Himmlische Klänge, aus der Not geboren

GILLENFELD. Weil es in der Pfarrgemeinde St. Andreas zurzeit keinen Kirchenchor gibt, haben sich etwa 30 Frauen und Männer unter der Leitung von Karl Mayer als Projektchor für die Christmette zusammengefunden. Pastor Carsten Rupp hat ihnen den Titel "Chöre der Engel" verliehen. Der Trierische Volksfreund besuchte eine Probe.

Im Gillenfelder Pfarrheim ist Chorprobe. Die Frauen und Männer allen Alters - die Jüngste ist 25, der Älteste ist 80 Jahre - öffnen ihre Liedmappen, Karl Mayer spielt ein paar Töne auf dem Klavier und gibt den Einsatz. An diesem Abend steht als Erstes das Weihnachtsevangelium nach Lukas auf dem Plan. Pastor Carsten Rupp hat den Part des Evangelisten übernommen und beginnt mit seinem ausgezeichneten Tenor die wahrscheinlich bekannteste Geschichte aus der Heiligen Schrift zu singen: "In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl..."Der Chor greift einige Textstellen vierstimmig auf. Und als Karl Mayer den Einsatz für das Lied "Es ist ein Ros' entsprungen" gibt, erklingt es ganz zart und leise als Hintergrund zum Vortrag des Pastors. Eben so, wie es der Titel, den Carsten Rupp dem Projektchor gegeben hat, schon erahnen lässt: wie die biblischen "Chöre der Engel". Auf dem Probenplan stehen noch eine deutsche Version des Gospels "Heaven is a wonderful place" und klassische Weihnachtslieder wie Glucks "Hoch tut euch auf" und Bachs "Uns ist ein Kindlein heut geborn".

Was auf den ersten Blick wie eine ganz normale Kirchenchorprobe aussieht, geht auf eine von Pastor Rupp aus der Not geborene Idee zurück. Als der junge Geistliche im Sommer 2004 die Pfarrei Gillenfeld übernahm, gab es dort bereits seit drei Jahren keinen Kirchenchor mehr, denn für den 2001 verstorbenen Chorleiter hatte sich kein Nachfolger gefunden. "Ich wollte aber unbedingt einen Chor", sagt Pastor Rupp im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. "Gerade an den hohen Kirchenfesten sorgt ein Chor für zusätzlichen Glanz in der Liturgie."

In einem Pfarrbrief veröffentlichte er im Herbst 2005 einen Aufruf: "Gesucht werden Sängerinnen und Sänger, die bereit sind, in einem Projektchor unter Leitung der Organistin Simone Franzen die Christmette in Gillenfeld zu gestalten." Etwa zwei Dutzend Frauen und Männer machten mit. Der Chor erntete viel Lob und Anerkennung. Und bereits in der Fastenzeit 2006 fanden sich noch mehr gute Stimmen zusammen, um musikalisch in der Osternacht mitzuwirken. Aus Zeitgründen gab Simone Franzen die Leitung an Karl Mayer ab, und er - ehemaliger Dirigent des Musikvereins Gillenfeld - führt "die Chöre der Engel" nun auch in der diesjährigen Christmette, die um 22.30 Uhr beginnt.

Erich Meeth ist mit 80 Jahren das älteste Chormitglied. Seit 1946 hatte er im Gillenfelder Kirchenchor gesungen und das Aus des Chors sehr bedauert. "Ich bin sehr froh, dass wenigstens an den hohen Feiertagen wieder ein Chor singt, und ich bin mit Begeisterung dabei", sagt er. Auch Ortsbürgermeisterin Heike Hermes singt in dem Projektchor. "Ich finde es gut, dass ich mich nur für einen überschaubaren Zeitraum verpflichten muss", erklärt sie. Dem Chorleiter und ihren Mitstreitern bescheinigt sie: "Wir sind gutes Team." Pastor Carsten Rupp hegt derweil eine Hoffnung: "Vielleicht macht das Singen den Leuten so viel Spaß, dass wir bald wieder einen ‚richtigen' Kirchenchor haben."

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