Hillesheim kommt aus dem Feiern nicht mehr raus

Hillesheim · Dreifacher Grund zur Freude: Mit einem Festakt hat Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) die generalsanierte Viehmarkthalle sowie die umgebaute Straße Am Viehmarkt eingeweiht, die zusammen rund 1,3 Millionen Euro gekostet haben. Und: Den Fassanstich zur Kirmeseröffnung schaffte er mit nur einem Schlag!

Hillesheim. So viel ausgelassene Stimmung ist selten in der Kommunalpolitik. Bei Büfett, Bier und Blasmusik feierte der Hillesheimer Stadtrat mit rund 100 geladenen Gästen die Einweihung der umgebauten Straße Am Viehmarkt sowie die Generalsanierung der Viehmarkthalle. Schließlich zählen die beiden Projekte neben der Sanierung des Hotels Augustinerkloster mit Gesamtkosten von rund 1,3 Millionen Euro zu den teuersten Bauvorhaben in der Beispielstadt im vergangenen Jahrzehnt.Ringen um Zuschüsse

Nach jahrelangem Ringen um Zuschüsse wurden die Vorhaben im vergangenen Jahr realisiert, die Arbeiten an der neuen Markt- und Messehalle dauerten bis zum Frühjahr dieses Jahres. "Wir sind sehr froh, nun eine moderne und eine der größten öffentlichen Veranstaltungshallen im Kreis zu haben", sagte Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) bei der offiziellen Einweihungsfeier. Bei der segnete Pfarrer Pius Krämer aus Gerolstein "diesen Ort, an dem wir Begegnung erfahren". Für Bürgermeisterin Heike Bohn ist die neue Markt- und Messehalle "ein Gewinn für Hillesheim", Halle samt umgebauter Straße Am Viehmarkt "ein schönes Entree in die Stadt". Jetzt fehle nur noch der ebenfalls seit Jahren erwünschte Umbau des Viehmarktplatzes, sagte sie in Richtung der Vertreter von Aufsichtsbehörde und Ministerium.Von dort kam ein Zuschuss über 410 000 Euro für die Generalsanierung der ehemaligen Viehmarkthalle, ohne den das Vorhaben nicht hätte realisiert werden können. Dennoch kostete das prestigeträchtige Bauprojekt, bei dem das Dach, der große Hallenboden sowie die Installationen und Brandschutzeinrichtungen komplett erneuert wurden, die Stadt rund eine halbe Million Euro. Das war deutlich mehr als veranschlagt, "denn wir haben während des Baus einige böse Überraschungen erlebt", erinnerte Stein (der TV berichtete mehrmals). Oder, wie der den Bau begleitende Ingenieur Jürgen Mathar von der Bauabteilung des Rathauses sagte: "Vor der Hacke ist es dunkel."Man kann aber auch sagen, es handelt sich "nur" um 500 000 Euro Eigenanteil der Stadt. Schließlich haben rund 100 Helfer mehrerer Hillesheimer Vereine und besonders die Rentnertruppe um Klaus Blech schätzungsweise 10 000 Stunden Eigenleistung in den Bau investiert. So mussten Aufträge im Wert von insgesamt rund 100 000 Euro nicht vergeben werden. Dafür sprach Stadtbürgermeister Stein den Helfern nochmals ein "dickes Lob, Dank und Anerkennung" aus, die Gäste spendeten lautstarken Applaus. Zum TV sagte Blech bescheiden: "Es hat uns auch immer viel Spaß gemacht."Spaß hatte bei der Einweihungsfeier besonders der Stadtbürgermeister: zunächst beim Rundgang mit den Gästen durch die Halle und über die ebenfalls erneuerte Straße Am Viehmarkt. Bei der wurde zugleich der unfallträchtige Verkehrsknotenpunkt an der Einmündung zur B 421 (Koblenzer Straße) und zur K 56 (Trierer Straße) entschärft. Ein Schlag, und das Bier läuft

Doch das war nicht der einzige Gewinn: Bei Kosten von 377 000 Euro (davon 220 000 Euro Landeszuschuss) wurde der Ausbau sogar 40 000 Euro günstiger als veranschlagt. "Auch das gibt es noch bei öffentlichen Bauvorhaben", schwärmte Stein, der kurz danach weiteren Grund zur Freude hatte - bei der Eröffnung der Hillesheimer Sommerkirmes an gleicher Stelle. Schon immer gut in dieser Disziplin, schaffte er es dieses Mal erstmals, das Fass mit nur einem Schlag anzustechen. Übermannt von so vielen Glücksgefühlen sagte er in Richtung seiner (nicht anwesenden) Amtskollegen aus den Nachbarstädten Daun und Gerolstein, wo die Kirmeseröffnung mit der gleichen Herausforderung ja noch ansteht: "Die Bürgermeister können gerne mal zu mir in die Lehre kommen."Weitere Bilder finden Sie im Internet unter volksfreund.de/fotosExtra

Hillesheim ist bereits seit dem Mittelalter ist ein wichtiger Marktort. Es ist dokumentiert, dass der Viehauftrieb im Jahr 1865 die beachtliche Zahl von 11 150 Stück Rindvieh und 9 220 Schweinen erreichte. 1888 wurde die Zahl der Märkte auf zwölf im Jahr erhöht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Hillesheimer Rindvieh- und Schweinemärkte am 24. März 1949 wieder aufgenommen. Seitdem fanden sie an jedem ersten und dritten Donnerstag im Monat statt. Mit bis zu 1000 Stück Großvieh, die pro Markttag aufgetrieben wurden, galt der Hillesheimer Markt als einer der Größten in Westdeutschland. Im Lauf der Jahre gingen die Zahlen etwas zurück, 2002 wurde der Markt dann durch die Folgen von BSE eingestellt. Die 1984 eröffnete Halle verlor ihre eigentliche Bestimmung, wurde aber für andere Veranstaltungen genutzt. Das galt auch während der Markt-Epochen, war aber sehr aufwendig, wie Jürgen Mathar berichtete: "Für die Kirmes wurde zunächst der doppelte Holzboden mit dem Dampfstrahler gereinigt und sämtliche Anlein-Gatter wurden abgebaut. Dann wurden, um den Gestank aus der Festhalle zu bekommen, 50 Kilogramm Vanillezucker ausgestreut. Und nach der Kirmes musste alles wieder akkurat aufgebaut werden. Jeweils gut eine Woche wurde auf- und eine Woche wieder abgebaut. Ein unglaublicher Aufwand." mh

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