Historische Bühne in Mückeln vor dem Aus

Mückeln · Wie geht es weiter mit der Historischen Bühne in Mückeln? Diese Frage ist nach dem Tod des Gründers Günther Steffes im Jahr 2011 ungeklärt. Seitdem finden keine Aufführungen mehr statt. Seine Mitstreiter jedenfalls möchten die Bühne nicht fortführen.

Mückeln. Er lebte für die Mückelner Theaterbühne. Er war ihr Motor und Herz, schrieb Stücke, Rollen und Regieanweisungen, inszenierte, organisierte und plante: Gründer Günther Steffes. Seit seinem Tod im Jahr 2011 ist die selbst gestaltete Bühne im Mückelner Bürgerhaus nie wieder aufgebaut worden. Und so wird es wohl auch bleiben.
Denn so wollen es Witwe Ulrike Steffes, Tochter Tanja Durchdewald und Schwiegersohn Volker Durchdewald - ein aktives Trio der Historischen Bühne. Und sie möchten auch erläutern, warum. Denn: "Dass nun, nach über 60 Jahren, kein Theater mehr gespielt werden soll, bedarf offensichtlich einer öffentlichen Erklärung. Sogar Mitmenschen aus dem nächsten Umfeld suchen nach einem Grund", sagt Ulrike Steffes. Und die Familie hat einen nachvollziehbaren. "Das Werk von Günther Steffes kann, soll und darf nicht kopiert oder nachgeahmt werden. Es wäre eine Verfälschung", erklären Tanja und Volker Durchdewald. "Deshalb kann die Historische Bühne Mückeln so nicht wieder aktiv werden. Eine Art anderes Theater zu spielen, würden wir nicht schaffen!"

Nichts von der Stange


Ulrike Steffes erinnert sich: "Lange bevor die Aktiven sich zur ersten Lesung getroffen haben, ist von Steffes das neue Stück geschrieben worden. Er wusste, wer ihm zur Verfügung stand und konnte alle Rollen personenbezogen schreiben."
Es habe keine Theaterstücke von der Stange gegeben. Und die Historische Bühne sei kein Theater, das zum Verkauf für jedermann steht.
Steffes kann daher nach Meinung seiner Witwe nicht ersetzt werden. "Jede Weiterführung des Theaters in gewohnter Form mit dem Anspruch, dem Gast etwas Außergewöhnliches, Besonderes zu bieten, ist ohne Günthers Einsatz einfach nicht möglich. Der Name Historische Bühne soll unbedingt für immer mit Günther Steffes verbunden bleiben, denn er hat diesen Namen geprägt und zum Erfolg geführt", sagt sie.
Ein neues Theater müsse daher einen neuen Namen und neue Grundgedanken haben, wobei die Theaterstücke von Günther Steffes urheberrechtlich geschützt werden müssten.
Mückelns Ortsbürgermeister Erwin Steffes findet es schade, dass die Ära der Historischen Bühne endet. Er sagt: "Offiziell weiß ich nichts über ein endgültiges Ende der Aktivitäten der Historischen Bühne. Wenn es so sein sollte, ist es ein großer Verlust für die Kulturszene in Mückeln."
Er gibt aber zu bedenken: "Auch für die Bemühungen der Ortsgemeinde in Bezug auf die Auslastung des Bürgersaals ist das ein Rückschlag. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an die Kosten für die Ortsgemeinde bei der Anschaffung der Saalbestuhlung."
Extra

Die Anfänge des Theaterspiels in Mückeln liegen in den späten 1940er Jahren. Damals gab es noch keinen Theaterverein, sondern eine Laienspielgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Gesangvereins. 1968 wurde der Gesangverein von der Theatergruppe getrennt. Ein eigenständiger Verein entstand. Günther Steffes übernahm 1967 die Leitung und legte den Fokus allmählich auf historische Stücke. 1980 gründete er die Historische Bühne. Steffes schrieb Stücke und inszenierte sie. Die Historische Bühne Mückeln war für ihre anspruchsvollen Bühnenbilder, Kostüme und guten Darsteller bekannt. Steffes brachte Geschichten aus der Heimat wie die "Pest von Weinfeld" (1985) oder den "Mord in der Sprünker Mühle" (1981) auf die Theaterbühne. Steffes starb im Jahr 2011. bs

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