Hillesheimer machen aus Faulgas Geld

Dohm-Lammersdorf · Die zentrale Kläranlage der Verbandsgemeinde Hillesheim wurde für 185 000 Euro mit einem Blockheizkraftwerk aufgerüstet. Künftig produziert das Klärwerk die Hälfte seines benötigten Stroms selbst. So sollen jährlich 25 000 Euro eingespart werden.

Dohm-Lammersdorf. Wenn das kein gutes Geschäft ist: Die Werke der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim haben in der zentralen Kläranlage des Hillesheimer Landes bei Dohm-Lammersdorf ein Blockheizkraftwerk (BHKW) für rund 185 000 Euro errichtet. Dazu gab es einen 80-prozentigen Zuschuss des Landes (148 000 Euro), so dass nur noch ein Eigenanteil von 37 000 Euro übrig bleibt.
Da mit der Anlage - und dem durch den Vergärungsprozess des Klärschlamms entstehenden Methan-Faulgas - aber künftig Strom für den Betrieb des Klärwerks produziert wird, werden zusätzlich Kosten gespart. Weil das BHKW energieeffizient und letztlich auch umweltschonend ist, gibt es die nächsten zehn Jahre noch eine staatliche Förderung von 6000 Euro pro Jahr.
Werkleiter Klaus Eilert fasst zusammen: "Unter Berücksichtigung der laufenden Betriebs- und Finanzierungskosten ergibt sich künftig eine jährliche Kostenersparung von nahezu 25 000 Euro." Und er fügt hinzu: "Wir haben schon lange mit der Idee eines Blockheizkraftwerks gespielt, aber erst nachdem die Landesförderung auf ein so hohes Niveau angehoben wurde, haben wir zugepackt."
500 Kilowattstunden Strom

 Mit dem Gas aus dem Faulturm (Hintergrund) wird die Anlage gespeist. TV-Foto: Mario Hübner

Mit dem Gas aus dem Faulturm (Hintergrund) wird die Anlage gespeist. TV-Foto: Mario Hübner


Auch Hillesheims Bürgermeisterin Heike Bohn ist froh über die Entscheidung. Sie sagt: "Eine super Sache: Wir sparen Energiekosten und schonen die Umwelt. Das ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg hin zu einer ökologischen Kommune."
Hintergrund: In der VG- Hillesheim wurde vor gut zehn Jahren die erste Holzhackschnitzelheizung in einem öffentlichen Gebäude installiert. Mittlerweile werden dort alle Schulen und Kindergärten auf diese Weise beheizt.
Jürgen Metzen, Abwassermeister und technischer Betriebsleiter der Kläranlage, ist ebenfalls zufrieden mit der Arbeit der neuen Anlage, die derzeit einen vierwöchigen Probebetrieb durchläuft. Er sagt: "Alles läuft einwandfrei, der anfallende Klärschlamm wird optimal genutzt. Und wir benötigen auch keinen Filter, da unser Faulgas top ist."
Knapp 500 Kilowattstunden Strom werden künftig täglich selbst in der Kläranlage Hillesheim produziert, jährlich mehr als 170 000 Kilowattstunden. Metzen konkretisiert: "Dies ist etwas mehr als die Hälfte des Strombedarfs, der für den Betrieb der Kläranlage benötigt wird." Zum Beispiel, um das Abwasser von einem in das andere Becken zu pumpen, um die Belüftungsanlagen im Klärbecken oder die Umwälzanlagen zu betreiben.
Ökologisch ist die Anlage noch aus einem anderen Grund, wie Werkleiter Eilert weiß: "Bislang haben wir das überschüssige Faulgas abgefackelt." Das Blockheizkraftwerk in der Kläranlage in Hillesheim funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Beim Vergären des anfallenden Klärschlamms im Faulturm entstehen in großen Mengen Gase, die als Faul- oder Klärgas bezeichnet werden. Dieses Gas besteht zu 60 bis 70 Prozent aus leicht brennbarem Methan, der Rest ist Kohlendioxid. Aus einem Kubikmeter Klärgas lässt sich eine Energiemenge von sechs bis sieben Kilowattstunden gewinnen. Das bei der Faulung anfallende Klärgas reicht einerseits aus, um den Faulturm auf konstante 35 Grad zu beheizen (damit der Faulungsprozess optimal verläuft), andererseits kann das überschüssige Klärgas im BHKW effizient verbrannt werden. Die daraus gewonnene Energie, in Form von Strom und Wärme, wird ausschließlich zur Energieversorgung des Klärwerks genutzt. Rund die Hälfte des für den Betrieb der Kläranlage benötigten Stroms wird künftig mit dem BHKW produziert. mh

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