl Baurecht haben, also 2024.“ Bei einer Bauzeit von zwei Jahren, wie sie der LBM geschätzt hatte, wäre die Umgehung dann 2026 fertig. Ob es letztlich so kommt, steht derzeit noch in den Sternen. Aktuelle Aussagen aus dem FDP-geführten rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium lassen aber Zweifel aufkommen.
An der Notwendigkeit der ortsnahmen Umgehung lässt Harald Enders, Leiter des Landesbetriebes Mobilität (LBM), seit Jahren keine Zweifel. In der jüngsten Stadtratssitzung hatte er gesagt: „In der Kölner Straße haben wir im September 9000 Fahrzeuge gezählt, da ist eine Umgehung angezeigt.“ Mit dem Verkehrsprojekt, so die Prognose, würde die Belastung halbiert. Auch die Koblenzer Straße würde signifikant entlastet. Laut der Umgehungsplanung soll jeweils ein Kreisverkehr an beiden Ortseingängen die Auffahrt auf die neue Trasse ermöglichen. Dort sollen nach den Vorstellungen der Hillesheimer Stadtspitze klare Hinweise auf die Besonderheiten der Stadt zu sehen sein. Schmitz sagt: „Wir erarbeiten dazu gerade ein Konzept. Klar ist, dass das Thema Krimi dabei groß gespielt werden soll.“
Die Umgehungstrasse soll dann über den ehemaligen Bahndamm geführt werden. Einzige weitere Straße, die angebunden werden soll, ist die K 35 aus Richtung Berndorf. Der Hillesheimer Ast dieser Straße wird dann eine Sackgasse, also quasi verkehrsberuhigt. Entlang der Umgehung soll eine Schutzwand die Anwohner weitgehend vom neuen Verkehrslärm schützen – wenngleich das, wie Enders einräumte, nicht zu 100 Prozent geschehen könne. Letztmalig hatte der Hillesheimer Stadtrat 2014 in Sachen Umgehung abgestimmt.
Damals gab es ein Patt zwischen der FWG, die die Umgehung ablehnte, und den Befürwortern von CDU und SPD. Die Folge: Das Vorhaben wurde auf Eis gelegt und gelangte nicht auf die Prioritätenliste des Landes.Erst mit der Bürgerbefragung, bei der sich zwei Drittel der Befragten für die Umgehung ausgesprochen haben, kam Bewegung in die Sache.