Hinterweiler – klar zum Abheben

HINTERWEILER. Von vielen Einheimischen noch unbemerkt, herrscht bei Hinterweiler auf dem wahrscheinlich kleinsten Flugplatz Deutschlands seit 2001 reger Betrieb. Der TV war mit an Bord des Ultraleichtflugzeugs von Günter Hens.

Mit einem Lexikon, zur Kommunion geschenkt, fing alles an. Der Artikel über Flugzeuge faszinierte Günter Hens. Seit 1980 fliegt er selbst. Zunächst schwang er sich mit dem Drachen in die Luft, inzwischen hat Hens die Zulassung für seinen eigenen kleinen Flugplatz und ist stolzer Besitzer eines Ultraleichtflugzeuges "Diamant Twin". "Eben hab ich die Windhose rausgehängt. Dann hab ich hier oben quasi die Lufthoheit", erklärt er. Seine Augen leuchten vor Begeisterung. Aus dem einzigen kleinen Hangar auf der Wiese rollt Hens mit Hilfe seines Kollegen Arnold Vierkotten ein Flugobjekt, das an einen Auto-Scooter mit Propeller erinnert, der an einer Flug-Drachen-Konstruktion hängt. Ein Sportflugplatz in erreichbarer Nähe, wo er jederzeit ungestört starten, landen und tüfteln könne, sei immer sein Traum gewesen, sagt Hens. Nachdem er ein geeignetes Gelände ins Auge gefasst hatte, beantragte er 1991 die Genehmigung, zwischen Hinterweiler und Betteldorf einen Flugplatz anzulegen. "Es war ein steiniger Weg bis zur Zulassung 2001. 27 Behörden waren an der Genehmigung beteiligt, auf zahlreichen Ratssitzungen habe ich mein Projekt vorgestellt. Zwei Kläger sind gegen mein Vorhaben sogar bis zum Bundesverwaltungsgericht gegangen." Sein Herz schlage eigentlich für die "motorlose" Fliegerei, bekennt der 49-Jährige. Die besondere Herausforderung liege darin, die Kräfte der Natur zu erkennen und zu nutzen. Doch zum Drachenfliegen bleibt ihm einfach keine Zeit mehr. Hens hat genug damit zu tun, die Sportfreunde mit ihren Hängegleitern in die Luft zu schleppen. Beim Anblick des "Diamant Twin" stellt sich unwillkürlich die Frage: Wie gefährlich ist die ganze Sache? Die Einschätzung von Pilot Hens: "Das ist wie beim Autofahren. Man darf sich selbst nie über- und das Wetter nicht unterschätzen." Deshalb ist auch die Ausbildung äußerst anspruchsvoll. Wer selbst ein Flugzeug steuern will, muss vorher eine fliegerärztliche Untersuchung bestehen und sich Kenntnisse in Meteorologie, Navigation, Aerodynamik, Funk und Pyrotechnik aneignen. Aber mitfliegen darf jeder. Was die Sicherheit angeht, sind die meisten Fluggäste beruhigt, wenn sie erfahren, dass der "Diamant Twin" einen Rettungsfallschirm hat, der das Gefährt samt Passagieren auffangen kann. Und dann geht's hinauf in den Himmel! Hens steuert sein Ultraleicht-Flugzeug routiniert und gemächlich bei 50 bis 70 Kilometern über die Eifellandschaft. Über Funk sind die Helme von Pilot und Fluggast verbunden. Hens sagt während der "Luftwanderung" stets an, was er als nächstes vorhat, weist auf Sehenswürdigkeiten hin und erklärt die Geräte. Der gelernte Schreiner Hens hofft, mit den Ultraleicht-Flügen als "touristischen Farbtupfern" in Zukunft noch mehr Menschen anzulocken. Bei Mitgliedern des Drachenflieger-Clubs Vulkaneifel und auch bei Sport-Fliegern aus Belgien und Holland ist der "Grashüpfer"-Flugplatz beliebt.Beste Bedingungen dank Eifeler Thermik

Günter Hens erklärt, warum: "Die Eifel bietet beste Thermik-Bedingungen. Durch die hügelige Landschaft und den Lavaboden erwärmt sich die Luft schnell und steigt dann in Schlauch- oder Paket-Form nach oben. Diese Luftströme lassen sich dann wunderbar nutzen." Zwar gebe es in der Luft ebenso "Schlaglöcher wie auf den Straßen in der Eifel", doch diese gleicht der Pilot geschickt aus. Und am Ende legt er auf der grünen Wiese eine sanfte Landung hin.

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