Verkehrsgeschichte Zeitdokument mit aktuellem Bezug
Pelm · Ein vor 74 Jahren von Fredy Lange aufgenommenes Foto zeigt den Wiederaufbau der Pelmer Kyllbrücke nach ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg. Das Hobbyhistoriker-Ehepaar Thea und Wolfgang Merkelbach entdeckte die Aufnahme.
Bei Recherchen und Vorbereitungen zu Band sechs der „Pelmer Geschichten“, der im Spätherbst erscheinen soll, fiel dem pensionierten Lehrer-Ehepaar Thea und Wolfgang Merkelbach – sie 82, er 81 Jahre alt – jüngst die Reproduktion eines Fotos in die Hände, das die beiden Lokalhistoriker nicht mehr los ließ. Sie schickten die Aufnahme an die Redaktion des Trierischen Volksfreunds. Der Fund ist gleich unter mehreren Gesichtspunkten von Interesse.
Aufgenommen von dem Gerolsteiner Berufsfotografen Fredy Lange (1903 bis 1989), zeigt es eine Szene des Wiederaufbaus der Eisenbahnbrücke über die Kyll bei Pelm. In wenigen Tagen jährt sich die Aufnahme, die am 30. Juli 1946 gemacht wurde, zum 74. Mal.
An dem Bild lasse sich gut Langes meisterliche Beherrschung des Fotografenhandwerks erkennen, sagt Thea Merkelbach – auch seine Hingabe und Ausdauer sei an der Fotografie zu erkennen. So übrigens auch an den weiteren der ungefähr 23♦000 Bilder, die der Gerolsteiner Rainer Nowotny mühevoll digitalisiert und archiviert hat. Manche von Langes Fotos sind bereits in Heinz Schmitz (ebenfalls Gerolstein) 1989 veröffentlichtem Bildband „Damals in der Eifel“ erschienen.
Und das nun gefundene Bild hat durchaus einen sehr aktuellen Bezug, wurde die Brücke doch als Querung für die Eisenbahnstrecke von Andernach über Mayen nach Gerolstein, die als Eifelquerbahn am 15. Mai 1895 eröffnet worden ist, gebaut. Es ist davon auszugehen, dass die Kyllbrücke in Pelm zwishen 1894 und 1895 gebaut wurde und wie so viele andere – Anfang März 1945 beim Heranrücken der Amerikaner von den Deutschen zerstört wurde.
Auch ohne das nun aufgefundene Bild stand bereits fest, dass die Bahnstrecke etwa zwei Jahre nach Kriegsende wieder in Betrieb war. Das Archiv der Merkelbachs berichtet davon, dass 1947 eine Frau aus Pelm nach dem Aussteigen aus dem Zug aus Richtung Daun in der Dunkelheit in der Kyll ertrunken sei – die Bahnstrecke wurde zu diesem Zeitpunkt also schon wieder genutzt.
Mit weiteren Fakten aus dem Jahr 1946 versorgt Manfred Jehnen (Blankenheim) als Vorsitzender der Eisenbahnfreunde Jünkerath den TV. Am 30. April war von der Oberdirektion der Deutschen Eisenbahnen in Speyer der vormals genehmigte Betrag für den Wiederaufbau der Pelmer Brücke von 300♦000 auf 100♦000 Reichsmark gesenkt worden.
Wolfgang Merkelbach erkennt hier auch einen möglichen Grund für die schlechte bauliche Ausführung und den heutigen maroden Zustand des Bauwerks. Am 21. Juni heißt es im Monatsbericht des Reichsbahnbetriebsamtes Gerolstein zur Kyllbrücke bei Pelm, dass die Aufräumarbeiten zu 80 Prozent und der Wiederaufbau zu 45 Prozent erfolgt seien und dass ein Pfeiler aufgemauert und die Fundamente zu drei Pfeilern hergerichtet seien.
Die Fertigstellung der Brücke belegen Notizen von der Überführung einer Lok nach Gerolstein am 26. August und von der Aufnahme des regulären Zugverkehrs auf dem Abschnitt Mayen – Gerolstein am 29. August 1946.
Seit dem 1. Januar 2013 ist der Abschnitt Gerolstein – Daun – Kaisersesch gesperrt, weil Zugfahrten ohne aufwändige Sanierung der Strecke inklusive eines etwa sechs Millionen Euro teuren Neubaus der Pelmer Kyllbrücke nicht möglich seien (der TV berichtete mehrfach). Zwar kam in den vergangenen Wochen wieder Bewegung in die Diskussion um die Wiederinbetriebnahme der Eifelquerbahn – unter anderem wird aktuell geprüft, ob nicht der Einsatz von Wasserstoffzügen eine Lösung wäre, doch ob tatsächlich irgendwann wieder Züge über die einst so wichtige Strecke rollen können, steht noch in den Sternen.