Einzelhandel Hillesheim hat Raiffeisen im Feuer

Hillesheim · Das Sortiment wird umgestellt, die Lagerräume werden ausgebaut: Der Raiffeisenmarkt in der Kölner Straße soll erweitert werden. Doch des einen Freud’ ist des anderen Leid.

 Noch ausbaufähig: Der Raiffeisenmarkt in Hillesheim wird erweitert.

Noch ausbaufähig: Der Raiffeisenmarkt in Hillesheim wird erweitert.

Foto: Mario Hübner

„Es war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit“: So beginnt Charles Dickens’ „Geschichte aus zwei Städten“. Und so geht es auch den zwei Städten Hillesheim in der Vulkaneifel und Blankenheim in Nordrhein-Westfalen – zumindest, was den Einzelhandel betrifft. Denn hier blüht er auf, da verdorrt er: In Blankenheim schließen der Lebensmitteldiscounter Netto, der Schuhhändler Deichmann und die Raiffeisen-Waren-Zentrale (RWZ) dieses Jahr ihre Verkaufsfilialen. Das gerade mal 20 Kilometer entfernte Hillesheim lässt ein neues Einzelhandelskonzept erstellen. „Wir wollen nicht nur Kunden aus Hillesheim selbst, sondern auch aus der Umgebung anlocken“, erklärt Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU).

Darum passt es den Hillesheimern gut in den Kram, dass ihr Raiffeisenmarkt nun mit der Schließung der Blankenheimer Filiale erweitert wird. „Hillesheim ist ein attraktiver Standort – ein alter, bekannter Marktort“, sagt Stein. „Für die Blankenheimer Filiale kam auch eine Auslagerung nach Wiesbaden in Frage, aber Raiffeisen hat sich für unsere Stadt entschieden, weil sie für den Einzelhandel größere Chancen bietet.“

Doch warum wurde der Raiffeisenmarkt in Blankenheim überhaupt geschlossen? „Das hat mehrere Gründe“, erklärt Christian Schürmann, Geschäftsführer der RWZ in Andernach. Die Kaufkraft in Blankenheim sei einfach nicht groß genug. Außerdem sei das Gebäude der Filiale alt und sanierungsbedürftig: „Wir müssten viel Geld investieren, um das wieder auf Vordermann zu bringen. Es lohnt sich einfach nicht.“ Es sei darum sinnvoller, das Angebot auf den Standort Hillesheim zu verdichten. Irgendwo müssen die Blankenheimer Waren ja hin. Darum wird das Hillesheimer Sortiment nun erweitert. Vor allem das Angebot im Haus- und Gartenbereich und beim Tierfutter soll breiter werden. „Was genau wir alles aus dem Blankenheimer Sortiment übernehmen, steht noch nicht ganz fest“, sagt Manuel Poensgen, Leiter des Hillesheimer Raiffeisenmarkts. Das hänge auch davon ab, was sich die ehemaligen Kunden des Blankenheimer Markts wünschen. „Wenn neue Kunden etwas vermissen, dann nehmen wir das gerne ins Angebot auf.“ Darum müssen auch die Lagerflächen erweitert werden. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Arbeiten noch im Juni dieses Jahres beginnen und im Frühjahr 2018 abgeschlossen sein.

Doch Hillesheim übernimmt nicht nur Waren aus Blankenheim: „Alle Mitarbeiter behalten ihre Jobs, wir verteilen sie auf benachbarte Märkte“, erklärt Schürmann. Zwei von ihnen arbeiten in Zukunft in Hillesheim.

 Pascal Bonzelet vom Raiffeisenmarkt in Hillesheim berät Klara Heyen aus Üxheim-Flesten beim Blumenkauf.

Pascal Bonzelet vom Raiffeisenmarkt in Hillesheim berät Klara Heyen aus Üxheim-Flesten beim Blumenkauf.

Foto: Mario Hübner

„Der Raiffeisenmarkt gehört bereits seit Jahrzehnten zu Hillesheim“, sagt Hillesheims Stadtbürgermeister Stein. Darum wolle die Stadt nun auch auf Bitte der RWZ in der Raiffeisenstraße ein Infoschild platzieren, das erklärt, wer Friedrich Wilhelm Raiffeisen war (siehe Info). Hillesheim sei Grundzentrum, erklärt Stein – ein Ort, in dem unter anderem Schulen, Ärzte, Apotheke und Einzelhandelsbetriebe in 15 Minuten zu Fuß erreichbar sind. „Und das soll auch so bleiben.“ Das dürfte kein Problem für Hillesheim sein, denn die Stadt hat immer noch ein Raiffeisen im Feuer.

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